In vielen Schweizer Kantonen beginnen dieses Wochenende die Sommerferien – eine Zerreissprobe für die Schweizer Flughäfen. Zwischen 80'000 und 90'000 Passagiere pro Tag fertigt alleine der Flughafen Zürich übers Wochenende ab. «Damit ist es eines der meistfrequentierten seit Ausbruch der Coronapandemie», sagt eine Sprecherin des Flughafens Zürichs. Der Betrieb laufe ohne Annullierungen oder längere Wartezeiten.
Ob es so weitergeht, steht in den Sternen. Denn das europaweite Flug-Chaos brachte auch die Flughäfen hierzulande an ihr Limit. Der wirkliche Ansturm steht aber erst an. Gerät die Lage ausser Kontrolle, könnte es vielen wie Matthias Stuber (18) ergehen.
Party nach Abschlussprüfungen
Eigentlich hätte es ein entspannter Trip nach Barcelona für Stuber und seine drei Freunde werden sollen. Die Abschluss-Prüfungen haben sie soeben hinter sich gebracht. Endlich ist der Weg frei, um sich ins Party-Getümmel der spanischen Costa Brava zu stürzen. Dafür müssen sie aber erst einen Flug nach Barcelona hinter sich bringen, der sich in eine wahre Odyssee verwandeln sollte.
Die Schwierigkeiten beginnen bereits Wochen vor dem Abflug: Als der Personalmangel an Europas Flughäfen zum ernsthaften Problem anschwillt, zieht Easyjet die Reissleine. Tausende Flüge werden gestrichen, betroffen ist auch die Verbindung von Stuber und seinen Freuden.
Schlafen am Flughafen
Sie buchen um und fliegen neu ab Genf. Doch dann: «Als wir am Genfer Flughafen aus dem Zug stiegen, erhielten wir ein SMS, dass auch dieser Flug annulliert war», erinnert sich Stuber. Sofort kämpfen sich die vier Freunde durch die Warteschleife der Billig-Airline. Nach vierzig Minuten sind sie endlich erfolgreich. Glück im Unglück: Der Flug vom Euroairport in Basel nach Barcelona hat noch genau vier Plätze frei.
Mit einer der letzten Verbindungen geht es schliesslich quer durch die Schweiz nach Basel. «In Solothurn nochmals aussteigen hätte sich nicht mehr gelohnt, also schliefen wir für vier Stunden am Flughafen in Basel», sagt Stuber.
Über einen Tag unterwegs
Als die Maschine um sechs Uhr früh am nächsten Morgen abhebt, ist Stuber aber noch lange nicht am Ziel. «Wir mussten noch einen dreistündigen Zwischenstopp in Berlin einlegen», berichtet Stuber. Am Nachmittag landet die Maschine schliesslich auf spanischen Boden.
Per Flugzeug eigentlich ein Katzensprung wurde der Abstecher ins spanische Ferienparadies für die jungen Freunde Ende Juni zum Marathonlauf. «Von Tür zu Tür brauchten wir genau 24 Stunden und 14 Minuten.» Der Wahnsinnsverspätung zum Trotz sagt Stuber: «Weil wir gerade die Prüfungen hinter uns gebracht hatten, war da dieses Gefühl der absoluten Freiheit. Darum haben wir unseren Humor nie verloren.»
Übrigens: Die Rückreise brachten die vier Freunde ohne grössere Probleme in wenigen Stunden über die Bühne.