Swissmem knöpft sich UBS vor
Industrielle starten Umfrage zu Firmenkrediten

Hat sie oder hat sie nicht? Gemeint ist die UBS und ob sie nach der Übernahme der Credit Suisse die Kreditkonditionen für Schweizer Unternehmen verschlechtert hat oder nicht. Der Industriellenverband will es wissen und befragt seine Mitgliedsfirmen.
Publiziert: 01.09.2024 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2024 um 11:06 Uhr
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Er muss die Credit Suisse integrieren: UBS-Chef Sergio Ermotti.
Foto: Thomas Meier
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Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Meldungen, dass die Bank zu ihren Gunsten an der Zinsschraube gedreht habe, gibt es zuhauf. Blick hat mehrfach über konkrete Beispiele berichtet, Anfang Mai etwa über ein Unternehmen mit Sitz in der Innerschweiz. Der Chef legte den E-Mail-Verkehr zwischen seiner Finanzabteilung und der UBS offen. Aus den Schreiben ging hervor, dass die UBS die Zinsmarge um 40 Prozent erhöht hatte. Der langjährige UBS-Kundenberater versuchte noch zu beschwichtigen. Bei der UBS habe eben «ein neues Zeitalter begonnen», sagt er. 

Beispiele wie diese brachten nicht nur die UBS in Erklärungsnot, sondern auch den Industriellenverband Swissmem. Im Juni sagte Vizedirektor Jean-Philippe Kohl zu Blick, dass «zurzeit noch keine Anzeichen erkennbar» seien, dass die UBS die Kreditkonditionen für Unternehmen der Tech-Industrie verschlechtert. 

Doch diese Aussage stützte sich auf ein Stimmungsbild im Vorstand des Verbands, wo die Situation im Rahmen einer Sitzung besprochen wurde. Wobei das Resultat kaum erstaunt. Weil sofort Zweifel an der Bonität aufkommen, gibt kein Unternehmer zu, dass seine Bank die Konditionen verschlechtert hat. Präsident Martin Hirzel (54), der sich in der Debatte bisher erstaunlich zurückhielt, musste reagieren. 

Jetzt will es der Verband genauer wissen. Wie Sprecher Noé Blancpain auf Anfrage sagt, wird Swissmem «in den kommenden Wochen eine grössere Anzahl Mitgliedsfirmen zum Thema befragen». Die Ergebnisse der Umfrage sollen bereits im September vorliegen. Es ist zu hoffen, dass die Umfrage professionell und damit anonym durchgeführt wird. Insgesamt vereint Swissmem 1400 Unternehmen aus der Maschinen- und Elektro- und Metallindustrie, die rund 330'000 Personen beschäftigen. 

Vertreten sind Firmen wie ABB, Bucher, Georg Fischer, Siemens oder Stadler Rail. Das Machtzentrum ist der Vorstandsausschuss. Darin sind die Schwergewichte der Industrie versammelt. Einer, der die Fäden zieht, ist Bahnunternehmer Peter Spuhler (65), der mit seinen Beteiligungen gleich mehrere Industriefirmen vertritt. 

UBS: Keine generelle Verschlechterung

Die UBS stellt sich auf den Standpunkt, dass es keine «generelle Verschlechterung» gebe. In einem «Bilanz»-Artikel sagte Sabine Keller-Busse (59), die für das Klein- und Firmenkundengeschäft der fusionierten Bank zuständig ist: «Das hat nichts mit der Integration zu tun. Die Zinssituation, die Geldmenge und das Marktumfeld haben sich verändert. Wir praktizieren ein markt- und risikogerechtes Pricing.» 

UBS-Vertreter werden auch nicht müde, die Arbeit der Credit Suisse im Schweizer Firmenkundengeschäft schlechtzureden. Die UBS wirft den CS-Bankern «mangelndes Risikobewusstsein» vor, wie in der «Bilanz» nachzulesen ist. Keller-Busse als Schweiz-Chefin sei jedenfalls «ernüchtert» gewesen, als sie Einblick in die Bücher erhielt. Die Verluste auf Firmenkrediten bei der CS seien bei vergleichbarem Volumen «sechsmal höher» als bei der UBS, sagte sie. 

Allerdings, und das wird in dieser Betrachtung ausgeblendet, greift es zu kurz, bei der Beurteilung einer Bank allein auf die Kreditausfälle abzustellen. Entscheidend ist, wie die Risiken gemanagt werden und was am Ende in der Erfolgsrechnung als Gewinn oder Verlust herausschaut. Wenn eine Bank ein risikoaverses Geschäftsmodell fährt wie die UBS, wird sie zwar weniger Kreditausfälle verbuchen, verdient aber auch entsprechend viel weniger. 

Und genau das war der Fall. Die CS Schweiz schnitt in der Endabrechnung über Jahre besser ab als die UBS. Wer das nicht glaubt, kann eine wichtige Kennzahl der beiden Banken vergleichen: die sogenannte Cost-Income-Ratio. Hier schnitt die Credit Suisse Schweiz stets besser ab als die UBS. Das bedeutet, dass die «unternehmerische» CS mit tieferen Kosten höhere Erträge erwirtschaftete als die «risikoscheue» UBS, die den Schweizer KMU lieber einen Kredit zu wenig gab als einen zu viel. 

CS Schweiz ein Robinsonspielplatz tollkühner Banker?

Wären die Kreditausfälle der CS wirklich materiell gewesen, wie Sabine Keller-Busse insinuiert, dann hätte das die Kosten der CS in die Höhe getrieben und die Cost-Income-Ratio verschlechtert. Was aber nicht der Fall war. Die CS Schweiz war kein Robinsonspielplatz, wo tollkühne Banker ihr Unwesen trieben, wie das Narrativ der UBS suggeriert. Zudem verschweigt die Erzählung, dass auch langjährige UBS-Kunden über schlechtere Konditionen klagen. 

Noch im Februar klang das anders. UBS-Chef Sergio Ermotti damals zu den Folgen der Übernahme der CS: Kurzfristig werde es zwar schwierig sein, die Spitzenrenditen zu erreichen, die die UBS in der Vergangenheit erzielt habe, aber sein Ziel sei es, die Lücke innerhalb eines vernünftigen Zeitraums zu schliessen. «Dies erfordert eine Neubewertung und/oder den Ausstieg aus Engagements mit niedrigen Renditen.»

Offenbar hat UBS den Industrieverband Swissmem gebeten, Beschwerden von Kreditkunden weiterzureichen. Bisher hat die Grossbank keine einzige erhalten. Spätestens Ende September wird Klarheit darüber herrschen, was an der Sache dran ist. 

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