Die Swiss-Pilotinnen und -Piloten sind sauer. Sie wollen bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn. Die Flugkapitäne und die Lufthansa-Tochter Swiss verhandeln seit Monaten über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). In den vergangenen Wochen verhärteten sich die Fronten. Streiken die Piloten noch im Oktober? Oder doch nicht aus Rücksicht auf die Passagiere?
Ob es so weit kommt, entscheidet sich in den nächsten Stunden. Bis Sonntag um 8 Uhr morgens haben die Pilotinnen und Piloten der Swiss noch Zeit, um ihre Stimme abzugeben. Es zeichnet sich eine hohe Stimmbeteiligung ab – am Freitag hatten bereits mehr als 90 Prozent der Aerpoers-Mitglieder an der Abstimmung teilgenommen, wie Blick weiss.
In Pilotenkreisen ist von einem klaren Ja-Trend die Rede. «Alles unter 70 Prozent Ja-Stimmen wäre eine Überraschung», sagt einer der Piloten zu Blick. Alle wollen nur anonym sprechen – aus Angst vor Repressalien.
Streitkultur der Deutschen?
Klar wird: Einigkeit sucht man im Cockpit der Lufthansa-Tochter Swiss vergebens. Ein langjähriger Schweizer Pilot stellt sich entschieden gegen die Streikdrohungen der Gewerkschaft. «Meine deutschen Berufskollegen haben diese Streikkultur eingeschleppt», sagt er. «Wir sollten das anders lösen.» Anders sieht es eine Pilotin. «Nur der Streik wird Bewegung in die Verhandlungen bringen», ist sie überzeugt.
Der Kampf der Swiss-Piloten
Eine Arbeitsniederlegung würde die Swiss schwer treffen. Die Piloten planten den Streik laut Blick-Informationen erst am kommenden Wochenende. Ausgerechnet dann also, wenn viele Schweizerinnen und Schweizer aus den Herbstferien zurückkehren. «Dieses Datum macht Sinn – es soll unserem Arbeitgeber ja auch wehtun», sagt die Pilotin. Doch in den neusten Plänen ist von einem Streik erst Ende Oktober die Rede – vorher sollen noch Gespräche geführt werden.
Lenkt die Swiss im letzten Moment ein?
Bei einem Ja am Sonntag ist der Streik am Flughafen Zürich also noch nicht Tatsache. Die Gewerkschaft Aeropers und ihre Piloten hoffen weiter darauf, dass die Swiss-Spitze um CEO Dieter Vranckx in letzter Sekunde noch einlenken wird. Man werde den Streik aber ansonsten «wirklich auch durchziehen», stellen die Befürworter klar. «In der Geschichte der Swiss standen wir noch nie so nahe an einem Streik, wie heute», sagt einer.