Steven Christen (51) aus Basel hat sie schon, die begehrte Impfung gegen das Coronavirus. Die Enkeltochter seiner Frau, die im gleichen Haushalt wohne, sei Hochrisikopatientin, sagte er am Dienstag im BLICK. Sie leide an Myotoner Dystrophie, das heisst, ihre Entwicklung ist verlangsamt.» Christen: «Wenn sie Covid bekommen würde, wäre das lebensgefährlich.»
Ist Christen ein Einzelfall? Die Impfstrategie des Bundes gibt anderes vor. Hier heisst es: «Oberste Priorität bei einer Covid-19-Impfung haben Menschen über 75 Jahre und Menschen mit chronischen Krankheiten.»
Ausnahmen bestätigen die Regel
Doch nicht alle Kantone halten sich offenbar an die Empfehlungen, wie Recherchen zeigen. «Das ist kantonal verschieden, dazu können wir keine Aussage machen», sagt ein Mitarbeiter der Corona-Infohotline des Kantons Basel-Landschaft.
Tatsächlich: Kantone wie Zürich und Bern halten sich streng an die Vorgaben. Wer nicht über 75 respektive 65 Jahre alt oder kein Risikopatient ist, habe derzeit keine Chance auf eine Impfung, bestätigen die Kantone.
Erst die Alten und Risikopatienten
Das BAG mahnt. «Die Impfdosen stehen aktuell nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung», sagt eine Sprecherin der Behörde. «Es liegt in der Verantwortung der Kantone, die Zielgruppen korrekt zu definieren.»
Erst an dritter Stelle kommen gemäss der BAG-Empfehlungen Personen wie Steven Christen aus Basel, die einen «engen Kontakt» mit Risikopatienten pflegen. Fast alle Kantone geben auf Nachfrage von BLICK an, die Empfehlungen des BAG ernst zu nehmen.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Umso verstörender sind immer wieder Social-Media-Posts von Leuten, die eine Ausnahme von der Regel sind, und bereits gepikst wurden. Und dann gibt es Superreiche, wie der Milliardär Johann Rupert (70) aus Südafrika, der die Impfung in Frauenfeld TG sogar noch vor dem offiziellen Impfstart am 12. Januar erhielt.
Obwohl ein Mitarbeiter der Thurgauer Corona-Informationsstelle versichert, dass «der Kanton sich an die Impfempfehlung» halte. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass andere, nicht Risikopersonen auch früher drankommen können, räumt er schliesslich ein. «Das hängt auch von Nachfrage und Angebot ab», so der Mitarbeiter.
Gemäss offizieller Infoline des BAG gibt es Ausnahmen: «Wenn der Kanton gerade genug Impfstoff zur Verfügung hat und einen freien Termin anbieten kann, kann es durchaus sein, dass eine Person ausserhalb der Risikogruppe schon früher drankommt.»