«Die Tourismusgemeinden sind immer sehr innovativ»
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Heinrich Summermatter:«Die Tourismusgemeinden sind immer sehr innovativ»

Steuerstreit in den Alpen ruft obersten Ferienwohnungsbesitzer auf den Plan
«Es gibt keinen Grund für eine Objektsteuer»

Der Präsident des Dachverbands der Schweizer Ferienwohnungsbesitzer, Heinrich Summermatter, spricht sich gegen eine geplante Objektsteuer für Zweitwohnungen aus. Nach seiner Einschätzung werden die Chaletbesitzer bereits heute zu stark zur Kasse gebeten.
Publiziert: 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 16:01 Uhr

Auf einen Blick

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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Heinrich Summermatter (78) weiss sehr wohl, dass der direkte Weg nicht immer zum Ziel führt. Das Chalet Wildhorn des Präsidenten des Dachverbands der Schweizer Ferienwohnungsbesitzer thront oberhalb von Lenk BE auf 1600 Metern über dem Meer. Wer dorthin fährt, muss eine schmale Strasse und enge Kurven passieren. Einen ähnlichen Schlingerkurs hat das Parlament in den letzten Jahren bei der geplanten Abschaffung des Eigenmietwerts für Wohneigentum hingelegt. Besitzerinnen und Besitzer von Ferienwohnungen profitieren dabei jedoch nicht wirklich, sagt Summermatter beim Empfang von Blick. Künftig sollen sie stattdessen eine Objektsteuer für ihre Zweitwohnungen zahlen, über die das Schweizervolk in diesem Jahr noch abstimmen wird. Für Summermatter ist aber jetzt schon klar: Einmal mehr will man den Ferienwohnungsbesitzern ans Portemonnaie.

Blick: Wie gross ist Ihre Freude an der neuen Steuer für Zweitwohnungsbesitzer?
Heinrich Summermatter: Wenn man politisch zum Schluss kommt, dass man den Eigenmietwert abschaffen will, sehe ich nicht ein, warum man die Zweitwohnungsbesitzer mit einer neuen Steuer zur Kasse bitten will. Wir sind absolut gegen diese Steuer und positionieren uns in der Abstimmung für ein Nein. Ich sehe keinen Grund für eine Objektsteuer. Für welche Gegenleistungen sollen wir diese zahlen?

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Heinrich Summermatter vor seinem Chalet in Lenk. Er wehrt sich gegen eine neue Objektsteuer für Ferienwohnungsbesitzer.
Foto: Kim Niederhauser

Sie nutzen doch die Infrastruktur der Gemeinde mit.
Die touristische Infrastruktur finanzieren die Ferienwohnungsbesitzer bereits mit den Kurtaxenpauschalen mit. Und auch fürs Wasser, Abwasser und die Kehrichtabfuhr bezahlen wir verhältnismässig viel. Zudem brauchen wir am Ort der Ferienwohnung keine Schulen oder Sozialfürsorge.

Allerdings profitieren Sie von anderen Dienstleistungen: sicherheitsrelevanten wie die Forstwirtschaft, dem Aufbau von Gesundheitszentren, Gemeindeangestellten oder dem Strassenunterhalt. Die Gemeinde Obergoms gab eine Studie in Auftrag, die zeigt, dass die Ferienwohnungsbesitzer bereits heute 1,1 Millionen Franken zu wenig zahlen.
Ich kenne diese Studie. Auftraggeber war die Gemeinde. Wir kommen hier auf andere Zahlen, und zwar, dass Ferienwohnungsbesitzer die von ihnen verursachten Kosten mindestens decken. «Zweiteinheimische», wie wir uns nennen, zahlen in den Tourismusgemeinden bereits heute erhebliche Steuern. Mancherorts kommen wir für rund 20 oder gar 30 Prozent der Gemeindesteuern auf, der grösste Teil davon über den Eigenmietwert.

Auch in der Gemeinde Lenk und in anderen Tourismusgemeinden geht man davon aus, dass die Einwohner die Ferienwohnungsbesitzer heute über die Steuern mitfinanzieren müssen.
Ich bleibe dabei. Zweiteinheimische zahlen auch noch Liegenschaftssteuern. In Adelboden müssen sie mehr für den Strom bezahlen. In Lenk zahlen wir jährlich eine Abgabe von 3400 Franken für die Verbauung von Bächen. Zudem schätzen wir, dass Ferienwohnungsbesitzer, die ihre Wohnungen selbst nutzen, im Schnitt 20'000 Franken pro Jahr im Ort ausgeben. Das macht bei 400'000 Zweiteinheimischen etwa 8 Milliarden Franken, also mehr als ein Fünftel des Tourismusumsatzes in der Schweiz. Sie sind damit die wichtigste Stütze der Ferienorte!

In vielen Tourismusgemeinden müssen die Einwohner heute schon sehr hohe Steuern zahlen. Auch in Lenk. Ohne Kompensation des Eigenmietwerts geht die Rechnung nicht mehr auf.
Fällt der Eigenmietwert ohne Objektsteuer, haben diese Gemeinden tatsächlich ein Problem. In einem solchen Szenario müsste man sicher zusammensitzen und nach Lösungen suchen. Tagestouristen beteiligen sich aktuell zum Beispiel überhaupt nicht an den Infrastrukturkosten in den Tourismusgemeinden. Sie können alles gratis nutzen, und wir Zweitwohnungsbesitzer finanzieren den Tagesgästen mit unseren Kurtaxen und Steuern einen Teil des Aufenthalts mit.

Persönlich: Heinrich Summermatter

Als Präsident der Allianz Ferienwohnungen Schweiz ist Heinrich Summermatter (78) der oberste Zweitwohnungsbesitzer der Schweiz. Die Allianz wurde nach der Annahme der Zweitwohnungs-Initiative ins Leben gerufen, damit die Ferienwohnungsbesitzer ihre Interessen besser vertreten können. Summermatter ist Betriebsökonom und hat viele Jahre als Chefbeamter beim Bund gearbeitet. Das FDP-Mitglied hat einen erwachsenen Sohn und wohnt mit seiner Partnerin in Wohlen BE. Seit über 40 Jahren besitzt Summermatter ein Chalet in Lenk BE.

Als Präsident der Allianz Ferienwohnungen Schweiz ist Heinrich Summermatter (78) der oberste Zweitwohnungsbesitzer der Schweiz. Die Allianz wurde nach der Annahme der Zweitwohnungs-Initiative ins Leben gerufen, damit die Ferienwohnungsbesitzer ihre Interessen besser vertreten können. Summermatter ist Betriebsökonom und hat viele Jahre als Chefbeamter beim Bund gearbeitet. Das FDP-Mitglied hat einen erwachsenen Sohn und wohnt mit seiner Partnerin in Wohlen BE. Seit über 40 Jahren besitzt Summermatter ein Chalet in Lenk BE.

Sie wollen lieber die Tagesgäste zur Kasse bitten. Wie soll das gehen? Man kann nicht überall Drehkreuze aufstellen.
Ganz so abwegig ist das nicht. Der bei Touristen beliebte Steg am Brienzersee ist nur noch über ein Drehkreuz zugänglich. In Zermatt denken die Verantwortlichen über einen Eintritt für Tagesgäste nach. Man könnte so eine Taxe beispielsweise auf den Ticketpreis bei den Bahnen draufschlagen.

Einheimische und Ferienwohnungsbesitzer müssten sich bei der Seilbahn ausweisen, um von der Taxe befreit zu sein. Da scheint die Objektsteuer für Ferienwohnungen doch einfacher umsetzbar.
Die Umsetzung der Objektsteuer wäre viel zu kompliziert. Deshalb sind sogar die Tourismusgemeinden dagegen. Da belassen wir es tatsächlich lieber beim aktuellen System mit dem Eigenmietwert, das noch einen grossen Vorteil hat.

Und der wäre?
Beim Eigenmietwert können auch Investitionen in neue, nachhaltige und energiesparende Heizungen oder eine bessere Dämmung der Ferienwohnung von den Steuern abgezogen werden. So hält man die Chalets eher in Schuss, und davon profitieren auch das lokale Gewerbe und die Umwelt.

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