Seit letztem Sonntag weiss die Schweiz: Der Bundesrat, die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht (Finma) standen «seit Monaten» – so Bundesrat Alain Berset (50) – mit der Credit Suisse (CS) im Austausch hinsichtlich deren misslicher Lage.
Am Mittwoch davor, dem 15. März, wird die Rettungslösung für die CS in die Wege geleitet. An genau jenem Datum, während die Drähte zwischen Bern und Zürich heiss laufen und Krisen-Sondersitzungen anberaumt werden, nimmt CS-Präsident Axel Lehmann (64) in der saudischen Hauptstadt Riad im Rahmen der Financial Sector Conference 2023 an einer Podiumsdiskussion teil. Dort hält Lehmann unmissverständlich fest: «Staatshilfe ist kein Thema!» Man sei gut reguliert und habe eine genügend starke Kapitalquote.
Lehmann: «Man kann es jetzt ja in der Zeitung lesen, dass wir auch Probleme haben bei der CS. Aber wissen Sie, auf der einen Seite haben wir schon unsere Medizin genommen. Wir haben ein signifikantes Derisking unserer Bilanz vorgenommen. Wir sind in dieser Hinsicht jetzt seit fünf Monaten oder sogar noch länger auf dem richtigen Weg. Ich denke, das ist etwas, das andere Banken wahrscheinlich auch erwägen werden. In dieser Hinsicht sind wir weiter.»
Interviewerin: «Speziell Sie bei der CS: Wird es staatliche Unterstützung brauchen in der Zukunft?»
Lehmann: «Das ist kein Thema. Wir werden reguliert. Wir haben eine starke Kapitalquote und eine sehr gute Bilanz. Und wir haben alle Hände voll zu tun. Das ist also überhaupt kein Thema.»
Lehmann: «Man kann es jetzt ja in der Zeitung lesen, dass wir auch Probleme haben bei der CS. Aber wissen Sie, auf der einen Seite haben wir schon unsere Medizin genommen. Wir haben ein signifikantes Derisking unserer Bilanz vorgenommen. Wir sind in dieser Hinsicht jetzt seit fünf Monaten oder sogar noch länger auf dem richtigen Weg. Ich denke, das ist etwas, das andere Banken wahrscheinlich auch erwägen werden. In dieser Hinsicht sind wir weiter.»
Interviewerin: «Speziell Sie bei der CS: Wird es staatliche Unterstützung brauchen in der Zukunft?»
Lehmann: «Das ist kein Thema. Wir werden reguliert. Wir haben eine starke Kapitalquote und eine sehr gute Bilanz. Und wir haben alle Hände voll zu tun. Das ist also überhaupt kein Thema.»
Das auf Youtube zu sehende Video des US-Senders CNBC zur Podiumsdiskussion wird in Bankenkreisen herumgereicht, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Die interne Glaubwürdigkeit von Lehmann – weg. Auch viele UBS-Leute senden einander den Clip zu.
Für einmal zu viel gesagt
Natürlich durfte Lehmann zum Zeitpunkt des Interviews keine Details zu den Verhandlungen hinter verschlossenen Türen preisgeben. Offenbar ist Lehmann aber nicht geschult in der Kunst, wortreich wenig zu sagen.
Wenige Stunden nach dem Podiumsgespräch in Riad geben SNB und Finma bekannt, dass sie die CS unterstützen würden. Tags darauf beantragt die CS 50 Milliarden Franken Kredit bei der SNB. Am selben Abend fällt der Entscheid des Bundes, die CS der UBS unter Anwendung von Notrecht zuzuschanzen. Unmöglich, dass Lehmann über solche Vorgänge nicht Bescheid wusste.
Ist Lehmann noch tragbar?
Die im Interview gemachten Aussagen zu den «starken Kapitalverhältnissen», zur «starken Bilanz», in welcher die Risiken längst reduziert seien, sind nicht gelogen, aber im Kontext unglücklich. Möglicherweise sollte Stärke gezeigt werden, um die Märkte zu beruhigen. Allerdings schon zu spät. Bankenintern werde nun diskutiert, ob Lehmann für die bevorstehenden Fusionsgespräche überhaupt noch geeignet ist.
Zu seinen in Riad gemachten Aussagen hat sich Lehmann bislang nicht geäussert.