Bei den Angestellten der St. Galler Spitäler ist Zittern angesagt. Am Donnerstag wurde öffentlich, dass 440 der 9000 Stellen in den nächsten fünf Jahren gestrichen werden. Welche Jobs es trifft, bleibt noch unter dem Deckel.
Das versetzt den Verband schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen (VSAO) in Aufruhr. Es sollen zwar vor allem Stellen in der Verwaltung und im administrativen Bereich betroffen sein – wie die IT. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass auch Ärzte, Ärztinnen und Pflegende gehen müssen. «Der VSAO verfolgt diese Entwicklung mit grosser Besorgnis», heisst es in einer Mitteilung.
Einsparungen auf Kosten der ärztlichen Weiterbildung oder der Pflege müssen gemäss dem Verband unbedingt vermieden werden. Besonders wichtig sei die konsequente Nachwuchsförderung. Gerade Pflegende, die neu in den Beruf gestartet sind, sollten nicht verunsichert werden. Ersatz gebe es auf dem ausgetrockneten Stellenmarkt kaum.
Mehr Zeit für Patienten
Stattdessen fordert der Verband Massnahmen, das Gesundheitspersonal in administrativen Tätigkeiten zu entlasten. Dann hätten Pfleger und Ärztinnen wieder mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten.
Das Dilemma ist aber, dass gerade im administrativen Bereich der Grossteil des Stellenabbaus erfolgen soll. Wer soll gehen, wenn es sowohl das Gesundheitspersonal als auch die Administration braucht?
«Das ist tatsächlich ein Konflikt. Der Verband hofft und fordert, dass insbesondere Stellen, die in der Vergangenheit zur Entlastung der Ärzteschaft geschaffen wurden, erhalten bleiben», sagt Severin Baerlocher (35) zu Blick. Er ist Vorstandspräsident beim VSAO für die Sektion St. Gallen und Appenzell.
Die administrativen Tätigkeiten würden das Personal belasten und zu den zu langen Arbeitszeiten beitragen. «Investitionen in die Optimierung der Prozesse und die Digitalisierung könnten viel bringen. Wir fragen uns, ob diese durch den aktuellen Spardruck ausbleiben und nötige Neuerungen aufgeschoben werden», sagt er weiter.
Mehr Mittel gefordert
Der Verband fordert zudem von der Politik eine angemessene Tarifstruktur sowie die Anerkennung der Tatsache, dass die Spitäler der Spitalverbunde das Gros des Gesundheitspersonals ausbilden.
Die Tarifstruktur ist mitverantwortlich für die schlechte finanzielle Lage der Spitäler. Denn obwohl die Gesundheitshäuser mit der Inflation zu kämpfen haben, verdienen sie nicht mehr. Die Tarife bleiben gleich. Der Spitalverband H+ spricht von einer Unterfinanzierung im ambulanten Bereich von 30 und im stationären Bereich von 10 Prozent. H+ fordert deshalb eine generelle Tariferhöhung um 5 Prozent – denn die Spitäler brauchen mehr Mittel.