440 Stellen sollen wegfallen, fast fünf Prozent der 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der St. Galler Spitalverbunde ihre Jobs verlieren. Die Nachricht am Donnerstagvormittag hatte es in sich. «Die finanzielle Lage ist dramatisch», versuchte der Verwaltungsratspräsident der Spitalverbunde des Kantons St. Gallen die einschneidende Massnahme zu rechtfertigen.
Wegen der schwierigen finanziellen Situation der St. Galler Spitäler sollen nun umfangreiche Sparmassnahmen umgesetzt werden, hiess es an der Medienorientierung. Die Ausgaben sollen um jährlich rund 60 Millionen Franken sinken.
«Ich mache kein Auge mehr zu»
Blick besuchte am Donnerstagnachmittag das Kantonsspital St. Gallen. Allein hier sollen 260 Stellen gestrichen werden.
Massenentlassung bei St. Galler Spitälern
Auf dem Gelände des grössten Spitals in der Ostschweiz ist die Stimmung spürbar gedrückt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten sich gegenüber Blick nur anonym äussern. Ihre Sorge ist riesig. Eine 50-jährige Pflegerin sagt mit Tränen in den Augen und bebender Stimme: «Ich muss das erst sacken lassen. Solange ich nicht weiss, was Sache ist, mache ich kein Auge mehr zu!»
Eine jüngere Physiotherapeutin sagt: «Falls es tatsächlich die Pflege hart treffen würde, dann wäre das mehr als zynisch.» Speziell jüngere Mitarbeiterinnen nehmen es noch am ehesten gelassen. «Ich bin eigentlich nur froh, dass ich einen geringen Lohn habe.» Eine Kollegin sagt: «Ich würde mich nicht verrückt machen lassen. Dann geht man eben und findet ausserhalb des Kantonsspitals etwas.»
Mehr Überlastung und Burnouts
Auch eine 36-jährige Ernährungsberaterin nimmt die Situation stoisch zur Kenntnis und bleibt realistisch: «Es wird alle treffen. Emotionen sind hier eigentlich fehl am Platz.» Sie ist sich bewusst, dass auch ihr Job in Gefahr ist. Klar mache es wütend, weil das Ganze unverständlich sei: «Sie klagen über den Fachkräftemangel, aber stellen Leute vor die Tür!»
Auch wenn man sich erzählt, dass die meisten Beschneidungen im Büro, bei der Reinigung und in der Logistik zu erwarten sind, wirft das Vorgehen der Leitung Fragen auf: «Und wer macht nachher diese Arbeit? Die, die noch da sind. Dann kommt es wieder vermehrt zu Überlastungen und Burnouts.» Die Ernährungsberaterin fragt sich, wie die Qualität, wie von den Spitalverbunden versprochen, nicht unter dem Stellenabbau leiden soll.
Zum Schluss trifft Blick auch noch einen Oberarzt. «Mich wird es wahrscheinlich nicht treffen», sagt er. «Im Team ist aber eine grosse Unruhe spürbar. Es ist wie ein Gebäude, das wankt.»
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