Sponsoring an Festival
Tabakkonzern tanzt Behörden auf der Nase herum

Im Wallis dürfen Tabakfirmen keine Musikfestivals sponsern. Trotzdem war British American Tobacco am Caprices Festival präsent. Die «Beobachter»-Recherche zeigt die Hintergründe.
Publiziert: 27.10.2024 um 11:27 Uhr
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An Festivals gilt offenbar: tanzen bis zum Umfallen – und Nikotin konsumieren bis zum Herzrasen.
Foto: Freepik – Montage: Beobachter

Auf einen Blick

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Thomas Angeli
Beobachter

Warme Beats, Lichtshow und ein junges, hübsches, gutverdienendes Publikum, das so richtig Party feiert: So präsentiert sich das Caprices Festival, ein Event für Elektromusik, der im letzten Sommer gleich an drei Orten seine Zelte aufschlug: in Crans-Montana in den Walliser Bergen, am Ufer des Bielersees und zuletzt in Gstaad BE.

Im Oktober gab es zudem ein «Showcase» in Marrakesch, und im November geht es für eine Woche nach Sansibar.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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In den Videos immer wieder zu sehen: DJs, tanzende Massen – und Werbung für Dunhill-Zigaretten, Tabakerhitzer der Marke Glo und die Snus-Marke Velo. Alle drei Produkte stammen von British American Tobacco (BAT).

Andere Sponsoren sind auf den Videos nicht auszumachen. Auf den offiziellen Plakaten fehlt jeder Hinweis auf die Nikotinprodukte. 

Am Caprices Festival omnipräsent: Werbung für Glo und Dunhill. (Screenshots)
Foto: Instagram/capricefestival [2], YouTube/LucaDeaOfficial - Montage: Beobachter

Der Festival-Konzern

Die Suche nach der Verbindung des Festivals zu BAT führt über einen Umweg in die Schweizer Zentrale des Nikotinkonzerns. Die Markenrechte für das Festival gehören nämlich der Wolo Entertainment SA in Lausanne, und diese hatte die Rechte einst von BAT übernommen. Beim Institut für geistiges Eigentum ist die Marke für die Warenklassen «Bekleidung», «Unterhaltung» und «Tabak» geschützt

Interessant ist auch die Zusammensetzung des Verwaltungsrats der Wolo Entertainment SA. Dort sitzen ein Lausanner Architekt (der einst für BAT-Konkurrent Philip Morris dessen Iqos-Shop entwarf) – und der «Horeca & Events Manager» von BAT Schweiz. 

«Da deutet alles darauf hin, dass sich BAT die Kontrolle über ein Musikfestival gesichert hat, um Sponsoringregeln zu umgehen», sagt dazu Pascal Diethelm zum «Beobachter». Diethelm ist Präsident der Tabakpräventions-Organisation Oxysuisse.

Der Nikotinkonzern dementiert: «BAT ist nicht Besitzer des Festivals», schreibt die Medienstelle auf Anfrage. Mit welchem Betrag der Konzern den Anlass unterstützt, will er jedoch nicht bekanntgeben. Auch die Wolo Entertainment SA dementiert: Die Behauptung, dass das Festival BAT gehöre, sei «total falsch», erklärt ein Verwaltungsrat.

Das Sponsoring läuft munter weiter

Klar ist: Weil Tabakkonzerne erst seit dem 1. Oktober keine Anlässe mit internationalem Charakter mehr sponsern dürfen, waren die bisherigen Ausgaben des Festivals legal – mit einer Ausnahme: Im Kanton Wallis gilt bereits seit Anfang 2021 ein Sponsoringverbot für alle Firmen, die Zigaretten, Vapes oder sonstige Arten von Nikotinprodukten herstellen.

BAT ist sich jedoch keines Vergehens bewusst: Man halte sich an die nationalen und kantonalen Vorschriften, schreibt der Konzern auf Anfrage des «Beobachters». Bei der Dienststelle für Gesundheitswesen habe man keine Kenntnis von den Sponsoringaktivitäten von BAT, sagt ein Sprecher, aber: «Wir werden die Organisatoren kontaktieren und auf sie einwirken.»

Das dürfte auch bei einem anderen Anlass notwendig werden: Am Open Air Gampel steht seit einigen Jahren «The Village»; ein blaues Zelt mit einem unverkennbaren Adler drauf: dem Logo der JTI-Zigarettenmarke Winston. Dies sei ein «verbotenes visuelles Element», erklärt der Sprecher der Dienststelle für Gesundheitswesen dem «Beobachter».

In der Vergangenheit habe «die vollständige Verhinderung der Einsehbarkeit in der Tat nicht umfassend sichergestellt werden» können, erklärt JTI dazu. Dies sei nun jedoch «optimiert» worden.

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