Im kleinen Örtchen Visp VS arbeiten Menschen aus 70 Nationen – und das nur wegen Lonza. Der Pharmazulieferer hat dem Wallis einen regelrechten Boom beschert. Während der Corona-Pandemie hat der Konzern brilliert: Denn er hat einen wichtigen Basisstoff für die Corona-Impfung geliefert. Seither ist die Euphorie um den Konzern wieder etwas abgeklungen. Schlecht ging es dem Zulieferer bisher aber nicht. Trotzdem kursieren aktuell Gerüchte, dass Lonza bald eine Gewinnwarnung aussprechen könnte. Was steckt dahinter?
«Lonza hat bereits durchblicken lassen, dass die Nachfrage von kleinen Biotechs nachgelassen hat», erklärt Michael Kunz (51), Aktienanalyst bei der Luzerner Kantonalbank (LUKB). Vonseiten der grossen Pharma-Konzerne sei die Nachfrage aber vorhanden. «Ich sehe daher keine harten Anzeichen, die für eine Gewinnwarnung sprechen.» Trotzdem stellt er klar: «Lonza wird momentan sicher nicht mit Anfragen überflutet.»
Der Lonza-Boom im Wallis
Das Portal insideparadeplatz.ch sieht das Ganze etwas drastischer: Produktionsanlagen seien «ganz offensichtlich ungenügend ausgelastet», heisst es in einem Artikel. Woher die Spekulationen kommen, ist unklar.
Zulieferer geben nicht viel preis
Gemäss Aktienanalyst Kunz sei der Nachfrage-Rückgang bei Biotech-Unternehmen in den USA bereits zu spüren. Man wisse aber nicht, inwiefern Lonza unter der Nachfrage-Schwäche leidet. «Zulieferer kommunizieren nicht nach aussen, was sie genau für wen machen.» Beim Corona-Impfstoff sei das eher eine Ausnahme gewesen. «Aber Lonza hat sicherlich einen breitgefächerten Kundenkreis an grossen Pharmaunternehmen», so der Analyst.
Die Spekulationen rund um eine Gewinnwarnung haben den Aktienkurs des Pharmazulieferers am Dienstagmorgen ordentlich durchgeschüttelt. Dieser sank zwischenzeitlich um bis zu 1,9 Prozent. An Nachmittag hat sich der Kurs aber beruhigt und bei rund 530 Franken pro Aktie eingependelt. Im vergangenen Monat ist der Kurs um fast 12 Prozent gesunken. Seit Jahresbeginn hat sich die Aktie dennoch positiv entwickelt.
Lonza hofft auf zweites Halbjahr
Bei der Luzerner Kantonalbank gehört die Lonza-Aktie immer noch zu den Favoriten. «Lonza kann als grosser Pharmazulieferer die Qualitätsanforderungen eher erfüllen als kleine Nischenanbieter», meint Kunz. Auch wenn der Aktienkurs schwankt, zeige die Kurve grundsätzlich nach oben.
Anfang Mai hat Lonza über die Geschäftsentwicklungen im ersten Quartal informiert. Dort hat der Pharmazulieferer den Ausblick für 2023 noch bekräftigt. Dabei soll ein stärkeres zweites Halbjahr das schwächere erste Halbjahr ausgleichen. Das Unternehmen erwartet ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich.