Renzo Cicillini (49) leitet seit 2019 den Standort von Lonza in Visp VS. Der Pharmakonzern ist in den letzten Jahren zur alles dominierenden Wirtschaftsmacht im Oberwallis geworden. Im Interview spricht Cicillini darüber, wie Lonza versucht, die Folgen des Booms auf Region verträglich zu machen.
Blick: Lonza hat durch sein Wachstum in den letzten Jahren dem Oberwallis viele neue Einwohner beschert. Wie beurteilt das Unternehmen dessen Integration in die lokale Gesellschaft grundsätzlich?
Renzo Cicillini: Bei Lonza in Visp arbeiten Menschen aus 70 Nationen, die 45 Sprachen sprechen. Entsprechend ist es für uns und die Gemeinden eine kontinuierliche Aufgabe, diese Kulturen zusammenzubringen und in der Region zu integrieren. Klar ist: Integration ist harte Arbeit und funktioniert nicht auf Knopfdruck.
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Was unternimmt man, um die Integration zu fördern?
Wir haben früh gemerkt, dass es für die Integration ein übergreifendes Projekt braucht. Lonza hat daher, zusammen mit der Region, von Anfang an die Initiative «Valais4you» vorangetrieben. Dieser Dienstleistungsbetrieb kümmert sich um optimale Rahmenbedingungen für zuziehende Fachkräfte, indem Massnahmen in den Bereichen Rekrutierung und Integration aufgegleist und umgesetzt werden. Zudem haben wir ein firmeneigenes «Welcome Center» aufgebaut, das neuen Mitarbeitenden den Start erleichtert und ihnen bei der Bewältigung der anfänglichen Herausforderungen zur Seite steht.
Es gibt immer noch Kritik an Lonza, die Rekrutierungspolitik führe zu massiven Verwerfungen auf dem lokalen Arbeitsmarkt. KMU seien kaum noch in der Lage, Personal anzustellen oder zu halten. Was sagen Sie zu dieser Kritik?
Die isolierte Betrachtung dieser Herausforderung kann dazu führen, dass KMU die umfassenderen Vorteile übersehen, die sich aus der Präsenz eines grossen Unternehmens in ihrem Gebiet ergeben. Wir brauchen die lokalen Unternehmen, da diese ein Garant für eine funktionierende Region sind. Der Fachkräftemangel ist aktuell ein nationales Branchenthema, weshalb wir auch ausserhalb der Schweiz rekrutieren. Als einer der grössten Lehrbetriebe tragen wir dazu bei, dass viele junge Berufsleute bei Lonza eine Ausbildung absolvieren und anschliessend dann teilweise in Unternehmen der Region als gefragte Fachleute eingestellt werden. Viele neue Mitarbeitende, die für Lonza ins Wallis ziehen, bringen zudem ihre Partnerin oder ihren Partner mit, welche ihrerseits in den lokalen Arbeitsmarkt einsteigen.
Renzo Cicillini (49) ist seit Anfang Mai 2019 der Standortleiter von Lonza in Visp. Zuvor war er zuständig für Kommunikation und Standortmarketing. Cicillini ist diplomierter Marketingfachmann und Betriebswirt. Der Walliser arbeitet seit 2012 für Lonza, er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Renzo Cicillini (49) ist seit Anfang Mai 2019 der Standortleiter von Lonza in Visp. Zuvor war er zuständig für Kommunikation und Standortmarketing. Cicillini ist diplomierter Marketingfachmann und Betriebswirt. Der Walliser arbeitet seit 2012 für Lonza, er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Ortete Lonza gesellschaftliche Probleme, die auf das schnelle Wachstum der letzten Jahre zurückzuführen sind?
Jeder Boom bringt Herausforderungen mit sich, aber auch Vorteile.
Welche Herausforderungen meinen Sie?
Neben dem Verkehrsaufkommen in Visp sind etwa die Wohnungspreise ein Thema, oder auch andere Infrastrukturen. Dabei werden oftmals nur jene Aspekte diskutiert, die nicht rund laufen – auch wenn diese nur einen kleinen Teil ausmachen. Auf der Habenseite erlebt die Region einen wirtschaftlichen Höhenflug, wie wohl noch nie zuvor in ihrer Geschichte.
Was heisst das?
Allein Lonza Visp bezahlt heute jährlich Löhne und Pensionskassenbeiträge von mehr als einer halben Milliarde Franken. Darüber hinaus arbeiten wir daran, unser Unternehmen und unsere Region für einen langfristigen Erfolg zu rüsten, indem wir durch die Unterstützung lokaler Aktivitäten, Sponsorings oder die Zusammenarbeit im Bildungsbereich einen aktiven Beitrag zur lokalen Gemeinschaft leisten.