Skandalerschütterte Grossbank
Mosambik-Fall belastet Resultat der Credit Suisse

Heute Donnerstag steht der Konzernumbau der Credit Suisse im Fokus. Bevor VR-Präsident Horta-Osório und CEO Thomas Gottstein das Strategie-Update erläutern, präsentiert die Grossbank Geschäftszahlen. Sonderkosten drücken das Resultat um 214 Millionen Franken.
Publiziert: 04.11.2021 um 07:03 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2021 um 08:09 Uhr
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Die Credit Suisse übertrifft die Erwartungen beim Quartalsresultat, muss aber wegen Rechtsstreitigkeiten einen Gewinn-Rückgang in Kauf nehmen.
Foto: keystone-sda.ch

Erwartungen übertroffen: Die Credit Suisse fährt einen Vorsteuergewinn von einer Milliarde Franken ein. Das entspricht einem Plus von 26 Prozent im Vorjahresvergleich. Analysten hatten mit einem Vorsteuergewinn von 831 Millionen Franken gerechnet.

Allerdings: Der den Aktionären zurechenbarer Reingewinn beträgt 434 Millionen Franken. Das ist ein Rückgang um 21 Prozent im Vorjahresvergleich.

Diese Gewinne wurden heruntergerissen durch Aufwendungen für «bedeutende Rechtsstreitigkeiten», wie die CS schreibt. Deren Höhe: 564 Millionen Franken, davon 214 Millionen Franken im Zusammenhang mit den im Oktober bekanntgegebenen Vergleichen und Strafzahlungen bezüglich des Mosambik-Falls und des Schuldenerlasses für das afrikanische Land sowie Rückstellungen für andere Rechtsstreitigkeiten.

Gottstein gibt sich zuversichtlich

«Wir haben bedeutende Fortschritte bei der Beilegung von Rechtsstreitigkeiten aus der Vergangenheit gemacht», lässt sich CS-Boss Thomas Gottstein (57) in der Medienmitteilung zitieren.

Allerdings bildete die CS nun auch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit den «Greensill-Fonds», bei denen CS-Fondsanleger Milliardenverluste drohen. Zudem nahm die CS im Asset Management eine weitere Wertberichtigung im Zusammenhang mit der Investmentfirma York Capital Management in Höhe von 113 Millionen Franken vor.

Auf der Gegenseite löste die Grossbank Rückstellungen über 235 Millionen Franken im Zusammenhang mit den milliardenschweren Archegos-Verlusten wieder auf. Dazu kam ein Gewinn von 129 Millionen Franken aus der Beteiligung an der Allfunds Gruppe.

Verwaltete Vermögen stagnieren

Die von der zweitgrössten Schweizer Bank verwalteten Vermögen beliefen sich per Ende September auf 1,62 Billionen Franken nach 1,63 Billionen zur Jahresmitte. Im dritten Quartal flossen der Bank 5,6 Milliarden Franken an Neugeldern zu, nachdem im zweiten Quartal noch ein Netto-Mittelabfluss von 4,7 Milliarden resultiert hatte.

Die CS-Aktie gehört im laufenden Jahr mit einem Minus von derzeit über 13 Prozent zu den schwächsten Papieren im Schweizer Leitindex SMI.

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Im Februar kletterte die Aktie auf ein Jahreshoch von 13,50 Franken, dann stürzte sie Ende März nach dem Archegos-Debakel unter die Marke von 10 Franken ab.

Strategie-Update – grosser Wurf bleibt aus

Gleichzeitig gibt die Credit Suisse ein Strategie-Update: Stärkung des Kerngeschäfts, Vereinfachung des Geschäftsmodells und Wachstumsinvestitionen sind die drei Schlüsselelemente der Strategie, die der Grossbank als «Kompass» dienen soll. Ein radikaler Umbau der Organisation bleibt aus.

Ab Januar 2022 wird die Gruppe neu in vier Divisionen – Wealth Management, Investment Bank, Swiss Bank und Asset Management – und vier geografische Regionen – Switzerland, Europe, Middle East and Africa (EMEA), Asia-Pacific (APAC) und Americas – gegliedert sein. Das Geschäftsmodell solle mit einer klaren Matrixorganisation vereinfacht werden, teilt die Grossbank mit.

Das Kerngeschäft will sie stärken mit einer Zuteilung von rund 3 Milliarden Franken Kapital bis 2024 an die Wealth-Management-Division. Ausserdem sind weitere Wachstumsinvestitionen mit zusätzlichen Investitionen von 2022 bis 2024 in Höhe von rund 1 bis 1,5 Milliarden pro Jahr in allen vier Divisionen vorgesehen.

António Horta-Osório (57), Verwaltungsratspräsident, sagt: «Die heute bekannt gegebenen Massnahmen bilden den Rahmen für eine deutlich stärkere, kundenorientiertere Bank mit führenden Geschäftsbereichen und regionalen Angeboten.»

Und weiter: «Das Risikomanagement, das alle unsere Handlungen prägt und stets von grösster Wichtigkeit ist, wird zur Förderung einer Unternehmenskultur beitragen, welche die Bedeutung von Rechenschaftspflicht und Verantwortung weiter stärkt.»

CS-Boss Gottstein ist mit der Umsetzung der Strategie betraut: «Wir werden zu einer effizienteren Bank mit voraussichtlich geringerer Volatilität der Erträge und einer verstärkten Ausrichtung auf die Märkte, in denen wir tätig sind.» (uro/SDA)

CS lässt keinen Skandal aus

Im Sommer 2019 erschüttert die Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich. Iqbal Khan (45), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Tidjane Thiam (58). Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen. Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.

Im Corona-Jahr glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.

Die Skandale der CS bringen den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) offenbar nicht aus der Ruhe. Er brachte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank zurück auf die Landkarte. «Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Eurokrise im Sterben gelegen sei. Christian Kolbe

Im Sommer 2019 erschüttert die Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich. Iqbal Khan (45), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Tidjane Thiam (58). Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen. Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.

Im Corona-Jahr glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.

Die Skandale der CS bringen den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) offenbar nicht aus der Ruhe. Er brachte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank zurück auf die Landkarte. «Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Eurokrise im Sterben gelegen sei. Christian Kolbe

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