Heute um 10.30 Uhr geht sie los, die «Abdankungsfeier» für die Credit Suisse. Die voraussichtlich letzte Generalversammlung, bevor die einst stolze Schweizer Grossbank von ihrer Rivalin UBS einverleibt wird.
Die Stimmung im Hallenstadion wird elektrisierender sein als bei manchem Konzert oder Sportanlass. Denn die Aktionäre sind alles andere als zufrieden damit, wie «ihre» Bank abgewickelt wurde. Es ist anzunehmen, dass viele Kleinaktionäre die Plattform nutzen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Ob das auch Grossaktionäre planen, ist unklar.
Wer wird geduldet, wer abgelehnt?
Immerhin liegt vom staatlichen Pensionsfonds von Norwegen («Oljefondet») – der grösste Staatsfonds der Welt besitzt aktuell noch 1,49 Prozent der CS-Aktien – eine klare Abstimmungsempfehlung vor. Pikant: Darin ist ersichtlich, welche Mitglieder des Verwaltungsrats wiedergewählt werden sollen und welche nicht.
Bei der Wiederwahl in den Verwaltungsrat (VR) lehnen die Vertreter des Oljefondet folgende Personen ab: Axel P. Lehmann (64), Iris Bohnet (56), Christian Gellerstad (55), Shan Li (59), Seraina Macia (54), Richard Meddings (55) und Ana Pessoa (55). Akzeptiert wird aber die Wiederwahl folgender Personen: Mirko Bianchi (61), Clare Brady (60), Keyu Jin (41), Blythe Masters (53) und Amanda Norton (56). Bei der Wiederwahl in den Vergütungsausschuss werden, analog, Iris Bohnet, Christian Gellerstad und Shan Li abgelehnt, Amanda Norton hingegen gutgeheissen.
Was hinter diesen Nicht–Wahlempfehlung steckt, wollen die Norweger auf Anfrage von Blick nicht erklären. Klar aber ist: Da die CS auch nach der GV noch einige Wochen oder Monate weiter existieren wird, braucht die Bank noch ein Aufsichtsgremium. Allerdings würde im Extremfall auch ein einziges wiedergewähltes Mitglied reichen, um dem Gesetz Genüge zu tun, sagt der Aktienrechtler Peter V. Kunz (58): «Ich könnte mir gut vorstellen, dass der eine oder die andere schon innerlich gekündigt hat und deshalb über eine Abwahl gar nicht so unglücklich wäre.» Von sich aus zurückzutreten dagegen wäre ein schlechtes Zeichen, das wie ein Schuldeingeständnis wirken könnte, so Kunz.
Mit Blick sind Sie an den beiden Generalversammlungen (GV) der Credit Suisse und UBS hautnah dabei. Die letzte GV der Geschichte der CS findet am Dienstag, 4.4.2023, im Zürcher Hallenstadion statt. Blick TV ist von 7.00 bis 19.00 Uhr auf Sendung, auf Blick.ch können Sie im Live-Ticker ab 10 Uhr das historische Ereignis mitverfolgen. Am Mittwoch ist dann die UBS-GV in Basel an der Reihe. Von dort berichten wir ebenfalls live.
Mit Blick sind Sie an den beiden Generalversammlungen (GV) der Credit Suisse und UBS hautnah dabei. Die letzte GV der Geschichte der CS findet am Dienstag, 4.4.2023, im Zürcher Hallenstadion statt. Blick TV ist von 7.00 bis 19.00 Uhr auf Sendung, auf Blick.ch können Sie im Live-Ticker ab 10 Uhr das historische Ereignis mitverfolgen. Am Mittwoch ist dann die UBS-GV in Basel an der Reihe. Von dort berichten wir ebenfalls live.
Schweizer Organisationen gnädig mit Lehmann
Bei der Anlagestiftung Ethos sieht die Stimmempfehlung leicht anders aus. Axel P. Lehmann wird zur Wiederwahl empfohlen, ebenso Mirko Bianchi, Clare Brady und Amanda Norton. Alle anderen werden abgelehnt. Amanda Norton wird auch im Vergütungsausschuss weiterhin geduldet.
Bei Actares, einer Organisation individueller Aktionäre, sieht die Stimmempfehlung in Bezug auf die Personen genau gleich aus. Nicolas Goetschmann (62) von der Actares-Arbeitsgruppe Banken, begründet die Personen-Stimmempfehlung wie folgt: «Alle Mitglieder, die länger als zwei Jahre im VR dabei sind, empfehlen wir zur Abwahl.»
Beide Organisationen hatten im Vorfeld schon scharfe Kritik an den Vorgängen bei der Credit Suisse vor und während der Notrettung geübt. Die internationalen Stimmrechtsberatungen Glass Lewis und ISS (Institutional Shareholder Services) übten ebenfalls Kritik. ISS, die rund 20 Prozent der CS-Aktionäre vertritt, pocht auf Wiederwahl aller VR-Mitglieder, um die Integration in die CS nicht zu gefährden.
Traktandenliste gekürzt
Entgegen der ursprünglichen Traktandenliste wird nicht über eine «Transformationsbelohnung» für die Mitglieder der Geschäftsleitung abgestimmt. Diese hat sich erübrigt, da eine Transformation gar nicht mehr durchgeführt wird – zumindest nicht wie ursprünglich angedacht.
Auch über die sogenannte Entlastung des Verwaltungsrates gibt es keine Abstimmung mehr, die CS hat das Traktandum von sich aus gestrichen: «Das ist ein Zeichen, dass sich der Verwaltungsrat seiner Verantwortung stellt, auch wenn er deswegen juristisch nicht viel zu befürchten hat», so Kunz. Denn sogenannte Verantwortlichkeitsklagen seien in der Schweiz sehr teuer und deshalb selten.
Abgestimmt wird dagegen über eine Dividendenausschüttung, obwohl die Dividende vom Bundesrat verboten wurde. Das hat damit zu tun, dass die Aktionäre statutarisch zwingend über die sogenannte «Gewinnverwendung» abstimmen müssen. Dividende wird es keine geben, aber eine – nutzlose – Abstimmung darüber.
Wie bei jeder Abdankung gibt es auch nach der letzten Generalversammlung etwas zu essen: Zum Abschied serviert die CS ihren Aktionären noch einmal einen Apéro riche.