Die Credit Suisse braucht Geld und Vertrauen. Beides will sich die Grossbank von ihren Aktionären holen. Das Geld – rund vier Milliarden Franken – dürfte sich die CS an der ausserordentlichen Generalversammlung am Mittwoch beschaffen können, bei der Währung «Vertrauen» sieht es bedeutend düsterer aus.
Es geht vor allem darum, das Vertrauen der Aktionäre darin zu stärken, dass es die Bank mit ihrem Rettungsplan auch tatsächlich schafft, aus ihrer tiefsten Krise herauszukommen. Für Vertrauensbildung wichtig ist Transparenz – und diesbezüglich ist die ausserordentliche Generalversammlung ein Trauerspiel.
Versammlung im Sitzungszimmer
Die Generalversammlung findet im kleinen Kreis in einem Sitzungszimmer am Paradeplatz statt, weder Aktionäre noch Öffentlichkeit können die Veranstaltung mitverfolgen, geschweige denn dem Verwaltungsrat direkt Fragen stellen. Die CS scheut offenbar die Konfrontation mit ihren Besitzern, den Aktionären.
«Das ist eine verpasste Chance. Die CS hätte zeigen können, dass sie bereit ist, volle Transparenz zu schaffen und sich dem Dialog mit den Aktionären zu stellen», beklagt Roger Said (51), Geschäftsführer von Actares, einer Organisation individueller Aktionäre.
«Das ist skandalös!», sagt Vincent Kaufmann (42), Direktor der Anlagestiftung Ethos, zum Vorgehen der Bank. «Wir sind sehr enttäuscht und schockiert, dass die Bank ihre Aktionäre für so eine wichtige Entscheidung nicht zu einer physischen Generalversammlung eingeladen hat.»
Ölgeld gefährdet Nachhaltigkeitsziele
Ihre Stimmen müssen Actares wie Ethos deshalb an den unabhängigen Aktionärsvertreter übermitteln. Beide Organisationen werden die Kapitalerhöhung nur teilweise gutheissen. Besonders das erste Traktandum, die Ausgabe von Aktien für neue Investoren, stösst auf Kritik. Weil so künftige Gewinne auf mehr Aktien verteilt, also verwässert werden. Sollte die Bank irgendwann wieder Gewinne schreiben, bleibt für den einzelnen Aktionär weniger übrig.
Ethos führt noch einen zweiten Grund ins Feld. Die Anlagestiftung stört sich am neuen Ankeraktionär, der Saudi National Bank. «Ethos ist beunruhigt darüber, ob der Einstieg der saudischen Kapitalgeber den langfristigen Zielen der Bank im Kampf gegen den Klimawandel hilft», ergänzt Kaufmann. Auch wenn die Kapitalerhöhung für die Bank unerlässlich ist, dass saudisches Ölgeld in die Kasse der CS fliesst, ist nicht wirklich nachhaltig.
Trotz der Opposition kleiner Aktionärsvereinigungen: Die Kapitalerhöhung wird an der Generalversammlung wohl durchgewinkt werden. Denn die CS dürfte die Kapitalmassnahmen im Vorfeld der Ankündigung mit bestehenden Grossaktionären wie Harris Associates, Qatar Holding oder Olayan Group besprochen haben.