Banken-Legende fällt vernichtendes Urteil
Dort sieht Oswald Grübel die CS-Aktie in zwei Jahren

Der Kurs der Schweizer Grossbank Credit Suisse hat sich in diesem Jahr mehr als halbiert. Trotz der ambitionierten Umbaupläne wird sich die Aktie nicht so schnell erholen, glaubt Oswald Grübel.
Publiziert: 15.11.2022 um 10:44 Uhr
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Der Aktienkurs der Credit Suisse hat sich seit Jahresbeginn halbiert.
Foto: AFP
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Oswald Grübel (78) kennt die beiden Grossbanken wie seine Westentasche, stand bei beiden über Jahre hinweg an der Konzernspitze. Von 2003 bis 2007 lenkte er die Geschicke der Credit Suisse, 2009 bis 2011 führte Grübel die Konkurrentin UBS. In den «Schaffhauser Nachrichten» fällt der Bankmanager ein vernichtendes Urteil über den Zustand seiner ehemaligen Arbeitgeberin CS. So sei der Schaden, den das Management der Bank verursacht habe, gross.

Die Credit Suisse muss sich neu erfinden, plant den radikalen Umbau der Bank, um nach den Skandalen und Fehlern der letzten Jahre wieder in ruhigere Fahrwasser zu kommen. Für die Aktionäre der Grossbank ist Grübel allerdings wenig optimistisch, vor allen für jene, die schon länger im Besitz der Titel sind: «Die CS-Aktie wird nur noch zu einem Viertel des Buchwerts gehandelt», so Grübel. «Wenn sie in den nächsten zwei Jahren auf sechs Franken steigt, würde ich von einem guten Ergebnis sprechen.»

Noch Anfang des Jahres war die CS-Aktie fast zehn Franken wert. In den Turbulenzen der letzten Wochen stürzten die Titel ab, eine Aktie kostet zeitweise nicht viel mehr als 3.50 Franken. Im Moment hat sich der Kurs bei etwas mehr als vier Franken eingependelt.

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Kritisches Auge auf den Finanzplatz

Der schlechte Zustand der CS hat Folgen für das Banking in der Schweiz, ist Grübel überzeugt. Denn wenn immer eine der beiden Schweizer Grossbanken versage, trage der Finanzplatz insgesamt Schaden davon. Es droht die Gefahr, dass die ausländische Konkurrenz den angekratzten Ruf des Schweizer Bankgeschäfts zu ihren eigenen Gunsten ausnützen könnte: «6,5 Billionen Franken verwalten unsere Banken, zwei Drittel gehören Kunden im Ausland. Das ist ein Dorn im Auge der ausländischen Konkurrenz. Sie nützt darum jede Gelegenheit zu harscher Kritik, die dem Ruf unseres Finanzplatzes schadet.»

Deshalb gilt es besonders wachsam zu sein, wenn schlecht geführte Banken zum Gegner der eigenen Branche werden. Grübel ermuntert die Schweizer Finanzpresse dazu, rechtzeitig und kritisch über die Finanzinstitute zu berichten: «Gewiss darf sie Kritik üben, wenn Manager Fehler machen – aber frühzeitig, nicht im Nachhinein.»

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