Der frühere Tennis-Champion Boris Becker (56) hat nach seiner Sportkarriere nicht gerade ein glückliches Händchen gehabt. Wegen Steuerhinterziehung und Insolvenzdelikten stand er schon zwei Mal vor Gericht und musste 2022 in Grossbritannien gar eine Haftstrafe verbüssen.
Nun taucht sein Name im Zusammenhang mit dubiosen Machenschaften wieder auf. Allerdings nicht als Täter: Im Visier ist eine Schweizer Firma, von der er sich vor vier Jahren einspannen liess, wie «Bild» berichtet.
Markenbotschafter für Betrüger
Konkret: 2019 wird Becker zum Markenbotschafter der Firma Pegasus Development GmbH mit Sitz in Chur GR. Diese entwickelt für ihn eine eigene Modekollektion, die Becker 2020 persönlich auf einer Modemesse in Deutschland präsentiert.
Zu jenem Zeitpunkt sind die Behörden in der Schweiz und in Deutschland schon aktiv. Denn die Pegasus Development ist ein grosser Schwindelfall. Die Firma wirbt um Geld von Anlegern und lockt mit lukrativen Zinsversprechen für Anleihen am Unternehmen. Verkaufsprospekte für Anleger enthalten lauter falsche Angaben, umfangreiche Geschäfte werden vorgegaukelt. Zu einem Börsengang kommt es nie. Gleichzeitig werden Mittel in Millionenhöhe an obskure Empfänger in der Türkei übermittelt.
Becker selbst ist nicht im Visier der Ermittlungen – aber eben das werberische Aushängeschild der betrügerischen Firma.
Kaum Aussicht auf Rückzahlung
Bereit 2020 wird die Finanzmarktaufsicht (Finma) aktiv mit einer Unterlassungsanweisung gegen den früheren Pegasus-Chef Roberto Spano (59). Auch die Staatsanwaltschaft Graubünden leitet gegen Spano (59) ein Verfahren wegen Betrugs, Misswirtschaft, Urkundenfälschung und Widerhandlung gegen das Bankengesetz ein. Dieser behauptet bislang, er habe die Aktien der Pegasus nur treuhänderisch gehalten.
Die Becker-Kollektion auf den Markt gebracht hat die in Frankfurt domizilierte Fashion Concept GmbH, die eng mit der Firma Pegasus verbunden war. Die deutsche Finanzaufsicht verbot dieser Firma bereits 2021 das Werben um Kleinanleger, «wegen Verstosses gegen das Vermögensanlagengesetz».
Inzwischen sind sowohl Pegasus Development als auch Fashion Concept pleite. Mehrere Kleinanleger haben Totalschaden erlitten. Sie reichen jetzt Klage ein – ohne reelle Aussicht, ihr Geld zurückzuerhalten.
Die Becker-Anwälte bestehen darauf, dass zum Zeitpunkt der Kooperation «keine Unregelmässigkeiten» erkennbar waren. Becker beendete die Zusammenarbeit schon im Oktober 2020, als sich Corona-bedingt finanzielle Probleme bei Pegasus Development bemerkbar machten.