Ex-Geschäftspartner packt über Becker aus
«Boris verpfändete das Haus seiner Mutter»

Hans-Dieter Cleven will von Boris Becker über 41 Millionen zurück. Nun erzählt der Schweizer Geschäftsmann erstmals, wie es zu dieser Mega-Klage kam.
Publiziert: 19.07.2017 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2024 um 09:55 Uhr
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Hans-Dieter Cleven, Beckers Mutter und Boris Becker 2003 gemeinsam an den Sports Awards.
Foto: ANDRE HAEFLIGER
Raphael Bischof

Es war DIE Bombe im Finanz-Drama um Boris Becker. Sein Schweizer Ex-Geschäftspartner Hans-Dieter Cleven machte am 4. Juli öffentlich, dass er die deutsche Tennis-Legende auf satte 41'774'236 Franken und 65 Rappen verklagt. 

Wie konnte es so weit kommen? Cleven packt in der Mittwochs-Ausgabe der «Bild»-Zeitung aus – und wartet mit schockierenden Details auf.

So fing alles an

Cleven und Becker gründen 1999 Völkl-Tennis mit je 50 Prozent Anteilen. Dann fragt Becker an, ob Cleven für ihn eine Sportagentur aufbauen kann. Cleven: «Ich wollte zunächst wissen, was für ein Kerl er wirklich ist. Deshalb habe ich zu ihm gesagt: Ich treffe mich mit Ihrer Mutter. Das haben wir in dem Haus von Boris Becker in München dann bei Kaffee und Kuchen getan. Ich habe ihn rausgeschickt und mich mit seiner Mutter unterhalten. Danach habe ich gedacht: Mit dem kann ich was machen. Wir haben die Agentur gegründet, haben Geld verdient und waren happy.»

Becker gerät ins Abseits

Wenig später ist es vorbei mit der Idylle. Becker macht Schulden und auch im Privatleben gerät er auf die schiefe Bahn. Im Jahr 2000 wird die Besenkammer-Affäre mit dem russischen Model Angela Ermakova, mit der er die gemeinsame Tochter Anna hat, publik. 

Massive Steuerprobleme

2003 versinkt Becker im Steuersumpf. Cleven leiht ihm Millionen. «Es ging um die Frage, belasten wir die Marke Becker schlimmstenfalls mit einer Gefängnisstrafe. Oder er kommt mit einer Bewährungsstrafe davon und arbeitet weiter.» 2006 ist das Darlehen bis auf 15 Millionen angewachsen, als Sicherheit gilt Beckers Finca auf Mallorca. 

Details zum Deal

Warum aber leiht Cleven dem Deutschen immer mehr Geld? Cleven hält fest, dass es eine Darlehensaufstellung gegeben habe und dass er zwischendurch auch immer wieder Geld erhielt. Derweil werden die Sicherheiten immer mehr: 2008 nebst der Finca auf Mallorca auch das Elternhaus in Leimen, Autohäuser im Osten Deutschlands, die Wohnung in London und «einiges mehr». 

Boris verpfändet also auch das Haus seiner Mutter! Warum aber hat Cleven diese und andere Sicherheiten nicht im Grundbuch abgesichert? «Boris war damals noch mein Geschäftspartner, nach aussen hin standen wir auf gutem Fuss. Ich war der Meinung, dass ich dann nicht gleichzeitig Hypotheken auf seinen Besitz eintragen kann. Ganz konkret: Wenn ich das versucht hätte bei dem Haus in Leimen, in dem seine Mutter wohnte, dann wäre doch richtig was los gewesen.» Cleven aber will aus Rücksicht auf Becker Öffentlichkeit meiden. 

Der Hammer

Obwohl Becker Cleven Sicherheiten zugesagt hat, verkauft er diese. Cleven: «Wohin das Geld geflossen ist, weiss ich nicht.» 

Der letzte Versuch, sich zu einigen

Die Geld-Probleme werden immer grösser. 2015 der letzte Versuch, diese ohne Öffentlichkeit zu lösen. Boris soll seine Schulden bei Cleven mittels notarieller Schuldanerkennung bei einem Notar eingestehen. Zahlt Becker dann nicht zurück, hätte Cleven dessen Insolvenz beantragen können – wie es ein Londoner Gericht im Juni nun tat. 

Wie reagiert Boris? «Er hat gesagt: Ich kann dir ja meine Finca auf Mallorca geben, die kannst du dann verwerten. Ich habe geantwortet: Boris, ich muss dich erinnern, die habe ich schon!» 

Der Eklat

Becker lässt den Termin beim Notar kurz vor der Unterschrift platzen, stattdessen verspricht ein neuer Anwalt eine neue Zahlung, die bei Cleven aber nie ankommt. Und: «Im Nachhinein haben meine Anwälte herausgefunden, dass er die Finca ein paar Tage vorher schon mit einer Hypothek belastet hatte und zwar für einen Freund aus London, der ihm wohl ein paar Millionen gegeben hat und die Finca ebenfalls als Sicherheit bekommen hat.» 

Cleven reicht auf Rat seiner Anwälte Zivilklage gegen Becker ein. Der Richter habe zwei Einigungsgespräche angeboten, beide habe Becker aber abgelehnt. Weil die Darlehen nicht ordnungsgemäss gekündigt wurden, lehnt das Zuger Kantonsgericht die Klage aber ab. Cleven: «Ich habe Berufung eingelegt und werde die Darlehen vorsorglich formell noch einmal kündigen. Notfalls gibt es einen neuen Prozess.»

So denkt Cleven über Becker

Ist Becker ein Freund Clevens?
«Ich habe viele Menschen, die viel eher meine Freunde sind. Er war Geschäftspartner. Ich habe an ihn geglaubt.» 

Fühlt Cleven sich betrogen?
«Becker hat mir zugesagte Sicherheiten verwertet, ohne mir Erlös zu geben. Entscheiden Sie selbst, wie man ein solches Geschäftsgebaren nennt.»

Schafft Becker den Turn-Around?
«Wenn er die Mittel hat, wie von ihm behauptet, allen Verpflichtungen nachzukommen, dann ja. Ob das stimmt, weiss ich nicht.»

Cleven hat übrigens angekündigt, sollte er das Geld von Becker erhalten, es in ein gemeinnütziges Projekt zu investieren. 

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