Experten der Grossbank Credit Suisse sind zuversichtlich. Die Schweizer Wirtschaft wird sich bald erholen. Der Grund: Die Schweizer haben rekordhohe Summen angespart. Allein nach dem ersten Lockdown lagen zusätzliche 3000 Franken pro Haushalt auf dem Konto. Das ist doppelt so viel wie in normalen Jahren.
Im zweiten Lockdown wurde das Polster noch grösser. 880 Franken hat ein durchschnittlicher Haushalt gespart. Weniger als im ersten Lockdown. Man habe sich wohl an die Dramatik der Krise gewöhnt, sagt der Credit-Suisse-Ökonom Claude Maurer.
Erspartes ausgeben
Damit liegen derzeit 3,6 Milliarden Franken Erspartes auf Schweizer Konten. «Natürlich wird davon nicht sofort alles ausgegeben», sagt Maurer. Die Schweizer werden wohl 30 Prozent als Polster behalten. «Rund 70 Prozent des Geldes dürfte aber nach den Lockerungen ausgegeben werden», glaubt er.
Der Grund für seine Annahme: Nach dem ersten Lockdown war es genauso. Damals lagen sogar 12 Milliarden Franken auf dem Sparkonto. Nach den Lockerungen in 2020 wurde ein Teil davon wieder ausgegeben. «Dank dieses Konsums haben wir im dritten Quartal 2020 zehn Prozent Wirtschaftswachstum gesehen», sagt Maurer.
Welche Branchen profitieren?
Der nächste Konsum-Boom steht also vor der Tür. Allen voran sieht Experte Maurer die Non-Food-Läden als Gewinner dieses Effekts. «Sobald die Geschäfte wieder öffnen dürfen, braucht es nur etwa zwei Wochen, um eine Woche des Verlusts während des Lockdowns aufzuholen», erklärt er.
Das bedeutet: Die Läden können die Verluste aus dem zweiten Lockdown innert drei Monaten wieder wettmachen. «Die Leute geben ihr Geld schneller für einen Rasenmäher und ähnliches aus, als sie etwa Restaurant- oder Theaterbesuche nachholen.»
Hotellerie wird länger brauchen
Der Experte rechnet mit einer langsameren Erholung in den Bereichen Unterhaltung und Sport. «Nur weil die Lockerungen da sind, gehen die Leute nicht überproportional oft essen oder ins Theater», sagt Maurer. In der Unterhaltung oder im Sport brauche es somit acht Wochen Öffnung, um eine Woche Lockdown zu kompensieren, sagt er.
Noch düsterer sieht es für die Tourismusbranche aus. «Wir gehen davon aus, dass im Sommer die Grenzen offen sind», sagt Maurer. «Das bedeutet aber auch, dass Schweizer wieder vermehrt ins Ausland fahren, um Ferien zu machen.» Gleichzeitig werde der interkontinentale Tourismus wohl noch bis Mitte nächsten Jahres brauchen, um wieder in Fahrt zu kommen. Diese Gäste dürften also weiter fehlen. «Für die Hotellerie ist eine Normalisierung somit noch nicht absehbar», sagt Maurer.