Die Sexismus- und Rassimus-Debatte wird für die alljährlichen Fasnachts-Feierlichkeiten immer mehr zum Problem. Denn: Auch dieses Jahr bieten die Schweizer Detailhändler hochproblematische Kostüme an.
Für Frauen zum Beispiel gibt es im Sortiment mehrheitlich sexy Kostüme, von der lasziven Hexe über die freizügige Piratin bis zur anrüchigen Pilotin mit Netzstrumpfhose. Männerkostüme zementieren ebenfalls geschlechtsspezifische Rollenbilder: Superhelden oder bewaffnete Actionfiguren stehen besonders hoch im Kurs.
Ein Kostüm, das Manor im Angebot hat, macht die unterschiedlichen Rollenbilder besonders deutlich, wie die Zeitungen von CH Media berichten: Das Top-Gun-Kostüm für Männer besteht aus einem simplen Overall. Jenes für Frauen ist ultrakurz gehalten und wird mit Netzstrümpfen ergänzt. Warum eine weibliche Kampfjet-Pilotin freizügiger unterwegs sein sollte als ihre männlichen Kollegen bleibt unklar.
Freizügige Indianerin bei Manor
Auch Kostüme mit rassistischer Konnotation stehen weiterhin zum Verkauf. Im Onlineshop der Migros-Tochter Galaxus zum Beispiel gibt es ein «Herrenkostüm Asiate», bestehend aus einem Kimono. In den Augen von Galaxus allerdings ist das nicht rassistisch, weil kein Black-, Yellow- oder Redfacing betrieben wird. Darunter versteht man das Bemalen weisser Gesichter, um eine andere Ethnie darzustellen.
Manor bietet «Indianerkostüme» an, eine romantisierte Vorstellung der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Kulturelle Aneignung nennen Experten die Verkleidung als Indianer oder Geisha. Bei Manor vermischen sich in diesem Beispiel gar die Rassismus- und die Sexismusproblematik: Das Indianerkostüm für Männer ist schlicht, jenes für Frauen trägt den Beinamen «sexy Cheyenne» und ist sehr knapp gehalten. Auch der Onlineshop Microspot, ein Tochterunternehmen von Coop, hat Indianerkostüme im Angebot. Auch eine Afro-Perücke inklusive Bart steht zum Verkauf.
Händler verweisen auf die Nachfrage
Kulturwissenschafterin Patricia Purtschert von der Universität Bern sagt in den CH Media-Zeitungen: «Derartige Kostüme verbreiten rassistische und sexistische Vorstellungen. Eine Sortimentsbereinigung von Händlern wie Migros, Coop und Manor ist überfällig.»
Die Händler verweisen in dem Bericht unter anderem auf die Nachfrage. «Unser Sortiment umfasst Fasnachtskostüme, die besonders gefragt sind», wird etwa Coop-Sprecherin Melanie Grüter zitiert. Der Onlineshop Galaxus führt als Argument zusätzlich an, dass ein Grossteil der Artikel von Drittanbietern stammt. Diese bebildern und beschriften die Artikel auch in Eigenregie, Galaxus fungiert dabei nur als Marktplatz. (sfa)