Spitex und Hebammen profitieren von Nati-Song
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Nati-Spende während Corona:Spitex und Hebammen profitieren von Fussballsong

Schweizer Fussballer trällerten für Corona-Spenden
Spitex und Hebammen profitieren von Nati-Song

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft singt John Lennons Klassiker «Imagine» und spendet für Pflegende. Aber wie viel Geld floss wirklich? Und was passierte mit den Mitteln? Eine Spurensuche.
Publiziert: 20.07.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 21.07.2020 um 06:41 Uhr
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Nati-Coach Vladimir Petkovic sang zusammen mit seinen Spielern für die Schweiz.
Foto: Instagram
Marc Iseli

Es ist der Höhepunkt der Corona-Krise: Ende März. Jeden Tag stecken sich über tausend Personen in der Schweiz mit dem Virus an. In den Intensivstationen der hiesigen Spitäler sterben die Menschen an den Folgen der Krankheit. Die Schweiz verharrt im Lockdown, die Schulen sind geschlossen, die Menschen bleiben zu Hause.

In diesem Moment fasst sich die Schweizer Nati ein Herz. Die Fussballer singen John Lennons berühmtesten Song: «Imagine». Ein halbes Jahrhundert alt ist das Lied. Es ist eine Hymne auf Frieden und Rücksicht, der Wunsch nach einer besseren Welt. «Ein bisschen Hoffnung und Mut» will die Nati vermitteln. Das sagt Captain Stephan Lichtsteiner (36).

Goalie Yann Sommer (31) macht den Anfang. Schliesslich übernimmt jeder einen Part. Selbst Coach Petkovic (56) stimmt ein. Die Nati singt mit vereinten Kräften und spricht ein Dankeschön für die Arbeiterinnen im Gesundheitswesen aus. Die Fussballer versprechen Geld für die Pflegerinnen im Land.

144'000 Franken aus der Nati-Kasse

Die Idee kommt aus Hollywood, wo sich bereits zahlreiche Stars ihre Version des Songs über die sozialen Medien geteilt haben. Die Aktion löst ein grosses Echo aus. Die wichtigsten Medien des Landes berichten darüber. Die Frage bleibt: Was ist seither passiert? Wie viel Geld ist geflossen?

BLICK ging diesen Fragen nach. Die Recherche zeigt: Die Fussballer überwiesen einen sechsstelligen Betrag den Schweizer Pflegeverband SBK. 144’000 Franken, um genau zu sein. Die Mittel gingen noch Ende März ein und fanden schnell den Weg an die Front, schliesslich eilte es.

Schutzmaterial war seinerzeit knapp. Es herrschte ein Mangel an Masken, Handschuhen und anderem Verbrauchsmaterial. Der Bund und die Kantonsapotheker versorgten prioritär die Spitäler. Auf der Strecke blieben die freiberuflichen Pflegefachpersonen, Hebammen und Teile der Spitex und andere aus dem ambulanten Sektor.

Mehrarbeit in der Spitex

Hier setzte das Geld der Nati ein. Fast ein Drittel der Spende floss an den nationalen Spitex-Verband. Dieser lenkte die Mittel in die Regionen, die am stärksten unter der Corona-Krise litten. Das sind das Tessin, die Waadt und Genf. «Diese haben Rechnungen für Schutzmaterial dem SBK weitergeleitet, der die Rechnungen dann beglichen hat», sagt Francesca Heiniger vom nationalen Spitex-Verband.

Heiniger sagt, dass die Gelder etwas Druck aus dem System genommen haben. Zahlreiche Spitex-Angestellte waren seinerzeit mit der Wahl konfrontiert, eine Maske den ganzen Tag lang zu nutzen – oder eben auf die Behandlung von Patienten zu verzichten.

Letzteres war keine Option. Die Spitex musste selbst dafür sorgen, dass die Spitalbetten leer blieben. Sie betreute zahlreiche Corona-Patienten, die zum Teil mit geschädigten Lungen wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Die Angestellten an der Front mussten zahlreiche Zusatzleistungen erbringen. Sie koordinierten Arzttermine, sorgten für die Einhaltung der Hygienemassnahmen bei den Patienten und erklärten die Sachlage, was insbesondere bei der Betreuung von älteren Personen mit einer Demenz besonders schwierig sein konnte. Zum Teil war die Spitex der einzige Kontakt nach aussen.

Hilfe für die Hebammen

Mehrarbeit gab es auch für die Hebammen. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise war die Besuchszeit für Väter im Spital beschränkt, Angehörige durften meist gar nicht vorbeikommen. Viele Wöchnerinnen verliessen das Krankenhaus deshalb früher als sonst. Die Nachbetreuung blieb an den Hebammen hängen, die vom Kanton und dem Bund aber bei der Priorisierung leer ausgingen.

Ein Tag vor der Nati-Aktion setzte Andrea Weber, die Geschäftsführerin des Schweizerischen Hebammenverbands, deshalb einen Hilferuf ab. «Wir brauchen dringend Schutzmaterial», lautete die Botschaft. «Es kann nicht sein, dass wir dem Material nachrennen müssen.»

Und doch kam es genau so. Finanziert durch die Fussballer. Wieder lenkte der SBK die Gelder zu den Hebammen, die sich in der Not privat mit Material eindeckten. So wurden Lichtsteiner und seine Nati-Kollegen schliesslich auch indirekt zum Geburtshelfer.

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