Für viele ältere, pflegebedürftige Menschen ist die Spitex ein Segen. Ohne sie könnten sie nicht mehr allein zu Hause wohnen. Insgesamt erhalten rund 370'000 Menschen in der Schweiz Spitex-Dienstleistungen. Davon werden knapp 300'000 von der Nonprofit-Spitex betreut. Viele von ihnen gehören aufgrund ihrer Diagnosen oder ihres Alters den Risikogruppen des Coronavirus an.
Die Spitex betreut insgesamt etwa 217'000 Menschen, die über 65 Jahre alt sind. Bei vielen von ihnen geht gehen ihre Mitarbeiter täglich oder sogar mehrmals pro Tag ein und aus. Von der Grundpflege über Einkaufen bis hin zu Spezialdienstleistungen wie Palliativ-, Demenz- und Onkologiepflege werden alle möglichen Pflegeleistungen erbracht. Dass man sich in solchen Situationen körperlich sehr nahekommt, liegt auf der Hand. In der Pflege ist «Social Distancing» schlicht nicht möglich. Die Gruppe der über 65-Jährigen ist aber auch die Gruppe, die neben den Menschen mit Vorerkrankungen am meisten gefährdet ist am neuen Coronavirus
Pflegende als Risikofaktor
Diese Tatsache stellt die Spitex-Mitarbeitenden vor eine grosse Herausforderung. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt zwar, dass Besuche bei Menschen in den Risikogruppen auf ein Minimum reduziert werden sollten, doch die Spitex-Besuche lassen sich nicht einfach aufschieben oder absagen. Wie geht man also damit um, quasi ein Risikofaktor für seine Kundschaft zu sein, die aber gleichzeitig auf einen angewiesen ist?
Das BAG hat Empfehlungen für Spitex-Organisationen herausgegeben. «Unsere Mitarbeitende wissen genau, wie man Hygienemassnahmen umsetzt, sie werden in ihrem Alltag oft mit Infekten konfrontiert», erklärt Marianne Pfister, Geschäftsführerin Spitex Schweiz, und führt aus: «Diese Massnahmen wurden jetzt aufgrund der Lage zusätzlich verschärft.»
Doppelt wichtig werden diese Schutzmassnahmen, wenn die zu pflegende Person positiv auf das neue Coronavirus getestet wurde. Denn wenn es der Allgemeinzustand der kranken Person zulässt, benötigt sie keine Spitaleinweisung und geht in «Selbstisolation». Auch hierfür hat das BAG Empfehlungen für die Spitex-Mitarbeitenden herausgegeben.
Es braucht Freiwillige, die helfen
Bei der Spitex fällt im Moment viel mehr Arbeit als gewöhnlich an. Es kann deshalb durchaus vorkommen, dass die Arbeit priorisiert werden muss. «So kann es sein, dass einfache pflegerische Tätigkeiten, wie beispielsweise Stützstrümpfe an- oder ausziehen, von den Angehörigen durchgeführt werden müssen.»
Oft sind die Spitexbesuche die einzigen sozialen Kontakte, die die Kunden an einem Tag haben. Marianne Pfister appelliert an die Bevölkerung: «Es braucht Freiwillige, die mithelfen, beispielsweise beim Einkaufen. Das kann nicht von der Spitex übernommen werden.»
Kinder und Spitex
Ein Problem, mit dem sich Spitex-Mitarbeitende im Moment auch konfrontiert sehen, ist die Doppelbelastung durch die Kinder, die im Moment nicht zur Schule gehen. Auch sie wollen natürlich betreut sein. «Kinder und Spitex – das ist ein riesiger Spagat für die Mitarbeitenden.» Teilweise werden deswegen Betreuungsangebote von den einzelnen Spitexzentren oder von der Gemeinde bereitgestellt.
Trotz alle Widrigkeiten stellt Marianne Pfister klar: «Die Pflege kann gewährleistet werden, und wir setzten alles daran, dass das auch weiterhin so bleibt.» Dafür ist die Spitex in engem Austausch mit Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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