«Aber, wir können es den Mitarbeitenden nicht verbieten»
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Spitex empfiehlt keine Reisen:«Aber, wir können es den Mitarbeitenden nicht verbieten»

Warum Pfleger und Ärzte in Risikoländer reisen dürfen
Fürs Gesundheits-Personal gibts eine Sonderregel

Die Spitex Zürich Limmat schickt Mitarbeiter nach Reisen in Risikogebiete wieder zur Arbeit. Die Schweizerische Patientenorganisation sieht das kritisch.
Publiziert: 08.07.2020 um 23:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2020 um 10:48 Uhr
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Ausgerechnet bei der Spitex sollen Mitarbeiter nicht in Quarantäne, auch wenn sie aus einem Corona-Risikoland heimkehren. (Symbolbild, Archiv)
Foto: keystone
Marsel Szopinski

Wer in Corona-Risikogebiete reist, muss nach der Rückkehr in die Schweiz für zehn Tage in die Quarantäne. Das sieht die bundesrätliche Verordnung vom 2. Juli vor – 29 Länder stehen derzeit auf der Liste der Staaten mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.

Doch wer im Gesundheitswesen arbeitet, kann von dieser Regel ausgenommen werden. BLICK liegt ein entsprechendes internes Schreiben der Spitex Zürich Limmat vor. Auf Anfrage hiess es, es handle sich bloss um «eine Vorabinfo» und sei «provisorisch». Eine Mitarbeiterin, die aus einem solchen Risikoland zurückgekehrt ist, musste dennoch zur Arbeit erscheinen (BLICK berichtete).

Tatsächlich sieht die Verordnung diese Ausnahmen vor. Die Quarantäne-Pflicht gilt nicht für Personen, deren «Tätigkeit zwingend notwendig ist für die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens». Ob diese «zwingende Notwendigkeit» vorliegt, muss vom Arbeitgeber geprüft und bescheinigt werden. Das bestätigen die Zürcher Gesundheitsdirektion und das Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage.

Personalmangel muss belegt werden

Das Vorgehen der Spitex Zürich Limmat wirft bei der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO) dennoch Fragen auf: «Grundsätzlich stört mich, dass eine Ausnahme vorauseilend zur Regel gemacht wird», sagt Daniel Tapernoux, Facharzt für Innere Medizin und Mitglied der SPO-Geschäftsleitung. «Ich habe Verständnis, dass Lösungen gesucht werden müssen, falls es tatsächlich an Personal mangelt.» Dies müsse aber belegt werden.

Auch bei einigen Angestellten sorgte diese Weisung für Entsetzen. «Warum sollen genau wir Pflegerinnen und Pfleger von dieser Regelung ausgenommen sein? Wir arbeiten jeden Tag mit der Corona-Risikogruppe», sagte eine Spitex-Mitarbeiterin gestern zu BLICK.

Bei der Spitex Zürich Limmat heisst es, man habe einem personellen Engpass entgegenwirken wollen, weil sich gleich mehrere Mitarbeiter in den Ferien befanden. Auch Marianne Pfister, Geschäftsführerin der Spitex Schweiz, sieht das Abziehen der Mitarbeiter aus der Quarantäne als letzten Ausweg. Zuvor sollten die kantonalen Spitex-Verbände über die Arbeitsplanung eine Lösung suchen – zum Beispiel über Bürotage. Im Kanton Zürich sei es nun ein Einzelfall. Den Personalmangel bei Spitex Zürich Limmat kann Pfister jedoch nicht beurteilen.

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Angst vor Ansteckung schafft Spannungssituationen

Zudem wird immer auf die Hygieneregeln beim Pflegepersonal verwiesen. «Das Ansteckungsrisiko ist wahrscheinlich gering», pflichtet Daniel Tapernoux bei. Aber: «Trotzdem können auch geschultem Personal unter Zeitdruck Missgeschicke bei den Schutzmassnahmen passieren. Auf der Kehrseite gibt es bei Patienten dennoch die Angst vor Pflegepersonal, das sich Risikogebieten aufhielt. Das schafft natürlich Spannungssituationen.» Aus diesem Grund setze die Spitex Zürich Limmat damit ein falsches Zeichen.

Auf Seite des Pflegepersonals gilt es in erster Linie die Verordnungen des Bundes einzuhalten, heisst es beim Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK). Auch die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte sieht das so. «Trotz dieser Ausnahmeregelung steht die Gesundheit des Personals und der Patienten immer im Vordergrund», sagt SBK-Geschäftsführerin Yvonne Ribi. «Da es sich aber bisher um den ersten solchen Fall handelt, kann ich die Situation noch nicht abschliessend beurteilen.»

Tapernoux rät Patienten bei Unsicherheiten nachzufragen und so Transparenz zu schaffen: «Wer kommt denn da zu mir? Wie werden die Schutzmassnahmen umgesetzt?» Ansonsten solle man sich über Alternativen informieren und diese allenfalls mit dem Hausarzt besprechen.

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