Schweiz doch keine Hochpreis-Insel?
Detailhändler kämpfen mit Studie gegen Abzocker-Image

Schweizer Detailhändler sind im Gegensatz zu ihren ausländischen Kollegen mit hohen Kosten und sinkender Kaufkraft konfrontiert. Die um ein Drittel höheren Preise rechtfertigen sie mit einer Studie, die das BAK Economics für die Händler angefertigt hat.
Publiziert: 10.09.2024 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2024 um 16:12 Uhr
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Der Einkauf in der Schweiz ist deutlich teurer als im angrenzenden Ausland.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Schweizer Detailhändler haben um 50 Prozent höhere Kosten als Konkurrenz aus Nachbarländern
  • Die Preise in der Schweiz sind aber nur rund 35 Prozent höher, besagt eine Studie
  • Die Swiss Retail Federation möchte eine Diskussion nicht nur über Preise, sondern auch über Kosten führen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Schweiz ist für so manchen ein teures Pflaster. Angesichts von Teuerung und stagnierenden Löhnen sowie angetrieben vom starken Franken, nimmt der Einkaufstourismus im angrenzenden Ausland wieder deutlich zu, wie auch Aldi-Suisse-Chef Jérôme Meyer (44) gegenüber Blick bestätigt.

Wie kann der Schweizer Detailhandel die Konsumentinnen und Konsumenten im Land halten? «Wir werden nie so günstig sein können wie die Nachbarländer», sagt Dagmar Jenni (56), Direktorin des Detailhandels-Dachverbands Swiss Retail Federation. Zu viele seien zu Unrecht der Meinung, dass der Schweizer Detailhandel mit überrissenen Margen die Preise nach oben treibt und damit «abzockt». Das sei «keine faktenbasierte Diskussion», meint Jenni.

Um dem Abzocker-Image entgegenzuwirken, hat die Swiss Retail Federation eine Studie beim Forschungsinstitut BAK Economics in Auftrag gegeben. Diese hat die Kosten für Detailhandelsunternehmen in der Schweiz sowie in den grossen vier angrenzenden Nachbarländern verglichen und in Relation zu den Preisen gestellt.

Kostendruck positiv für Konsumenten

Das Fazit: Die Preise in der Schweiz sind im Schnitt um rund 35 Prozent höher als in den vier grossen Nachbarländern. Allerdings müssen Detailhändler in der Schweiz um 50 Prozent höhere Kosten tragen. «Die Studie räumt mit auf Einzelfällen basierenden Aussagen auf, die Schweizer Detailhändler würden für Produkte das Mehrfache als die Nachbarstaaten verlangen», hält Jenni fest.

Die Studie verdeutlicht, wie hiesige Detailhändler deutlich höhere Beschaffungskosten tragen müssen, sowohl bei Importen aus dem Ausland als auch bei der Beschaffung im Inland. Das hat mit der geringen Grösse des Schweizer Absatzmarktes, aber auch mit einer «Preisdiskriminierung» wegen der höheren Schweizer Kaufkraft zu tun, heisst es. Dieses Phänomen kennt man auch aus dem Onlinehandel.

Hinzu kommen höhere Kosten für Distribution, Warenbewirtschaftung (z.B. Logistik, Marketing) und Arbeitskraft. Mildernd wirken sich die tieferen Mehrwertsteuersätze in der Schweiz, das günstigere Zinsumfeld und tiefere Unternehmensbesteuerung aus.

Die «Hochpreisinsel Schweiz» ist also vor allem eine «Hochkosteninsel» Schweiz, so der Detailhandelsverband. Die Preise könnten noch höher sein.

Falsche Erwartungen bei Schweizer Konsumenten?

Ein schwacher Trost für Schweizer Konsumenten. Wie eine UBS-Studie festhält, belastet die sinkende Kaufkraft den Schweizer Detailhandel zusätzlich. Dieser weist im laufenden Jahr bislang ein rückläufiges Umsatzwachstum auf.

Deshalb müssen die Detailhändler dem Kostendruck noch stärker entgegentreten. Jenni hat hierbei insbesondere den regulatorischen Eifer Schweizer Behörden im Visier, dabei etwa unnötige Deklarationsvorschriften: «Unsere Hebel sind nicht bei der Reduktion der Arbeitskosten oder bei nicht beeinflussbaren Faktoren wie Miete oder Energie, sondern bei unnötigen Kosten, die den internationalen Wettbewerb verzerren.» Für Jenni ist auch die agrarpolitisch motivierte Marktabschottung der Landwirtschaft kontraproduktiv. Überlegungen zur Stärkung von Einkaufsgemeinschaften seien nötig. Doch Kostenreduktionen allein richten es nicht: Jenni lanciert auch einen «Appell an die Redlichkeit der Konsumentenforderungen».

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