Unterdessen ist Temu und Shein wohl fast jedem ein Begriff. Die Qualität und die Produktionsumstände der chinesischen Riesen werden kontrovers diskutiert und freuen längst nicht jeden. Trotzdem habe Temu und Shein mit ihrem Angebot an ultrabilligen Produkten das Onlinegeschäft erobert. Die Strategie der chinesischen Shops ist so erfolgreich, dass sich sogar US-Schwergewicht Amazon eine Scheibe davon abschneiden möchte.
Medienberichten zufolge plant der Onlinehändler nämlich, das Geschäftsmodell mit einem neuen Rabattbereich direkt aus China nachzuahmen. Amazon beabsichtigt, einen eigenen Onlineshop für preisgünstige Kleidung und Haushaltswaren aufzusetzen, wie die «Financial Times» berichtet.
Expertinnen warnen
Offiziell bestätigt hat Amazon die Pläne noch nicht. Sollten die kolportieren Aussagen um Amazon stimmen, warnen Schweizer Expertinnen vor den Absichten.
«Wir fordern gleiche Rahmenbedingungen für alle Wettbewerber in der Schweiz – egal, ob sie aus China, den USA oder Europa stammen», erklärt die Direktorin der Swiss Retail Federation Dagmar Jenni (56) gegenüber Blick.
Sie spricht einen Einwand an, den der Detailhandelsverband bereits gegen Temu eingereicht hat. Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ist zurzeit eine Beschwerde wegen unlauterer Geschäftspraktiken hängig. Das Seco untersucht die beanstandeten Geschäftspraktiken mit Nachdruck.
«Sollten nun Amazon oder andere ausländische Online-Plattformen Geschäftspraktiken von Temu kopieren, die nicht mit dem schweizerischen Recht vereinbar sind, behalten wir uns vor, auch dagegen vorzugehen», so Jenni.
Negativer Boomerang?
Vor einigen Jahren hat Amazon noch chinesische Verkäufer auf ihrer Seite verbannt. E-Commerce-Expertin Alexandra Scherrer (32) meint: «Amazon ist bekannt für gute Produkte. Die Gefahr der Verwässerung wäre gross.» Trotzdem versteht sie, dass der US-Riese seine Reichweite nicht einfach den chinesischen Händlern überlassen möchte.
Ob ein allfälliger Shop den Schweizer Detailhandel treffen würde, ist schwierig zu sagen. «Bereits jetzt haben Konsumenten die Möglichkeit, auf Billigware aus China zuzugreifen», meint Scherrer. Die Strategie der chinesischen Shops bleibt aber definitiv eine Gefahr.