Schuss geht nach hinten los!
Schützen sind sauer über neue «Visa»-Mitgliederkarte

Gut gemeint, aber doch daneben: Der neue Mitgliederausweis des Sportschützenverbands ist gleichzeitig eine Kreditkarte. Und darüber ärgern sich einige Schützen.
Publiziert: 07.06.2021 um 15:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2021 um 15:49 Uhr
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Ein Bild aus Zeiten vor Corona am 22. Februar 2019: Schweizer Meisterschaften der Sportschützen in der Mehrzweckhalle des Waffenplatzes in Bern.
Foto: Keystone

Hier wird scharf geschossen! Ausnahmsweise nicht mit Munition. Rund 40'000 Mitglieder feuern mit Wut-Schreiben gerade aus allen Rohren auf die Verantwortlichen des Schweizer Sportschützenverbands (SSV). Der Grund: Offenbar ohne ihre Einwilligung haben sie ihre neue Schützenlizenz als Kreditkarte erhalten. Sie sei bei Erhalt «scharf» geschaltet. Die «Visa»-Mitgliedskarte könne wie eine normale Karte beim Einkauf eingesetzt werden.

«Der Schweizer Schiesssportverband hat den wahrscheinlich bisher grössten Versand von unaufgeforderten Kreditkarten in der Geschichte der Schweiz initiiert», schreibt ein Mitglied der Blick-Redaktion. Heiss diskutiert werde das Thema in den sozialen Medien.

Auch im SRF-Konsumentenmagzin «Espresso» machen am Montag SSV-Mitglieder ihrem Ärger Luft: «Ich bin erschrocken, dass es möglich ist, für Verbandsmitglieder ohne zu fragen eine Kreditkarte zu erstellen.» Ein anderer Schütze schreibt: «Man gibt nicht nur ohne meine Erlaubnis meine persönlichen Daten heraus, sondern macht auch noch gleich einen Vertrag mit einer Kreditkartenfirma. Dazu ist der SSV meiner Meinung nicht berechtigt.»

Eine Schützin ist auch sauer darüber, dass sie mit dem Unterschreiben der Mitgliederkarte auch die AGB der Kreditkartenfirma akzeptiere. «Und das will ich definitiv nicht.»

Datenschutz, Missbrauchsgefahr, Sicherheit

An Schiessanlässen dient die Karte als Ausweis der Teilnahmeberechtigung. In Online-Shops oder im Laden als Zahlungsmittel. Datenschutz, Missbrauchsgefahr, Sicherheit: Die Schützinnen und Schützen sind laut «Espresso» empört, dass der Verband ihre persönlichen Daten an Visa-Bonuscard weitergegeben hat.

Was die Sportschützen auch stört: Viele haben offenbar die Gewohnheit, den Mitgliedsausweis aufs Pult im Schiessstand zu legen oder in der Gewehrtasche aufzubewahren. Nicht allen sei vielleicht klar, dass die Mitgliederkarte nun auch eine Kreditkarte sei, schreiben sie dem Konsumentenmagazin weiter.

Schiessverband kontert, Karte sei deaktivierbar

Der SSV verteidigt Idee mit der Mitgliederkarte, die auch eine Kreditkarte ist. Die Mitglieder seien umfassend informiert worden. Zu «Espresso» heisst es: «Es stimmt nicht, dass die SSV-Mitglieder ihre Einwilligung nicht gegeben hätten. Reglementkonform besitzen die SSV-Mitglieder eine Mitgliederkarte (…) das einzig Besondere an der neuen Mitgliederkarte besteht darin, dass sie mit den Vorteilen einer Zahlungskarte verbunden ist.» Auch die Weitergabe der Mitgliederdaten sei mit dem Reglement vereinbar. Die Kreditkartenfunktion könne deaktiviert werden.

Weiter schreibt der SSV: «Der Schweizer Schiesssportverband hat für keines seiner Mitglieder einen Vertrag abgeschlossen.»

Die Rückmeldungen der Verbandsmitglieder seien grösstenteils positiv. Nur 0,5 Prozent hätten die Idee bisher kritisiert. Der «Visa»-Mitgliederausweis sichert dem SSV Sponsoreneinnahmen. 0,1 Prozent des Kreditkarten-Umsatzes erhalte der Verband für die Nachwuchsarbeit. Und mit dem Bonusprogramm und anderen Vorteilen biete die neue Karte den Mitgliedern einen «echten Mehrwert». (uro)

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