Schnäppchenjagd in Gefahr
Diesen Einfluss haben die Lieferengpässe auf Black Friday

Detailhändler sehen wegen globalen Lieferengpässen das Weihnachtsgeschäft in Gefahr. Am Black Friday hingegen sollen die Kassen so richtig klingeln. Wie kommts, dass die Lieferprobleme im November weniger stark ins Gewicht fallen? Blick klärt auf.
Publiziert: 06.11.2021 um 01:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2021 um 09:35 Uhr
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Die Schweizer Händler hoffen auch dieses Jahr auf einen umsatzstarken Black Friday. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

Game-Konsolen, Turnschuhe, Ikea-Möbel: Sie alle sind derzeit Mangelware. Schuld seien die weltweiten Lieferengpässe, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Container-Häfen in China waren wegen infizierter Hafenarbeiter monatelang dicht. Kleiderfabriken in Vietnam standen still. Gleichzeitig kaufen die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa und Amerika doppelt und dreifach ein, weil sie in der Pandemie sparsam waren.

Jetzt ist der Schnäppchenmonat November angelaufen. Shoppinglust erreicht bald einen ersten neuen Höhepunkt: Mit dem Single's Day am 11. November wird die alljährliche Rabattjagd vor Weihnachten eingeläutet. Ihren Gipfel erreicht die Aktionsschlacht mit dem Black Friday am 26. und dem Cyber Monday am 29. November.

Wenn Detailhändler und Fracht-Experten wegen der Lieferengpässe aber bereits das Weihnachtsgeschäft in Gefahr sehen – wie steht es dann erst um die Shopping-Tage im November?

Wenig Euphorie

Für den Black Friday ist alles im grünen Bereich, versichern die Schweizer Detailhändler. Einige unter ihnen erwarten gar, dass die Rabattschlacht in diesem Jahr sämtliche Rekorde bricht! «Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden dieses Jahr sogar noch mehr Schnäppchen», verspricht etwa Alex Hämmerli, Sprecher des grössten Schweizer Online-Händlers Digitec Galaxus.

Etwas zurückhaltender angesichts der stockenden Lieferketten ist Stella Zeco, Sprecherin des Heimelektronik-Händlers Media-Markt. «Wir werden uns Mühe geben, damit die Rabatte im ähnlichen Rahmen liegen wie in den früheren Jahren.»

Euphorie klingt anders. Auch Julian Zrotz (34) ist skeptisch, ob die Händler wieder Rekorde einfahren. Er leitet das Schweizer Start-up Patoc, das Black-Friday-Schnäppchen auf einer Online-Plattform bündelt. «Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Das Interesse im Vergleich zum Vorjahr stagniert. Wir sehen das unter anderem anhand der Google Suchanfragen.»

Schnäppchenjagd weniger gezielt als Weihnachtseinkäufe

Dass die Verkäufe aufgrund der Lieferschwierigkeiten nicht nur stagnieren, sondern gar einbrechen, glauben aber weder Schnäppchen-Experte Zrotz noch die Detailhändler. Doch wie ist das möglich?

«Die Lieferprobleme bestehen nur bei gewissen Produkten, zum Beispiel bei der brandneuen Playstation 5», erklärt Zrotz. «An Weihnachten sucht man spezifisch nach einem Produkt. Aber am Black Friday geht es eher um die Schnäppchenjagd. Also weicht man einfach auf eine andere Spielkonsole, einen anderen Monitor oder einen anderen Drucker aus.»

Wer spezifische Wünsche hat, droht hingegen leer auszugehen, gesteht auch Alex Hämmerli von Digitec Galaxus ein. «Bei manchen Produkttypen konnten unsere Einkäuferinnen und Einkäufer dieses Jahr keine Deals organisieren.»

Die Händler kaufen ihre Produkte für den Black Friday nicht Wochen, sondern Monate im Voraus und in grossen Mengen ein, um Rabatte herauszuschlagen. Geliefert wird die Ware aber erst zum Verkaufsstart. «Es war dieses Jahr herausfordernder», gibt Stella Zeco von Media-Markt zu. Will heissen: Die Waren wurden vor einem Jahr bestellt. Angekommen sind sie teils bis heute nicht.

Black Friday als Gradmesser fürs Weihnachtsgeschäft

Auch Julian Zrotz geht «mit Sicherheit» davon aus, dass die Händler ihre Rabatt-Angebote zum Teil kurzfristig umstellen mussten. Ein Geldsegen ist der Black Friday für die Geschäfte trotzdem. «Die Lieferengpässe haben zwar einen Einfluss auf einzelne Produkte. Aber nicht auf den Umsatz.»

Die Detailhändler hoffen dadurch auch auf ein einträgliches Weihnachtsgeschäft. Black Friday und Co. haben sich nämlich zum Gradmesser für die Geschenkjagd in der Adventszeit gemausert. Lieferengpässe hin oder her.

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