Bisher zeigte sich die russische Wirtschaft trotz des Kriegs, den das Land gegen die Ukraine führt, relativ robust. Mittlerweile muss aber auch die russische Zentralbank-Chefin zugeben, dass die Sanktionen ihre Wirkungen zeigen. Wegen der Sanktionen kann Russland unter anderem weniger exportieren, wie beispielsweise Erdöl.
«Die mit den Sanktionen verbundenen Inflationsrisiken sind eingetreten», sagt die Zentralbank-Chefin Elvira Nabiullina laut russischen Medien bei einer Sitzung des Rates. Das berichtet unter anderem die «Frankfurter Neue Presse». Die durchschnittliche Inflation lag in Russland im Juni 2024 bei 8,6 Prozent. Und hat damit das Zielband von maximal vier Prozent weit überschritten.
Ende Juli hatte die Zentralbank den Leitzins in Russland deshalb auf 18 von zuvor 16 Prozent angehoben. Das ist der höchste Stand seit April 2022, also kurz nach Ausbruch des Krieges. Alternativen sieht die Notenbank-Chefin keine. Obwohl sie weiss, dass die Inflation vor allem Menschen mit tiefen Einkommen treffen wird und die Löhne nicht mit der Teuerung Schritt halten werden. Aber Nabiullina hält an den hohen Zinsen fest, solange die Inflation nicht zurückgeht. Falls nötig, werde sie die Zinsen nochmals anheben.
Zu wenig Arbeitskräfte im Land
Das Problem liegt gemäss der russischen Notenbank darin, dass es zu wenig Arbeitskräfte gibt. Denn viele Fachkräfte seien an den Krieg gebunden. Gleichzeitig steige die Nachfrage in Russland. Das erhöht die Kosten und verstärkt den Inflationsdruck, so die Notenbank.
Schätzungsweise sind aber auch bis zu einer Million qualifizierte Arbeitskräfte wegen des Krieges ins Ausland abgewandert. Das verschärft das Problem natürlich. Viel Geld leitet Russland zudem in die Rüstungsindustrie. Bei der Entlöhnung der Soldaten und der Unterstützung von Familien wird ebenfalls nicht gespart. Daneben, dass weniger exportiert werden kann, kosten Russland Importe wegen der Sanktionen deutlich mehr.
Vermehrt wird in den Medien deshalb von einer Überhitzung der russischen Wirtschaft gesprochen, unter anderem im amerikanischen Portal «Business Insider». Denn die Russinnen und Russen konsumieren in ihrem Land munter weiter. Es ist von einem regelrechten Ausgabeboom die Rede. Der Pro-Kopf-Konsum ist in Russland von 2021 bis 2023 um mehr als 20 Prozent gestiegen, wie die «Financial Times» herausfand.
Mit Wachstum rechnet die Zentralbank-Chefin dennoch: Nabiullina geht für das laufende Jahr von vier Prozent aus. Für 2025 sinkt dann aber die Zuversicht, da wird noch mit einem Wachstum zwischen 1 und 1,5 Prozent gerechnet. Am 13. September findet die nächste Sitzung der russischen Zentralbank statt.