Das sind keine guten Nachrichten für das von Russland überfallene Land: Ukrainische Medien berichteten Anfang dieser Woche, dass am 24. Juli in der Nähe von Kiew ein neues, bislang unbekanntes russisches Drohnendesign entdeckt wurde.
Kurz darauf tauchte auf Telegram ein mutmasslich von einer russischen Drohneneinheit veröffentlichtes Video auf, welches denselben Drohnentypus zeigen soll. Darin wird die neue, «Gerbera» getaufte Drohne als kleine Schwester der von Russland seit Beginn des Krieges häufig eingesetzten Shahed-Drohne bezeichnet.
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Das kann die Schaumstoff-Drohne
Seit Beginn des Krieges Anfang 2022 liefern sich die Ukraine und Russland einen rasanten Drohnenwettlauf. Unbemannte Luftfahrzeuge dominieren den Himmel über den Schlachtfeldern. Kiews Flugdrohnen sind mittlerweile für ihre Langstreckenangriffe auf russische Infrastruktur bekannt. Nun könnte Moskau mit «Gerbera» Ähnliches vorhaben. Diese dürfte deutlich günstiger sein als etwa Langstreckenraketen und kann zudem auch andere Aufgaben als Kamikaze-Angriffe übernehmen.
Andrij Tscherniak, ein Sprecher des ukrainischen militärischen Geheimdienstes GUR, sagte der Nachrichtenagentur Reuters Anfang Juli, Moskau habe begonnen, neue, billige Langstreckendrohnen, die oft aus Schaumstoff oder Sperrholz hergestellt würden, einzusetzen, um die ukrainische Luftabwehr auszukundschaften.
Andrij Kramarow, Militärexperte der ukrainischen Luftwaffe, erklärte gegenüber «Newsweek», dass eine in der «Gerbera»-Drohne verbaute Kamera Videomaterial an die Russen übermitteln könne und so Informationen für die gezielte Ansteuerung hochwertiger ukrainischer Luftabwehrsysteme liefere, die russische Raketen und Drohnen abfangen. Kramarow ergänzte, die «Gerbera»-Drohne könne nur mit einem relativ kleinen Sprengkopf ausgestattet werden, da die Kameraausrüstung der multifunktionalen Drohne Platz benötige.
Eine echte Gefahr für die Ukraine
Die «Gerbera», die Berichten zufolge in der Nähe von Kiew gefunden wurde, war nicht mit einem Sprengkopf ausgestattet. Ukrainische Medien spekulierten, dass es sich möglicherweise um einen Prototyp handelte, der eingesetzt wurde, um die Reichweite des neuen Geräts zu testen. Das Flugobjekt könnte zur Aufklärung oder bei Täuschungsmanövern eingesetzt werden, um Luftabwehrsysteme zu erkennen, wenn sie aktiv werden, sowie um Ziele anzugreifen.
Auf Bildern der «Gerbera»-Drohne sei Schaumstoff zu sehen, der mit einem Heissdrahtschneider in Scheiben geschnitten wurde, damit die Drohne schnell und mit billigen, einfachen Werkzeugen hergestellt werden könne, erklärte der in Grossbritannien ansässige Drohnenexperte Steve Wright gegenüber «Newsweek».
Die vergleichsweise niedrigen Kosten und die relativ grosse Reichweite der «Gerbera»-Drohne könnten darauf hindeuten, dass sie irgendwann im Krieg in grösserem Umfang eingesetzt werden könnte. Eine echte Gefahr für die Ukraine also. Der Konflikt dürfte sich so weiter in die Länge ziehen.