Gefangenenaustausch USA–Russland
Auch Putins Superspion von Sion kam frei

Die Walliser Polizei verhaftete Vladislav Klyushin, er wurde in die USA ausgeliefert und verurteilt – und jetzt nach Russland abgeschoben. Die Geschichte hinter seiner betrügerischen Masche und seine Kontakte zu Putin.
Publiziert: 02.08.2024 um 18:12 Uhr
|
Aktualisiert: 03.08.2024 um 11:17 Uhr
1/5
Wieder auf freiem Fuss: Vladislav Klyushin (im braunen Hemd direkt hinter Vladimir Putin).
Foto: Keystone
stefan_barmettler_hz.jpg
Stefan Barmettler
Handelszeitung

Beim Gefangenenaustausch am gestrigen Donnerstag zwischen Moskau, Berlin und Washington kam auch der Cyberbetrüger und mutmassliche Russland-Spion Vladislav Klyushin frei. Diesen hatten die USA vergangenen Herbst wegen Betrugs und Hacking zu neun Jahren Haft und einer Busse von 62 Millionen Dollar verurteilt. Gestern durfte er nach Moskau zurückfliegen, wo ihn Wladimir Putin persönlich empfing.

Klyushin ist in Schweizer Justizkreisen bestens bekannt. Am 21. März 2021 waren er und seine Familie per Privatflieger aus Moskau in die Schweiz eingeflogen, doch auf dem Flughafen Sion VS wartete nicht die Hotellimousine für die Fahrt nach Zermatt auf sie, sondern die Walliser Kantonspolizei. Die USA hatten Klyushin international zur Verhaftung ausgeschrieben, weil man ihm Betrug und Hacking im grossen Stil vorwarf, zudem soll er enge Kontakte in den russischen Geheimdienst FSB haben. Doch der Verhaftete wehrte sich in der Schweiz monatelang und bis vor Bundesgericht gegen eine Auslieferung in die USA.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals im kostenpflichtigen Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Blick+-Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

Klyushins Ausflug war eine Fehlkalkulation des Geheimdienstapparats gewesen, denn vor seiner Abreise in die Skiferien hatte der Russe, der Chef der Moskauer Tech-Firma M13 ist, beim FSB nachgefragt, ob seine Reise in den Westen ein Risiko für ihn sei. Dieser verneinte – ein kapitaler Fehler.

Dreister Insiderdeal mit Tesla-Aktien

Die Masche der Hacker unter Klyushin war dreist: Sie hatten sich mit ihrer Spionagesoftware in zwei amerikanische Dienstleister eingenistet, welche geheime Ad-hoc-Mitteilungen der US-Börsenaufsicht SEC vor deren Publikation aufbereitete. Mit ihrem Insiderwissen dealten die Russen vor Bekanntgabe von Quartalsresultaten, Fusionsplänen, Chefwechseln oder Produktlancierungen mit Aktien von Tesla, Kohl’s oder Grath. Über 2000 Investments sollen sie mit ihrem Wissensvorsprung getätigt und damit 100 Millionen Gewinn ergaunert haben.

Besonders einträglich war ein Optionsdeal mit Tesla-Aktien, denn die Firma konnte im Herbst 2018 einen überraschenden Gewinnsprung vermelden. Klyushin, der die Geheiminfo bereits einen Tag vorher auf dem Bildschirm hatte, schrieb seinen M13-Kollegen erfreut: «Passt auf, was morgen ab 16.30 Uhr mit der Tesla-Aktie passieren und wie stark sie anziehen wird.» Er hatte recht, die Aktie schoss nach den Good News nach oben.

Putin wusste, was er an seinen umtriebigen Cyberexperten von M13 hatte. In einem Büro Klyushins auf Zypern fanden die US-Fahnder eine von Putin unterschriebene Dankesurkunde für die «effiziente Arbeit für die Sicherheit Russlands». Nun hat er seinen Superspion zurück.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.