Lindt & Sprüngli blickt nicht nur auf volle Kassen und auf ein hervorragendes Geschäftsjahr 2021 zurück. Unter dem Strich fuhr der Schweizer Schoggiriese einen Gewinn von 490,5 Millionen Franken ein – Plus 53,4 Prozent gegenüber Vorjahr.
Auch die Zukunftsaussichten sind für die Chefs zum Dahinschmelzen. «Wir rechnen in diesem Jahr trotz der geopolitischen Situation mit einem erneuten Umsatzwachstum von bis zu acht Prozent», sagt Dieter Weisskopf (65), CEO von Lindt & Sprüngli. Dazu beitragen soll weiterhin auch das umstrittene Russland-Geschäft.
Auf internationalen Druck hin haben zahlreiche Unternehmen wie H&M, Ikea oder Apple ihre Verkäufe in Russland gestoppt. Für Lindt & Sprüngli ist ein Rückzug jedoch kein Thema. «Wir liefern wie alle anderen Nahrungsmittelkonzerne weiterhin nach Russland», sagt Weisskopf. Im Hinterkopf hat er wohl Nestlé, das ebenfalls keinen Verkaufsstopp in Russland in Betracht zieht.
Dass Lindt & Sprüngli aber kein Grundnahrungsmittel, sondern eher ein Luxusgut anbiete, will der CEO an der Bilanzjahreskonferenz am Hauptsitz in Kilchberg ZH nicht gelten lassen. «Wir verkaufen weder Waffen noch Öl oder Gas», erwidert Weisskopf sichtlich verärgert über diese Nachfrage.
«Angestellte in Russland sind besorgt»
In der Ukraine beschäftigt das Unternehmen einen einzigen Mitarbeiter, sagt Weisskopf. «So viel wir wissen, ist die Person in Sicherheit.» Der Verkauf in der Ukraine läuft eigentlich über Partnerfirmen, derzeit seien aber keine Lieferungen in das Kriegsgebiet möglich. Wichtiger ist das Geschäft in Russland. Lindt & Sprüngli betreibt im Land von Präsident Wladimir Putin (69) acht Verkaufsläden mit 120 Mitarbeitern. «Die Angestellten in Russland sind besorgt über die aktuelle Situation», sagt Weisskopf.
Die Sanktionen gegen Russland gehen auch an Lindt & Sprüngli nicht spurlos vorbei. «Auf unser Geschäft wirkt sich vor allem die Einschränkung von Finanztransaktionen aus. Aber wir halten uns natürlich an sämtliche Sanktionen», so Weisskopf.
Knapp ein Prozent des Umsatzes von 4,6 Milliarden Franken erzielt Lindt & Sprüngli in Russland und in der Ukraine – das wären rund 45 Millionen Franken. Weitere Details dazu gibt CEO Weisskopf keine preis.
Die Preise für Schokolade steigen
Wegen des Ukraine-Kriegs erwartet Lindt & Sprüngli in diesem Jahr höhere Rohstoff- und Verpackungspreise. Gross Sorgen macht das nicht, denn die Kunden kaufen die Luxusschoggi auch, wenn im Laden die Lindt-Preise deswegen steigen.
Der Schokoladenhersteller hat die Preise in diesem Jahr weltweit um rund 3 Prozent erhöht, in den USA gar um über 7 Prozent. In Russland dürften die Preise aufgrund des Rubel-Absturzes künftig noch deutlicher ansteigen.