Auf einen Blick
- Raiffeisen eröffnet neue Filiale mit Bäckerei Vuaillat in Effretikon ZH
- Kooperation zwischen Bank und Bäckerei als Zukunftsmodell
- Sicherheitsstandards trotz längerer Öffnungszeiten gewährleistet
Jetzt gibt es auch im Kanton Zürich bald eine Bank mit integrierter Bäckerei: Am 25. April eröffnet Raiffeisen einen neuen Standort direkt am Bahnhof von Effretikon ZH – gemeinsam mit der Bäckerei Vuaillat, die hier ihre insgesamt sechste Filiale in der Region eröffnen wird.
In Niederwangen BE eröffnete Raiffeisen bereits 2020 eine solche Kombination, mit dem sinnigen Namen «Ds Füfi u ds Weggli». Das Teilen der Filialräumlichkeiten mit lokalen Gastronomieunternehmen oder Ladengeschäften hat bei Raiffeisen System. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr Geschäftsstellen zu Beratungsbanken umgebaut.
«Bei einem Beratungsbank-Konzept wird auf eine klassische Schalterhalle mit Kassen für Bargeld verzichtet und stattdessen Raum für die individuelle Beratung oder die unverbindliche Begegnung geschaffen», sagt ein Raiffeisen-Sprecher zu Blick. In Bern, Aarau, Konolfingen BE oder Wünnewil FR gibt es weitere Raiffeisen-Filialen mit integrierten Cafés. Auch andere Bankinstitute experimentieren mit solchen Mischnutzungen.
Mit Gastronomie die Bankfilialen beleben
Für Martin Mayer (46), Inhaber der Bäckerei Vuaillat, ein Glücksfall. Er sieht für sich nur Vorteile: «Bäckereien leben von guten Lagen, und gute Lagen sind teuer.» Gerade die unter Druck stehende Bäckereibranche müsse offen sein für Veränderungen: «Bei tiefen Gewinnmargen von 1 bis 3 Prozent und steigenden Energiekosten bieten solche Kooperationen gute Sparmöglichkeiten – sie sind ein Zukunftsmodell.» Beim Kooperations-Angebot mit Raiffeisen musste er folglich nicht lange überlegen.
Es ist aber nicht so, dass Mayer als Bittsteller auftrat: «Ich erhalte jeden Monat eine Anfrage zur Eröffnung einer Filiale.» In der Regel seien es Immobilienunternehmen, die mit einer Bäckerei «Leben schaffen wollen». So auch in Effretikon. Für Vuaillat gab es damit die Möglichkeit einer kostengünstigen Expansion. Die Brotproduktion erfolgt in Uster. In Effretikon wird es einen Ofen zum Aufbacken haben und Backwarenverkauf geben. Das Herzstück sind 15 Café-Sitzplätze innen und 25 im Freien.
Mayer ist überzeugt, er schaffe einen Mehrwert für die Bank: «Wir bringen die Laufkundschaft.» Die Öffnungszeiten kann er völlig unabhängig von der Bank bestimmen, dazu muss er sein Personal nicht schulen: «Wir übernehmen keinerlei Bankaufgaben.» Die Bank versichert, dass alle üblichen Sicherheitsstandards gewährleistet seien.
Wann macht ein solches Gespann Sinn?
Klar ist: Bankfilialen sind nicht mehr nur Orte für Transaktionen. Das Online- und Mobile-Banking hat die Kundenbedürfnisse verändert. Bankfilialen fokussieren heute stärker auf komplexe Beratungen und «Erlebnisse».
«Das Angebot als Begegnungszone funktioniert nicht überall», mahnt Bankenexperte Andreas Dietrich (48) von der Hochschule Luzern. In Effretikon dürfte die Rechnung aufgehen: Auch Raiffeisen profitiert von einer besseren Lage und einem Mit-Mieter.
Theoretisch könnten Banken selbst Kaffee oder Snacks anbieten. Dietrich sieht darin aber keinen Vorteil: «Banken sind Finanzdienstleister und haben keine Expertise im Gastronomiebereich.» Solche Angebote könnten Ressourcen binden und vom Kerngeschäft ablenken: «Eine Kooperation mit etablierten Dienstleistern verleiht mehr Attraktivität.»
Raiffeisen hält fest, dass in Banken mitsamt Drittanbietern die Kundenfrequenz steige und die Verweildauer der Besucherinnen und Besucher länger sei. «Die bisher gemachten Erfahrungen mit diesem Konzept sind sehr positiv», so Raiffeisen.