Bankfilialen 2.0
Beratung wird zum Kafi-Date

Banken schliessen immer mehr Filialen. Diejenigen, die bleiben, setzen auf Wiedererkennungswert – mit Stubenatmosphäre und Kaffee aus der Kolbenmaschine.
Publiziert: 21.03.2021 um 11:26 Uhr
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Grüezi Stettbach: Am 15. März hat die Zürcher Kantonalbank (ZKB) am Stettbacher Bahnhof eine neue Filiale gegründet.
Foto: zvg
Eliane Eisenring

Am 15. März eröffnete die Zürcher Kantonalbank (ZKB) eine neue Filiale in Stettbach. Dort brüht ein krawatten­loser Bankmitarbeiter mittels Kolbenmaschine einen Kaffee, bevor er in die gemüt­liche Lounge-Ecke bittet, um über Anlageoptionen zu plaudern. Mit diesem ungewöhnlichen Angebot steht die ZKB nicht allein.

Auch andere Geldinstitute probieren aus, wie sich ihre Niederlassungen individueller gestalten lassen. So ist die Raiffeisenbank in Zofingen AG seit 2017 eine «Stubenbank» – ihre Sitzungsräume sind wie heimelige Wohnzimmer eingerichtet. Und im Pop-up der UBS in Winterthur ZH durften Studenten neben der Bankberatung auch die Kaffeemaschine und Lernplätze kostenlos nutzen.

Kunden kommen mit weniger Filialen klar

Solche neuartigen Angebote stehen im Kontrast zu zahl­losen Filialschliessungen der letzten Jahre, und Corona hat den Trend noch verstärkt: Credit Suisse kündigte zum Beispiel an, rund ein Viertel ­ihrer Geschäftsstellen aufzugeben. Einige sollten ursprünglich nur temporär geschlossen werden, doch die Banken haben gemerkt: Kunden kommen auch mit weniger Filialen klar.

Diejenigen aber, die geöffnet bleiben, sollen lo­ckerer erscheinen und die Beratung in den Vordergrund stellen. Die veränderte Atmosphäre beeinflusse auch die Gespräche, erklärt Dominik Reichlin, Leiter der Raiffeisenbanken in der ­Region Zofingen. Seit der Umstellung zur Stubenbank seien die Kunden offener, «weil es nicht mehr dieses steife Bankambiente ist». Persönlich und wie zu Hause: Das passe zum Selbstverständnis der Raiffeisen.

Junge wollen Bankgeschäft online machen

Die Pop-up-Filiale der UBS in Winterthur, die es von Herbst 2017 bis Frühling 2018 gab, richtete sich speziell an Studenten und Start-ups – samt Znüni-Ecke. Das Ziel war aber nicht, diese Kundengruppe wieder vermehrt in Bankfilialen zu locken: «Wir wollten heraus­finden, was die jungen Leute sich von ihrer Bank wünschen, und unser digitales Angebot vorstellen», sagt Kevin D’Armento, Leiter der UBS Winterthur.

So fand man heraus: Die Generation von morgen will ihr tägliches Bank­geschäft online abwickeln. Also muss der Vormarsch ­digitaler ­Kanäle auch die Rolle von ­Filialen verändern. Cyrill Kiefer, Bankfachberater bei Deloitte Schweiz, bestätigt: «Physische Präsenz bleibt ein wichtiges Vertrauensmerkmal, der Trend geht aber klar zu kleineren Filialen mit hoher Sichtbarkeit.»

Moderne Bankfilialen sind also Aushängeschilder, mit denen sich Geldinstitute von der Konkurrenz abheben können.

Egal, ob sie als Stube, Café oder trendiger Lernplatz daherkommt: Die Bank von morgen will vor allem einzigartig sein.

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