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Hier gibts den Fünfer und das Weggli
Raiffeisen-Filialen werden zu Gemischtwarenläden

Die Bankfiliale hat ausgedient, für die meisten Finanzgeschäfte reicht ein Smartphone oder der Laptop. Deshalb müssen sich Banken etwas einfallen lassen, damit die Kunden noch in die Filiale kommen. Wie das geht, zeigen einzelne Raiffeisen-Genossenschaften.
Publiziert: 03.02.2020 um 22:33 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2020 um 10:08 Uhr
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«De Foifer und s Weggli»: In der Bäckerei Konditorei Christener ist dies möglich.
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Christian Kolbe

«De Foifer und s Weggli!» Das gibt es nicht, wird den Kindern schon früh eingetrichtert. Falsch! In Niederwangen BE ist das jetzt möglich.

Seit kurzem ist in der Berner Ortschaft mit knapp 2000 Einwohnern der Beck auch eine Bank – oder umgekehrt. Denn die beiden Geschäfte teilen sich seit einem Umbau dasselbe Ladenlokal. Brötli, Bargeld und Beratung – alles unter einem Dach. Niederwangen gehört zur Raiffeisengenossenschaft Sensetal, die sich unter anderem dadurch auszeichnet, dass sie die Bankfiliale ständig neu erfindet.

Die Genossenschaften sind frei

Der Hauptsitz der Genossenschaft in Flamatt FR teilt sich Öffnungszeiten und Geschäftslokal mit einer Apotheke, einem Café und einem Pop-up-Store. Dort wurden eben noch Kleider verkauft, nun dürfen lokale Handwerker ihre Ware feilbieten. Wer in der Apotheke ein Kopfwehmittel kauft, kann gleich noch ein Gespräch mit dem Bankberater vereinbaren.

Zwar kümmert sich auch bei Raiffeisen Schweiz eine Projektgruppe um die Zukunft der Bankfiliale. Doch einzelne Genossenschaften sind weitgehend frei darin, wie sie auf die geänderten Kundenbedürfnisse im Banksektor reagieren wollen.

So überrascht es nicht, wenn bei der Raiffeisenbank Bern ein Barista die Bankkunden empfängt oder in der Region von Zofingen AG die Schalterhalle an ein Wohnzimmer – und damit an die Anfänge der Genossenschaftsbank – erinnert. Denn in den Gründerjahren fand die Beratung in der guten Stube der meist bäuerlichen Kundschaft statt.

Zahl der Bankfilialen wird weiter sinken

Diese Zeiten sind längst vorbei. Heutzutage reicht für die meisten Bankgeschäfte ein Smartphone oder ein Laptop. Deshalb müssen sich die Banken – wie auch die Detailhändler – immer originellere Sachen einfallen lassen, um die Kunden noch in die Filiale zu locken.

Diesen Trend unterstreicht eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Gab es im Jahr 2018 noch über 2500 Bankfilialen in der Schweiz, so soll die Zahl der Standorte bis in zehn Jahren auf unter 2000 sinken. «Das ist im europäischen Vergleich immer noch eine sehr hohe Bankendichte», erklärt Robert Buess (50), der bei Oliver Wyman für den Bereich Financial Services zuständig ist.

Bankfilialen wird es allerdings noch lange geben. «Nicht jede Filiale kann einfach geschlossen werden. Falls viele Kunden ihre Bankgeschäfte noch nicht digital abwickeln, besteht die Gefahr, dass die Kunden bei einer Schliessung zur Konkurrenz vor Ort wechseln.»

Die Kuschelfiliale hat Zukunft

Deshalb denken viele Finanzinstitute über die Zukunft der Filiale nach. Meist mit vergleichbarem Ergebnis: Lauschige Filialen sind im Trend. Das heisst, tiefe Polstermöbel, Couchtische und warme Farben laden zum Verweilen ein, die kalten Schalterhallen mit den Trennscheiben aus Glas gehören der Vergangenheit an.

Dabei geht es auch darum, «Berührungsängste mit digitalen Bankdienstleistungen abzubauen», wie Postfinance auf Anfrage von BLICK schreibt. Das Finanzinstitut ist seit vier Jahren daran, seine 39 Filialen in Begegnungszonen umzugestalten.

Ähnlich klingt es bei Bank Cler, von «Kundenkontakt auf Augenhöhe – ohne Barrieren, wie man sie bei den klassischen Schaltern hatte», ist die Rede. Und die Migros Bank eröffnet in der zweiten Jahreshälfte sogar neue Filialen, um «noch näher bei den Kunden zu sein». So wie es der Dorfbeck in Niederwangen seit Jahr und Tag ist.

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