Banken setzen immer mehr auf Automaten
Bald ist Schluss mit Bargeld am Schalter

Die Zürcher Kantonalbank baut ihre grösste Filiale in Winterthur um. Die klassischen Schalter verschwinden. Die Kunden müssen ihr Geld künftig am Automaten beziehen. Die ZKB ist nicht die einzige Bank, die Schalter abschafft.
Publiziert: 19.05.2021 um 07:01 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2021 um 10:53 Uhr
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Tausendernoten aus der achten Serie: Wer diese in den letzten Wochen umtauschen wollte, landete oft an einem Automaten.
Foto: Keystone
Christian Kolbe und Patrik Berger

Immer weniger Menschen haben noch Bargeld im Sack, ein Trend, der sich durch Corona noch verstärkt hat. Und auch die Zahl der Bankfilialen nimmt stetig ab. Im Normalfall kein Problem. Denn viele Bankkunden haben sich ans Plastikgeld gewöhnt. Oder sie nutzen Bezahl-Apps wie Twint an der Ladenkasse.

Zwar hat sich das in den letzten Wochen vorübergehend geändert, weil seit Ende April mit den Banknoten der achten Serie nicht mehr im Detailhandel bezahlt werden kann. Es werden nur noch die aktuellen Noten als Zahlungsmittel angenommen. Die alten Noten lassen sich allerdings unbefristet umtauschen, zum Beispiel in einer Bankfiliale. Da aber längst nicht mehr alle Geschäftsstellen über einen Bargeldschalter verfügen, braucht es dafür eine Kundenkarte der Bank – oder die Hilfe des Bankpersonals.

Bankschalter immer weniger gefragt

Zum Beispiel bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). «An der Hälfte der 56 Standorte begleiten wir Kunden beim Bargeldbezug auf Bedarf», heisst es auf Anfrage von Blick. Will heissen, einen echten Bargeldschalter hat nur noch die Hälfte der ZKB-Filialen, an den anderen Standorten übernehmen Automaten das Geschäft mit dem Bargeld – und Kundenberater die Bedienung der Automaten falls nötig.

Der Grund: «Die Kundinnen und Kunden frequentieren die klassischen Bankschalter immer weniger», so die ZKB. Da erstaunt es nicht, dass die grösste Kantonalbank der Schweiz auch eine ihrer wichtigsten Filialen künftig ohne Bargeldschalter betreiben will. Wer in der grossen ZKB-Filiale am Untertor in Winterthur ZH am Schalter Geld abheben oder einzahlen will, der muss bald an den Automaten. Ab September wird umgebaut, Eröffnung ist 2022: Statt Schaltern gibt es Tische, Gesprächsnischen, kleine Besprechungsräume. Sogar eine Lounge und eine Espresso-Bar.

Kantonalbanken schliessen Schalter

Noch radikaler macht die Luzerner Kantonalbank den Bankschalter zum Auslaufmodell. Seit 2019 werden die Filialen eine nach der anderen umgebaut, die Schalter rausgerissen. «Mit Ausnahme des Hauptsitzes in Luzern wird es gemäss heutigem Stand der Planung keine Schalter mehr geben», sagt ein Sprecher zu Blick.

Ähnlich das Bild bei der Berner Kantonalbank. In den nächsten zwei Jahren frischt sie ihre Standorte auf und passt sie den veränderten Kundenbedürfnissen an. «Die modernisierten Standorte werden keine Schalter mehr haben», sagt der BEKB-Sprecher. «Wir verstärken jedoch die persönliche Beratung und bieten moderne sowie flexible Banklösungen an.»

Grossbanken setzen noch auf den Bankschalter

Auch Raiffeisen setzt auf Beratung statt Bargeld. «Raiffeisen arbeitet seit über zehn Jahren mit dem Konzept der Beratungsbank», erklärt die Genossenschaftsbank. Ein Drittel aller Geschäftsstellen der Raiffeisenbanken verzichten bereits auf klassische Schalter, teilen sich dafür die Lokalität mit einem Kaffee, einer Apotheke oder empfangen in Wohnzimmeratmosphäre. Klar ist: Weitere Raiffeisenbanken werden dem Trend folgen, Bargeld gibt es dann auch dort nur aus dem Automaten.

Interessant: Die beiden Grossbanken verwöhnen ihre Kunden noch immer mit einem üppigen Schalterangebot. Von den knapp 200 Filialen der UBS verzichten mehr als 30 Geschäftsstellen verteilt über die ganze Schweiz auf den Bargeldschalter. Mit diesen Pilot-Filialen reagiert die Schweizer Nummer 1 auf veränderte Bedürfnisse der Kunden. Und ist damit einen Tick schneller als die Credit Suisse, die bisher einzig in der Vorzeige-Filiale Europaallee in Zürich den klassischen Bargeldschalter durch eine Begegnungs- und Eventzone ersetzt hat. Allerdings zeichnen sich auch bei der Nummer 2 ein Umdenken und weitere Standorte nach dem neuen Konzept ab.

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