Rekord-Aufschlag von 25 Rappen schon fast wieder weg
Warum die Benzin-Preise verrückt spielen

Anfang März sind die Preise an Schweizer Tankstellen so stark gestiegen wie noch nie. Seither sind sie wieder um 19 Rappen gesunken. Preise von unter 2 Franken pro Liter sind keine Seltenheit mehr. Blick weiss, wo man günstig tanken kann.
Publiziert: 19.03.2022 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2022 um 06:14 Uhr
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Bei der Shell-Tankstelle an der Zürcherstrasse in Winterthur kostete der Liter Diesel am 8. März 2.38 Franken.
Foto: Patrik Berger
Patrik Berger

Vor zehn Tagen haben die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs die Schweiz definitiv erreicht. Der Putin-Krieg sorgte für einen Schock. Die Preise an den Zapfsäulen des Landes stiegen stark an. Um 25 Rappen pro Liter Diesel oder Bleifrei 95. Von einer Sekunde auf die nächste. Das gab es noch nie!

Die Preise an der Socar-Tankstelle in Dübendorf ZH sorgten bei den Autofahrern für Verwirrung. 2.25 Franken für einen Liter Bleifrei, gar 2.38 Franken für den Liter Diesel. Die Kassiererin musste sich vor erbosten Kunden erklären. Der hohe Rohölpreis musste als Sündenbock herhalten.

19 Rappen weniger

Jetzt, zehn Tage später, hat sich die Lage in der Schweiz entspannt. Der Rekord-Aufschlag an den Zapfsäulen ist schon fast wieder weg. In Dübendorf kostet der Liter Bleifrei mittlerweile wieder 2.06 Franken (–19 Rappen), der Liter Diesel 2.19 Franken (–19 Rappen).

Ähnlich sieht es in Winterthur ZH bei der Shell-Tankstelle des Einkaufszentrums Rosenberg aus. Der Preis für den Liter Bleifrei 95 ist innert 10 Tagen von 2.27 Franken auf 2.08 Franken gesunken – auch das sind satte 19 Rappen weniger. Den Liter Diesel gibts für 2.20 Franken statt eben noch für 2.39 Franken.

Zwei Preissenkungen

TCS-Treibstoff-Experte Erich Schwizer: «Nach dem zwei Tage dauernden Hoch sanken die Treibstoffpreise. Zuerst um 12 Rappen pro Liter am 11. März. Nochmals um 7 Rappen pro Liter am 15. März.» Wars das also mit den rekordhohen Spritpreisen? Wohl kaum.

Die nächsten Wochen müsse man immer wieder mit neuen Erhöhungen rechnen. «Preisschwankungen werden oft durch Spekulation an den Börsen verstärkt», sagt Schwizer. Immerhin: «Es ist wieder möglich, Tankstellen mit Benzinpreisen unter 2 Franken zu finden», weiss der TCS-Experte. Vor allem im Mittelland, der Region Aargau-Solothurn-Biel, im Kanton Schwyz oder im Emmental.

«Erster Schock ist verflogen»

Auch wenn die Preise schweizweit wieder purzeln: Sie verharren auf einem hohen Niveau. «Die in den letzten Tagen zu beobachtende leichte Erholung erklären wir uns damit, dass auf den Märkten der erste Schock über den Kriegsausbruch verflogen ist», sagt Ueli Bamert, Leiter Politik bei Avenergy Suisse, der früheren Erdölvereinigung.

War der Aufschlag um 25 Rappen übertrieben? «Tankstellenbetreiber können gar nicht anders, als den Zapfsäulenpreis an den Rohölpreis anzupassen, wenn sie rentabel wirtschaften wollen. Folgerichtig sinken die Preise nun auch bereits wieder», so Bamert weiter. Ihm ist wichtig: «Wir sind in der Schweiz nicht von russischem Öl abhängig.»

Derzeit ist die Nachfrage nach Rohöl aber weltweit hoch. Grund dafür ist vor allem die nach dem absehbaren Ende der Corona-Krise wieder anziehende Konjunktur. Deshalb befinden sich die Preise für Rohöl und Gas seit Monaten auf konstant hohem Niveau. Die mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Unsicherheiten verstärken dies.

Rheinfracht wird teurer

Schuld für die weiterhin hohen Treibstoffpreise ist allerdings nicht nur der hohe Rohölpreis – der Preis für Nordseeöl (Brent) sprang auf über 133 Dollar pro Fass. Anfang Jahr waren es noch 79 Dollar. Auch der Tarif für die Rheinschifffahrt ist seit Anfang März von 16 Franken pro Tonne auf 60 Franken gestiegen. «An der Zapfsäule wirkt sich das mit etwa 3 Rappen pro Liter aus», weiss Experte Schwizer. Auch der starke Dollar sorgt für hohe Preise.

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