Umstrittenes Russland-Geschäft
Jetzt greift auch Präsident Selenski Nestlé an

Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé liefert seit kurzem nur noch Grundnahrungsmittel nach Russland. Das ist dem Präsidenten der Ukraine nicht genug. Er attackiert den Nestlé-Chef scharf.
Publiziert: 17.03.2022 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2022 um 19:40 Uhr
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Nestlé ist nach wie vor in Russland aktiv. Der Konzern bedient das Land aber nur noch mit Grundnahrungsmitteln.
Foto: keystone-sda.ch

Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé zeigte sich zurückhaltend. Während sich ein Grossteil der ausländischen Unternehmen bei Kriegsbeginn sofort aus Russland zurückgezogen hat, wartete das grösste Schweizer Industrieunternehmen ab. Nestlé hat in Russland 7000 Angestellte.

Zunächst stoppte Nestlé Anfang März lediglich die Werbeaktionen in Russland sowie Investitionen. Knapp eine Woche später vermeldete der Konzern, fast alle Exporte nach Russland zu stoppen – ausser die von Grundnahrungsmitteln.

«Finanzieren russische Kriegsmaschinerie»

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski prangert westliche Firmen an, die noch immer in Russland geschäften. «Jeder muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht», sagt er.

Und wird noch deutlicher. «Grosse Unternehmen finanzieren noch immer die russische Kriegsmaschinerie, obwohl sie sich schon längst aus Russland hätten zurückziehen sollen.» Die Namen würden alle kennen. «Das ist kein Geheimnis: Nestlé, Mondelez und weitere grosse Lebensmittelfirmen», zählt Selenski auf.

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«Kein Verständnis»

Dieser Entscheid ist für die Regierung in der Ukraine aber nicht hart genug. Nach einem Telefonat mit Nestlé-Chef Mark Schneider (56) attackiert ihn Premierminister Denys Schmyhal (46) auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

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«Ich habe mit dem Nestlé-CEO Mark Schneider über die Auswirkungen gesprochen, wenn seine Firma weiterhin in Russland tätig ist», schreibt Minister Schmyhal. Schneider habe aber leider kein Verständnis für seine Argumente gezeigt, meint er weiter.

Schliesslich macht die Ukraine dem Nestlé-Chef happige Vorwürfe: «Steuern an ein terroristisches Land zu bezahlen, bedeutet, wehrlose Kinder und Mütter zu töten.» Harte Worte. Der Premierminister hofft, dass Nestlé seine Haltung über Geschäftstätigkeiten in Russland bald ändert.

«Gewähren Flüchtlingen Unterstützung»

Bei Nestlé bleibt man gelassen. «Wir haben den Tweet des Ukrainischen Premierministers gesehen. Wir behandeln Gespräche mit Behördenvertretern grundsätzlich als vertraulich. Ich kann Ihnen gleichzeitig versichern, dass wir alles tun was unter den schwierigen Umständen möglich ist, um die ukrainische Bevölkerung im Land selber mit Lebensmitteln zu versorgen. Zudem gewähren wir den ukrainischen Flüchtlingen in vielen Ländern Unterstützung», sagt ein Sprecher zu Blick. (mrl/pbe)

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