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Privatdetektiv Erich Wunderli (61) über die Dilettanten-Beschatter
«Wir haben uns fast fremdgeschämt»

Erich Wunderli bildet seit Jahren Detektive aus – und wundert sich über das dilettantische Vorgehen der Beschatter von Topbanker Iqbal Khan.
Publiziert: 23.09.2019 um 23:15 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2019 um 15:45 Uhr
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Privatdetektiv Erich Wunderli: «Für mich entstand der Eindruck, es ging gar nicht um unauffälliges Beschatten. Ich glaube, da ging es im Einschüchterung, darum, Angst zu machen.»
Foto: zVg
Interview: Christian Kolbe

Erich Wunderli (61), ist Privatdetektiv und Ausbildner. Er betreibt in Dübendorf ZH die Detektei Wunderli und die SAO, die Schweizerische Agenten Organisation, eine Schule zur Ausbildung von Detektiven. Als er die Medienberichte über die Beschatter von Iqbal Khan gelesen hat, musste er sich sehr über deren Methoden wundern.

BLICK: Ein Gerangel auf offener Strasse und am helllichten Tag – ein typisches Vorgehen für Detektive?
Erich Wunderli:
Nein, überhaupt nicht. Wir haben in der Kaffeepause darüber gesprochen, haben uns fast etwas fremdgeschämt für dieses Vorgehen. Echte Detektive würden anders vorgehen.

Inwiefern?
Das war ziemlich dilettantisch. Wenn wir ein Auto verfolgen, achten wir darauf, dass mindestens ein bis zwei andere Fahrzeuge dazwischen liegen. Zudem wechseln sich verschiedene Wagen ab. Für eine Verfolgung in der Stadt würden wir sowieso einen GPS-Tracker verwenden. Der lässt sich ganz schnell anbringen und ist seit 2018 in der Schweiz sogar legal.

Ist es schwierig, einen Tracker anzubringen? 
Nein, wenn das zu beschattende Auto anhält, dann schicken wir einen Läufer los, meist den Beifahrer, der hat den Tracker in wenigen Sekunden angebracht.

Es macht den Eindruck, als ging es gar nicht darum, sich unauffällig zu verhalten. Was könnte dahinterstecken?
Die Beschatter haben das Zielobjekt bedrängt, wollten ihm offenbar das Handy entreissen. Vielleicht wollten die Leute sogar auffallen. Für mich entstand der Eindruck, es ging gar nicht um unauffälliges Beschatten. Ich glaube, da ging es um Einschüchterung, darum, Angst zu machen.

Die Beschatter von Khan haben ein Mietauto benutzt, das leicht zu identifizieren war, schreibt CH Media. Ein Fehler?
Absolut! Wir würden sicher kein Mietauto verwenden. Bei uns kommen nur Autos mit gesperrten Nummern zum Einsatz, also mit Nummer, die nicht im Auto-Index stehen. 

Ein dilettantisches Vorgehen – möglicherweise firmeninternes Sicherheitspersonal, keine ausgebildeten Spezialisten?
Das weiss ich nicht, das würde ich selber gerne wissen.

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