Bankenexperte zum Thriller um Starbanker Iqbal Khan
«Das sind Mafia-Methoden!»

Starbanker Iqbal Khan (43) wird von Detektiven beschattet, dann bedroht. Der Auftraggeber der Beschatter, die Credit Suisse, hüllt sich in Schweigen. Banken- und Reputationsexperten fordern eine Stellungnahme der Grossbank.
Publiziert: 22.09.2019 um 23:08 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2019 um 14:39 Uhr
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Die Grossbank Credit Suisse (am Hauptsitz am Zürcher Paradeplatz) steht im Verdacht, ihren abtrünnigen Topbanker Iqbal Khan (43) beschattet haben zu lassen.
Foto: Melanie Duchene
Myrte Müller

Diesen Bankenthriller müssen auch die Experten erst einmal verdauen. Starbanker Iqbal Khan (43) wird im Auftrag seines Arbeitgebers Credit Suisse bespitzelt, weil er auf Anfang Oktober zur UBS wechselt. Er könnte ja versuchen, CS-Spitzenkräfte zur Erzrivalin zu locken. Oder steckt weit mehr dahinter? BLICK bat Bank- und Reputationsexperten um eine Einordnung. Ein Fall wie dieser ist selbst gestandenen Bankern wie Ex-CS-Boss Oswald Grübel (75) noch nicht untergekommen.

«Der Auftrag kommt von ganz oben»

Noch sei nicht klar erwiesen, dass die Credit Suisse hinter dem Auftrag stecke. Solange gelte die Unschuldsvermutung, sagt Bankexperte Martin Janssen (70). Doch dann meint der Geschäftsführer der Ecofin-Gruppe: «Das, was da passiert ist, sind Mafiamethoden. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass mehrere Personen miteinander einen solchen Überwachungsauftrag erteilen, falls er wirklich von der Credit Suisse stammt.»

Der Verwaltungsrat müsse aktiv werden. «Dem Unternehmen schadet das nicht, wenn sofort die richtigen Konsequenzen gezogen werden», sagt Martin Janssen. Der Bankexperte ist sich sicher: Die Entscheidung muss ein Einzelner getroffen haben. Und zwar von ganz oben. Denn, so Janssen weiter, «solche Praxis ist keine Eigenschaft der Credit Suisse. Da hat jemand alle Massstäbe verloren.» 

«Die Reputation der Branche ist seit Jahren angeschlagen»

Für Reputationsberater Bernhard Bauhofer (57) war es ein Schock, als er von der CS-Beschattung hörte. Auch wenn Wirtschaftsspionage oder Geheimdienstpraktiken in der Finanzwelt eigentlich ja nichts Neues seien. «Meistens werden solche Praktiken aber nicht publik», so der CEO und Gründer der Beratungsfirma Sparring Partners weiter, «es geht hier ja um sehr viel Geld.» Die Befürchtung, dass mit dem Abgang von Igbal Khan komplette Wealth-Management-Teams und in diesem Zuge auch hohe Kundenvermögen verloren gehen und zum Erzrivalen UBS wechseln, sei gross und durchaus berechtigt.

Allerdings: An einen grossen Imageschaden für die Credit Suisse oder gar für die Schweizer Finanzwelt will Bernhard Bauhofer noch nicht so richtig glauben.

Die Reputation der Branche sei eh schon seit Jahren angeschlagen. «Die gesamte Finanzbranche – in der Schweiz allen voran die Grossbanken – leidet unter einem erodierenden Vertrauen und Ansehen», sagt der Reputationsexperte. Ein Vorfall wie der aktuelle werde in der Öffentlichkeit nur als eine weitere Bestätigung gesehen, dass diese Branche unter einem Glaubwürdigkeitsproblem leidet. Bei der CS müssten nun die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und lückenlos aufgeklärt werden.

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