Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert neuen TCS-Benzinpreisradar
«So haben Anbieter Spielraum für Preiserhöhungen»

Der Touring Club Schweiz (TCS) will mit seinem Benzinpreisradar Übersicht schaffen und das Portemonnaie der Schweizer entlasten. Von der Transparenz erhofft sich der TCS auch sinkende Benzinpreise. Der Preisüberwacher befürchtet aber einen gegenteiligen Effekt.
Publiziert: 27.11.2022 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2022 um 11:29 Uhr
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Preisüberwacher Stefan Meierhans wünscht schon lange eine Benzinpreisvergleichs-Plattform. Allerdings sieht er Probleme bei der vom TCS gewählten Methodik für den Betrieb des Benzinpreisradars.
Foto: KARL-HEINZ HUG
Jean-Claude Raemy

Der Touring Club Schweiz (TCS) hat einen Benzinpreisradar lanciert. In diesem Modell werden die Benzinpreise von den Nutzern der TCS-Plattform regelmässig und proaktiv erfasst.

Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) fordert schon seit langem eine Plattform für das Auffinden der günstigsten umliegenden Tankstellen. Das Schweizer Parlament soll in den nächsten Wochen darüber befinden. Der TCS ist nun schon mit einer eigenen Lösung vorgeprescht. Das müsste den Preisüberwacher doch freuen.

Auf Blick-Anfrage erklärt Meierhans zunächst: «Die Initiative des TCS zeigt, dass ein Bedürfnis vorhanden ist: Wir brauchen wirksamen Wettbewerb.» Doch bei der Umsetzung entstehen erste Zweifel: «Ich denke, der Schlüssel zum Erfolg einer solchen Plattform liegt zum einen in der Vollständigkeit und Aktualität der Daten und zum andern, dass nur die günstigsten Anbieter angezeigt werden.» Auf diese Weise fände ein Preiswettlauf statt, um sich als billigsten Anbieter zu profilieren oder überhaupt vom Konsumenten gefunden zu werden.

Der TCS bringt aber eine Gesamtübersicht, auf welcher der Preis von praktisch jeder Tankstelle schweizweit ersichtlich ist. «Da besteht die Gefahr, dass die günstigen Anbieter noch leichter feststellen, dass sie noch Spielraum für Preiserhöhungen haben, weil die benachbarten Tankstellen teurer sind», erklärt Meierhans. Das könnte kontraproduktiv sein und zur Kollusion führen, also einem Preissog nach oben. Ausserdem ist bei einer partizipativen Plattform, wie sie der TCS vorsieht, alles andere als garantiert, dass überall Echtzeit-Preise vorhanden sind.

Die Erfahrung mit aktuell vorhandenen privaten Lösungen zeige, dass Daten oft unvollständig oder nicht aktuell sind. «Diese können daher keine positiven Wirkungen entfalten», urteilt Meierhans.

Lösung mit Tiefpreisgarantie wäre besser

Meierhans wünscht sich eigentlich aufgrund der in Deutschland und Österreich mit staatlichen Lösungen gemachten Erfahrungen auch eine solche für die Schweiz: «In Deutschland hat der verstärkte Wettbewerb zu Preissenkungen geführt. Die ohnehin schon niedrigen deutschen Margen sind um weitere 13 Prozent gesunken.» In Österreich gab es laut Meierhans ebenfalls positive Effekte. Etwa, dass sich Kraftstoffpreise schneller am Rohölpreis orientieren, weil der Wettbewerb zwischen den Treibstoffeinzelhändlern zugenommen hat: «Vor allem, weil in Österreich eine Tiefpreisgarantie besteht: Veröffentlicht werden nur die tiefsten Preise.»

In der Schweiz sind die Margen beim Benzinpreis derzeit immer noch deutlich höher als in Deutschland oder Österreich. Meierhans sieht in einer Benzinpreisvergleichsplattform also echtes Potenzial für spürbare Auswirkungen auf die Preise. Die Schwierigkeit, dass auf freiwillige Partizipation gesetzt wird, liesse sich ihm zufolge durch eine staatliche Lösung verhindern, indem Tankstellenbetreiber ihre Daten offenlegen müssen. Laut Meierhans rege sich dagegen aber aus der Branche Widerstand.

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