Österreich machts vor
App zeigt billigste Tankstelle – Preise sinken

Mitte-Ständerat Pirmin Bischof wirft dem Seco vor, «Unfug» zu verbreiten. Das Vorbild Österreich zeigt: Mit einem Spritpreis-Rechner können Autofahrer an der Zapfsäule kräftig sparen.
Publiziert: 24.09.2022 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2022 um 09:40 Uhr
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Inflation, Prämienschock, hohe Energiepreise: Gerade seit dem Ukraine-Krieg müssen auch Autofahrer tiefer ins Portemonnaie greifen.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Hohe Energiepreise, Prämienschock, Inflation. Alles wird teurer. Auch die Autofahrer müssen tiefer ins Portemonnaie greifen. Seit dem Ukraine-Krieg sind die Spritpreise nochmals schmerzhaft gestiegen.

Da hilft nur, die Preise zu vergleichen. Denn zwischen der teuersten und der günstigsten Tankstelle liegt oft eine Differenz von bis zu 20 Rappen. Da läppert sich etwas zusammen. Das Problem dabei: Tankstellen passen die Preise oft regional aneinander an. Und brauchbare Internetseiten oder Apps zum Preisvergleich fehlen in der Schweiz.

Nachbarland macht es vor

Dabei ist Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) sicher: Gäbe es eine geeignete Übersicht, dürften die Preise sinken. Genau hier will Mitte-Ständerat Pirmin Bischof (63) ansetzen. Am Montag debattiert die kleine Kammer über seine Forderung nach einer nationalen Vergleichs-App für Benzin und Diesel. Ein Modell, das Österreich seit über zehn Jahren kennt.

Auf einer Online-Plattform finden Autofahrer die aktuell billigste Tankstelle in der Umgebung. Die Betreiber müssen ihre Preise täglich an eine staatliche Stelle melden. Weil viele Lenker stets nur die günstigste Zapfsäule ansteuern, zeigt dies Wirkung: Bei unseren Nachbarn sanken die Benzinpreise um mehr als 20 Prozent.

Kostet fast nix, nützt viel

Um den Preiswettbewerb nach unten zusätzlich zu fördern, werden nur die jeweils fünf günstigsten Tankstellen ausgewiesen. So wird verhindert, dass Betreiber ihre Preise an jene der teureren Konkurrenten nach oben anpassen.

Bei den derzeit laufenden Kaufkraftdebatten im Parlament sei das zwar nur eines von vielen Traktanden, sagt Bischof. «Aber eines, das den Staat fast nichts kostet und doch sehr viele Menschen im Land spürbar entlasten würde.»

Bund soll eingreifen

Der Staat habe durchaus ein volkswirtschaftliches Interesse, den Kaufkraftverlust der Bevölkerung zu mindern, betont Preisüberwacher Meierhans. So gab es im Parlament auch die Forderung nach einer Senkung der Mineralölsteuer, was wegen der Ertragsausfälle für den Bund abgelehnt wurde. «Ein Spritpreis-Rechner wäre eine günstige Alternative mit spürbarer Wirkung», sagt Meierhans. «So wird der Wettbewerb gestärkt.»

Irritierend ist allerdings: Der Bundesrat hält von dem Vorschlag gar nichts. Zwar sei er sich der Herausforderungen rund um die gestiegenen Energiepreise bewusst, verglichen mit anderen Ländern aber sei die Teuerung in der Schweiz noch immer moderat. Daher gebe es derzeit keinen Bedarf für dringende Massnahmen.

Seco wenig begeistert

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zeige wenig Begeisterung für den Preisrechner, lässt Bischof durchblicken. «Das ist für mich völlig unverständlich, sogar die Argumentation des Bundesrats spricht eigentlich für einen Spritrechner.»

Die Erdölbranche wehrt sich natürlich mit Händen und Füssen dagegen. Der Wettbewerb spiele in der Schweiz schon heute, versicherte Roland Bilang, Geschäftsführer von Avenergy, gegenüber der SRF-Sendung «Kassensturz». Eine solche App würde den Konsumenten daher gar nichts bringen und wäre «völlig überflüssig».

Österreicherin widerspricht

Auch wäre eine solche App aufwendig und teuer, warnen Gegner. Sie müsste entwickelt werden. Es bräuchte Personal, um sie zu bedienen und Resultate zu liefern. Das alles koste viel Geld.

Hier aber widerspricht eine, die es wissen muss: Erika Ummenberger-Zierler ist Leiterin der Abteilung Wettbewerbspolitik im österreichischen Wirtschaftsministerium und für den dortigen Spritrechner verantwortlich. Dessen Einführung soll gerade mal 250'000 Euro gekostet haben.

«Nicht mehr wegzudenken!»

Die österreichische Regierung habe sich damals zum Motto gemacht: «So viel Transparenz wie nötig, so wenig Bürokratie wie möglich.» So soll auch der jährliche Aufwand gering sein. Gerade in Zeiten hoher Preissteigerungen habe der Rechner für Autofahrer eine «sehr grosse Bedeutung», betont Ummenberger-Zierler. Ihre bisherige Bilanz: «Nicht mehr wegzudenken!»

Für Mitte-Ständerat Bischof sind Kostenbedenken denn auch «Unfug». Für die Schweiz könne der Benzinpreis-Rechner sogar noch günstiger ausfallen als in Österreich. «Wir könnten einfach das österreichische Modell übernehmen», hat er sich vorinformiert.

Bischof rechnet mit Kosten von rund 100'000 Franken. «Das wäre ein Pappenstiel im Vergleich zu den möglichen Einsparungen der Bevölkerung», sagt er. Er geht von 10 bis 15 Prozent aus. «Das ist angesichts der teilweise unanständig hohen Spritpreise sehr viel.»

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