Kolumne von Stefan Meierhans
Keinen Rappen mehr als nötig

Was in der Welt passiert, können wir leider nicht ändern. Wir können nur das «Beste» daraus machen. Also: Ärmel hochkrempeln.
Publiziert: 25.07.2022 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2022 um 17:13 Uhr
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Kennen Sie Adam Smith? Vor 300 Jahren stellte der schottische Philosoph, etwas vereinfacht gesagt, folgende These auf: Wenn sich der Mensch um sein eigenes Wohl kümmert, dann hat auch automatisch die Gesellschaft was davon. Ein Bäcker verkauft sein Brot, weil er Geld verdienen will. Seine Kunden haben im Gegenzug etwas zu essen. Smith nannte das die unsichtbare Hand des Markts.

Übersetzt in die Neuzeit und auf den Treibstoffmarkt heisst das: Wenn man Rohöl zu Treibstoff verarbeitet, verdient man damit Geld. Die Käufer des Treibstoffs sind mobil und können Geschäften nachgehen, die ihnen wiederum Geld bringen. Die Wirtschaft gedeiht – jedenfalls in einer perfekten Welt.

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Denn statt «einem», der herstellt und «einem», der kauft, haben wir es hier mit einer ganzen Kette Beteiligter zu tun: Das Rohöl wird von einem Unternehmen gefördert, dann in Raffinerien zu Treibstoff verarbeitet, danach geht der Treibstoff in den Grosshandel und von dort wird er zu den Tankstellen transportiert, an denen er verkauft werden soll.

Die Preise an den Tankstellen sollten sich im Mittel linear zu den Rohölpreisen entwickeln. Das tun sie aber momentan nicht. Das könnte darauf hindeuten, dass wir entlang der Kette ein oder mehrere Probleme haben. Deshalb werde ich die gesamte Kette ausleuchten.

Fangen wir am Ende der Kette, den Tankstellen, an. Dort haben wir eine paradoxe Situation: Wir haben eine fantastische Preistransparenz – schliesslich hat nahezu jede Tankstelle ihre Preise mit riesigen Leuchtziffern angeschrieben. Und doch nützt uns das wenig, weil sich die Preise schnell ändern. Wir müssten unsere Tage mit dem Abfahren von Tankstellen verbringen, wenn wir den Wettbewerb für uns nutzen wollten. Das ist unrealistisch und auch unökologisch.

Aber es gibt andere Möglichkeiten: Aus meiner Sicht ist die beste eine Preisvergleichsapp für Treibstoffpreise. Die Aktualität der Daten ist der Schlüssel zum Erfolg. Deshalb bräuchte es eine Preismeldepflicht für die Tankstellen. Angezeigt in der App würden nur die fünf günstigsten Tankstellen im Umkreis zum Standort. Schliesslich will man keinen Tankstellenbesitzer zusätzlich ermutigen, die Preise des teureren Nachbarn zu kopieren. Die Österreicher kennen so eine Vergleichswebsite (www.spritpreisrechner.at) schon länger und nutzen sie rege, der Wettbewerb zwischen den Tankstellen wird härter. Im Unterschied zur Schweiz zahlen die Österreicher im Durchschnitt auch nur 15 Rappen pro Liter an die Tankstelle, bei uns ist es rund das Doppelte.

Die Treibstoffpreis-App kann uns gute Dienste leisten, aber sie ist nur ein Teil der Lösung. Ebenso wichtig ist es, dass wir auch die anderen Glieder der Kette genau unter die Lupe nehmen. Denn diese stehen viel weniger im Licht der Öffentlichkeit. Ausserdem ist die Anzahl der Unternehmen, die hier aktiv sind, oft nicht gross.

Die ausländischen, ölfördernden Unternehmen sind schwierig zu regulieren. Deshalb konzentriere ich mich auf die Daten der einzigen Raffinerie der Schweiz, die des Grosshandels und falls nötig, auch die der Transportunternehmen.

Mit der Raffinerie stehe ich bereits in Kontakt. Die Daten des Grosshandels werten wir nach Eintreffen ebenfalls aus.

Ich kann Ihnen versichern, dass ich die nötigen Steine umdrehen werden, bis wir wissen, ob und wer die weltweite Krise zu stark für sich zu nutzen weiss.

Wenn wir schon mit einem sehr hohen Rohölpreis leben müssen, dann sollten wir zumindest dafür besorgt sein, dass niemand entlang des Wegs auch noch Trittbrett fährt. Mein Job ist es, Licht ins Dunkel zu bringen – und genau das tue ich seit Monaten verstärkt auch bei den Treibstoffen und beim Heizöl.

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