Das ist dicke Post für Schweizer Haushalte: Wer aktuell eine Gasrechnung erhält, muss tief schlucken. Normalerweise sind die Gaspreise aufgrund der geringeren Nachfrage im Sommer tiefer als im Winter. Der Ukraine-Krieg hat die Preise in den letzten Monaten nun aber auf den höchsten Stand seit rund 15 Jahren getrieben. Eine Beruhigung ist nicht in Sicht. «Wir gehen davon aus, dass der Preis hoch und volatil bleiben wird», sagt Thomas Hegglin, Sprecher beim Verband der Schweizerischen Gasindustrie.
Bei den Konsumentinnen und Konsumenten kommen diese Erhöhungen jeweils mit Verzögerung an. Doch mittlerweile haben viele Gasversorgungsunternehmen deutlich an der Preisschraube gedreht. Bei Energie 360° in der Region Zürich kostet die Kilowattstunde Gas für ein Einfamilienhaus seit dem 1. Juni mit 17.99 Rappen fast doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Das läppert sich pro Monat rasch zu ein paar Dutzend Franken zusammen.
Riesige Preisunterschiede zwischen den Versorgern
Beim Anbieter Gravag Energie in Goldach SG ist der Gaspreis innerhalb eines Jahrs um 36 Prozent angestiegen. Der Anbieter ESB in Biel BE packte im Mai rund 25 Prozent auf die Preise drauf. Im schweizweiten Durchschnitt sind die Erdgaspreise für Einfamilienhäuser in den letzten zwölf Monaten um satte 70 Prozent in die Höhe geschossen.
Bei rund 100 lokalen Versorgungsunternehmen, verteilt über die ganze Schweiz, kommt es regional zu gewaltigen Preisdifferenzen. So müssen Einfamilienhausbewohner in Matzingen TG nach den neusten Daten des Preisüberwachers nur 5,20 Rappen pro Kilowattstunde berappen, während die Kilowattstunde in Eschenbach SG mit 20,04 Rappen zu Buche schlägt.
Vorbereitung auf den nächsten Winter
In den Kantonen Aargau, Zürich und Solothurn variieren die Preise je nach Gasversorger von 6,73 bis 19,63 Rappen. Ohne Ausreisser präsentieren sich die Zahlen in den Kantonen Graubünden (8,48 Rappen) und Tessin (8,51 bis 10,53 Rappen). Doch die Tendenz ist praktisch überall steigend.
Die künftige Preisentwicklung hängt stark von den Gasreserven in der EU ab. Die EU will ihre Gasspeicher bis zum nächsten Winter zu 90 Prozent füllen. «Man ist auf Kurs. Aktuell sind die Speicher schon knapp zur Hälfte voll, das ist im Vergleich zu den letzten Jahren ein überdurchschnittlicher Wert», sagt Verbandssprecher Thomas Hegglin. Preisprognosen bleiben aber schwierig. «Ob sie zum Jahresende erneut anziehen, ist kaum vorherzusehen. Das hängt stark von den geopolitischen Ereignissen ab.»