Trotz mildem Winter
Schweizer zahlen wegen Ukraine-Krieg noch mehr fürs Heizen

Die Turbulenzen an den Energiemärkten nehmen als Folge des Ukraine-Kriegs nicht ab. Die Erdöl und -gaspreise für die Schweizer Haushalte steigen an.
Publiziert: 21.03.2022 um 14:14 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2022 um 15:20 Uhr
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Im Zuge des Ukraine-Kriegs ist Gas zum Heizen teurer geworden und auf neue Rekordwerte geklettert.
Foto: Shutterstock

Trotz eines konstanten Rückgangs der Heizölnutzung werden in der Schweiz immer noch nahezu zwei Drittel aller Gebäude mit Heizöl oder Gas beheizt. Erst bei Neubauten setzen sich langsam die erneuerbaren Energieträger durch.

Vor allem Besitzer von Einfamilienhäusern interessieren sich aktuell für den Preis für Gas oder Heizöl. Denn im Zuge des Ukraine-Kriegs ist Gas zum Heizen noch teurer geworden und auf neue Rekordwerte geklettert.

Preisanstieg von 84 Prozent

In der Schweiz gibt es über 100 Gasversorger. Die meisten befinden sich im Besitz von Städten und Gemeinden. Ein grösserer Gasversorger ist Energie 360, die frühere Erdgas Zürich. Der Versorger wird seine Gaspreise per 1. April nochmals um rund 10 Prozent, respektive 1,2 Rappen die Kilowattstunde erhöhen, sagte Mediensprecher Michael Walser auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Und weitere Preiserhöhungen könnten nicht ausgeschlossen werden.

Dabei hatte das Unternehmen per Oktober 2021 und per Januar 2022 den Preis bereits jeweils um 2,2 Rappen die Kilowattstunde angehoben. Zusätzlich stieg auch die gesetzliche CO2-Abgabe zum Jahreswechsel um rund 0,4 Rappen.

Damit kostet das Standardprodukt für einen durchschnittlichen Heizkunden mit einem Mehrfamilienhaus ab dem nächsten Monat 12,9 Rappen die Kilowattstunde. Vor der Erhöhung im Oktober waren es noch 7,0 Rappen. Damit stieg der Preis innerhalb von sechs Monaten um 84 Prozent.

Stark abhängig von Russland

Noch härter trifft es die Kunden der Regionalwerke Baden (RWB). Wie «20 Minuten» berichtete, verschickten diese der Kundschaft unlängst einen Brief, in der eine Verdopplung des Preises ab April angekündigt wurde.

Laut Experten ist diese Entwicklung wenig erstaunlich. Europa ist sehr stark abhängig von Energieimporten aus Russland. Die Sorge vor möglichen Exportstopps wegen des Kriegs liess die Preise für Öl, Kohle und Gas in den letzten Wochen in die Höhe schiessen.

Eine rasche Entspannung der Situation an den Rohstoffmärkten ist wegen der grossen Abhängigkeit von Russland nicht in Sicht. Vielen Schweizerinnen und Schweizern könnten daher in den nächsten Monaten noch ein oder mehrere Briefe mit Preisanpassungen ins Haus flattern.

Gasversorgung noch nicht beeinträchtigt

Hierzulande wird übrigens gar kein Erdgas gefördert. Im Jahr 2020 importierte die Schweiz laut dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) knapp die Hälfte des Gases aus Russland. Knapp ein Viertel lieferte Norwegen und ein Fünftel die EU. Algerien machte noch 3 Prozent der Lieferungen aus.

Immerhin ist die Gasversorgung der Schweiz trotz Krieg gegenwärtig nicht beeinträchtigt. Energie 360° geht momentan davon aus, dass die Versorgung in den nächsten Monaten aufrechterhalten werden kann. Die Abhängigkeit vom russischen Gas dürfte aber hoch bleiben.

Was das Heizöl anbelangt, so werden gut eine halbe Million privater Wohnliegenschaften in der Schweiz damit beheizt. Im Unterschied zum Gas wird der Heizöltank jedoch meist nur einmal jährlich befüllt, oft im Herbst. Viele Einfamilienhaus-Besitzer hatten 2021 bereits einen Anstieg der Heizölpreise gespürt. Und nun steigen die Preise weiter.

Hohe Volatilität der Preise

Für gewöhnlich fasst in Heizöltank in der Schweiz um die 3000 Liter. Eine Füllung kostete gemäss dem Portal «Heizoel24.ch» im vergangenen Herbst rund 3000 Franken. Der Preis entsprach also etwa rund 100 Franken pro 100 Liter.

Aktuell müssen im Schnitt laut dem Portal hingegen fast 150 Franken pro 100 Liter auf den Tisch gelegt werden. Und wie ein Blick auf das Preisdiagramm offenbart, waren seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine zeitweise auch schon fast 200 Franken pro 100 Liter fällig.

Das beweist - ähnlich wie beim Gas - nicht nur den massiven Anstieg, sondern auch die hohe Volatilität der Preise. Und laut Experten dürften diese Schwankungen und Preissteigerungen aufgrund der aktuellen Lage auch beim Heizöl weiter anhalten.

(SDA/mrl)

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