Pöstler in Zürich-Oerlikon wegen 11-Stunden-Arbeitstagen völlig am Limit
«Wenn nichts passiert, braucht es einen Streik»

Die Paketboten in Zürich-Oerlikon sind am Limit: Lange Tage und Personalmangel bringen das Fass zum Überlaufen. Die Mitarbeiter drohen mit einem Streik, falls die Post nicht auf ihre Forderungen eingeht.
Publiziert: 10.12.2024 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2024 um 07:39 Uhr
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Die Paketberge werden in der Zeit vor Weihnachten grösser. Hier ein Bild aus der Distributionsbasis Frauenfeld.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Paketboten in Oerlikon drohen mit Streik wegen Überlastung und Personalmangel
  • Mitarbeiter arbeiten bis zu 11 Stunden täglich
  • Die Post beruft sich auf den GAV
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«Im Allgemeinen ist die Arbeitsbelastung pro Mitarbeiter in den letzten Jahren gesunken», lässt sich Postchef Roberto Cirillo (53) Ende November in einem Interview zitieren. Schon damals haben sich die Gewerkschaften fürchterlich aufgeregt. Für gewisse Bereiche entspreche das schlicht nicht der Wahrheit, entgegnete die Transfair-Präsidentin und Tessiner Nationalrätin Greta Gysin (Grüne, 41).

Jetzt steht das Fass auch bei den Mitarbeitenden kurz vor dem Überlaufen. Gegenüber «20 Minuten» packen mehrere Angestellte der Paket-Post in Zürich Oerlikon aus. Zusammen mit der Gewerkschaft Syndicom haben sie Forderungen nach einer besseren Regelung der Arbeitszeiten an die Verantwortlichen übergeben. Für die Paketboten ist klar: «Wenn nichts passiert, dann braucht es einen Streik.»

Zu lange Tage

Die Pöstler berichten gegenüber der Pendlerzeitung anonym – aus Angst, ihren Job zu verlieren. «Die Situation bei uns ist extrem heftig», erzählt ein Paketbote. Die zu liefernde Menge sei in den letzten Jahren massiv gestiegen, während das Personal nicht aufgestockt wurde.

Die Folge: Arbeitstage von bis zu 11 Stunden und mehr. «Wir fangen manchmal bereits um 5 Uhr an und arbeiten meist bis 16 oder 17 Uhr, manchmal noch länger», berichtet der Betroffene.

Doch damit nicht genug: Der Personalmangel verschärft die Lage zusätzlich. «Viele der Guten sind schon weg», erzählen die Boten. Im letzten Jahr habe es so viele Kündigungen wie nie zuvor gegeben. Neue Mitarbeiter würden oft nach kurzer Zeit wieder gehen.

Die Verzweiflung der Pöstler ist gross. «Früher war ich stolz, ein Postbote zu sein, heute bin ich nicht mehr sicher», gesteht einer von ihnen gegenüber der Zeitung.

Das sagt die Schweizerische Post

Die Post reagiert auf die Vorwürfe und betont, die Anliegen der Angestellten ernst zu nehmen. «Aufgrund der volatilen Mengen ist die genaue Planung der Touren eine Herausforderung. Wir sind regelmässig mit grossen Schwankungen konfrontiert», erklärt die Post weiter. «Im letzten Jahr haben wir in Oerlikon rund 30 neue Mitarbeitende in der Paketzustellung eingestellt.»

Man arbeite eng mit den Sozialpartnern zusammen. Zudem beruft sich die Post auf den Gesamtarbeitsvertrag. Die Arbeitszeit sei da klar geregelt. Die Planung beruhe darauf, Überstunden werden selbstverständlich angerechnet.

Doch die Realität scheint eine andere zu sein. «Das mit den 8,5 Stunden am Tag ist schon lange vorbei», widerspricht ein Pöstler. Die Leitung argumentiere zwar, man befinde sich im gesetzlichen Rahmen. «Dabei sind die für Ausnahmefälle gedacht.»

Die Situation bleibt angespannt. Ob es tatsächlich zum Streik kommt, ist noch unklar. Fest steht: Die Paketboten in Oerlikon sind entschlossen, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen – notfalls auch mit harten Mitteln.

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