Darum gehts
- Holzhochhaus «Rocket» in Winterthur erhält Baubewilligung trotz Kontroversen um öffentliche Terrasse
- Kritik an reduzierter Zugänglichkeit der Aussichtsterrasse und verengten Durchgängen
- 100 Meter hohes Wohngebäude mit 200 Mietwohnungen für 600 Menschen
Die Visiere des prestigeträchtigen Holzhochhauses mit dem Namen «Rocket» sind in Winterthur ZH von weit her sichtbar. Sie zeigen eindrücklich, was auf dem ehemaligen Sulzerareal hinter dem Bahnhof entstehen soll: ein 100 Meter hohes Wohngebäude mit 200 Mietwohnungen. Rund 600 Menschen sollen ab Ende 2028 darin wohnen. Die Baukosten: 163 Millionen Franken. Jetzt hat das höchste Wohngebäude in Holzhybridbauweise – Holz ist das tragende Element der Gebäudehülle – die Baubewilligung bekommen, wie der «Landbote» schreibt.
Es gibt allerdings Knatsch um die Terrasse. Die Bauherren der Zuger Firma Cham Properties müssen zünftig nachbessern. Eigentlich war vorgesehen, dass die Terrasse im 32. Stock – mit Rundumsicht über die aufstrebende 120'000-Einwohner-Stadt – für alle zugänglich sein soll. Davon ist im Baugesuch aber plötzlich nicht mehr die Rede. Stattdessen sollen nur noch Bewohnerinnen und Bewohner des Hochhauses Zugang zum Balkon der Extraklasse haben. Ein öffentlicher «Eventspace» nimmt nur noch 40 Prozent der Fläche ein.
Terrasse mit Umlauf muss her
Das kommt in Winterthur gar nicht gut an. Kritiker sprechen davon, dass die Stadt vor potenten Investoren einknicke. Denn: Als das Volk 2015 den Gestaltungsplan angenommen hatte, war noch von einem «offenen Quartier» die Rede. Und von einem «attraktiven Aussichtsort» mit «hoher Aufenthaltsqualität». Das Amt für Baubewilligung kritisiert nun die eingereichte Version des Projektes. Die öffentliche Terrasse nehme nur noch eine «untergeordnete Rolle» ein, heisst es im Zeitungsbericht. Angemessen sei aber eine «umlaufend einheitliche» Terrasse, die vielfältig nutzbar sei. Heisst übersetzt: nachbessern!
Das ist nicht der einzige Kritikpunkt der Winterthurer Behörde. Auch bei den Durchgängen zwischen dem Hochhaus und seinen Nebengebäuden müssen die Bauherren über die Bücher – und diese «harmonischer und grosszügiger» gestalten. Die Passagen sind statt ursprünglich 25 Meter nämlich plötzlich nur noch 22 Meter breit. Das Amt für Baubewilligungen kritisiert, dass die versprochene «urbane Aufenthaltsqualität» noch nicht erkennbar sei.
Simples Self-Check-in genügt nicht
Auch mit der Gestaltung des Hotels im Erdgeschoss sind die Behörden unzufrieden. Laut Gestaltungsplan ist im Parterre eine «publikumsorientierte Nutzung» vorgeschrieben. Ein simples Self-Check-in und ein Frühstücksraum mit Co-Working-Space erfülle diese Anforderungen nicht, monieren sie. Und fordern eine Aufwertung durch eine öffentliche Hotelbar, eine frei zugängliche Lobby oder ein Restaurant.