Der Blick-Artikel zur Lohnstudie 2023 des Verbands FH Schweiz stösst auf riesiges Interesse. Dabei ist die Wechselwirkung zwischen Bildungsniveau und Lohnhöhe unbestritten. Doch auch mit einfacheren Jobs liegen durchaus gute Löhne drin, wie einige Leser bemängeln – Einsatz und Weiterbildungswille vorausgesetzt.
Beispiel? Laut der GAV-Übersicht der Unia liegt der Medianlohn für einen Autoverkäufer mit Meisterprüfung, 35 Jahre alt, im mittleren Kader und Vollzeit angestellt im Kanton Bern bei guten 9'200 Franken pro Monat. Bei 13 Monatslöhnen sind das fast 120'000 Franken im Jahr. Ähnlich wie bei der FH-Studie variieren diese Werte je nach Region. Im Raum Zürich gibt es die besten Löhne, im Tessin die tiefsten.
Mit einem FH-Abschluss fallen die Löhne zwar noch leicht höher aus. Aber auch mit einer Meisterprüfung respektive höheren Berufsausbildung ist man da durchaus schon «bei den Leuten».
Lohnenswertes Baugewerbe
Auch im Baugewerbe lässt sich gut verdienen. «Im Bauhauptgewerbe werden die höchsten Handwerkerlöhne weltweit bezahlt», sagt Matthias Engel, Sprecher des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV). Der Medianlohn in der Schweiz mit einem Vollzeitpensum liegt laut Bundesamt für Statistik bei 6665 Franken (Zahl aus dem Jahr 2020). Beim gesamten Baustellenpersonal des Bauhauptgewerbes ist dieser fast 1000 Franken höher, bei 7610 Franken. Dabei sind Spesen und Ähnliches eingerechnet.
Beruf | Jahreslohn |
Leiter Immobilien | 150'000 Franken |
Aussendienstmitarbeiter Vertrieb | 140'000 Franken |
Leitung IT-Kundendienst | 132'000 Franken |
Autoverkäufer mit Meisterprüfung | 120'000 Franken |
Polier | 100'000 Franken |
Senior IT-Supporter | 94'000 Franken |
Der Medianlohn der Poliere liegt laut Engel bei 8400 Franken (inkl. Anteil 13. Monatsgehalt, ohne Spesen oder Zulagen) – und jener der Bauführer gar im fünfstelligen Bereich. Dieser wird aber vom SBV nicht statistisch erhoben.
«Das weit verbreitete Klischee, man könne nur mit Anzug und Krawatte Karriere machen, stimmt definitiv nicht», hält Engel fest. Je höher eine Position auf dem Bau, desto gefragter seien die Fachkräfte.
Grundsätzlich nehme das Interesse an den Bauberufen bei den Jugendlichen wieder zu. Jugendliche bemerken laut Engel, dass auch Bauberufe vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Klar ist aber auch hier: Wer sich weiterbildet, verbessert den Lohn markant.
Das sagt der Experte
Es ist aber nicht nur die akademische Bildung, welche über die Lohnhöhe entscheidet. Timon Forrer (42), Direktor beim Beratungsunternehmen Kienbaum, hält fest: «Prinzipiell erfolgt die Vergütungsfestlegung vor allem aufgrund des Angebot/Nachfrage-Prinzips.» Das bedeutet, besonders gesuchte Funktionen werden unabhängig von Ausbildungsanforderungen höher vergütet.
Darüber hinaus ist das Alter noch immer ein entscheidender Faktor, selbst wenn immer mehr Unternehmen Vergütungsentscheidungen primär aufgrund der Funktion, des Leistungsausweises sowie des Potenzials der Arbeitnehmenden treffen. Weitere entscheidende Faktoren sind laut Forrer, ob eine Funktion eine Führungsrolle übernimmt, sowie Branche, Firmengrösse und Standort.
Vertrieb und IT bieten Chancen
Doch wo kann man auch ohne akademische Ausbildung besonders viel verdienen? «Bei vielen Vertriebsfunktionen bestehen keine Anforderungen an eine akademische Ausbildung», weiss Forrer. In diesem Bereich lassen sich in den meisten Branchen Gehälter erzielen, welche diejenigen von klassischen akademischen Berufsbildern auch deutlich übersteigen können.
Vertriebsvergütungssysteme sind in der Regel auf Performance ausgelegt. «Erfolgreiche Vertriebler können so Jahresgehälter von deutlich über 150'000 Franken pro Jahr erzielen», so Forrer. Ein Aussendienstmitarbeiter Vertrieb mit langjähriger Erfahrung könne gut auf 140'000 Franken Bruttolohn kommen. Ein Leiter Immobilien/Facility Management gar auf 150'000 Franken.
Auch bei IT-Profilen beobachtet der Experte immer mehr, dass Firmen gerne auch Mitarbeitende ohne akademische Ausbildung einstellen und vor allem auf deren Fähigkeiten achten. «So lässt sich mit entsprechender Leistung und Weiterbildungen auch mit einer Fachkarriere 100'000 Franken und mehr pro Jahr erzielen», schliesst Forrer. Für einen Senior IT-Supporter liegen 94'000 Franken drin, für die Leitung eines IT-Kundendienstes gar 132'000 Franken, laut Zahlen von Kienbaum.
Zuletzt sollte an dieser Stelle die Führungslaufbahn erwähnt werden. «Auch hier lassen sich in vielen Bereichen ohne akademische Ausbildung bereits auf einer Teamleiterstelle über 100'000 Franken pro Jahr erzielen.»