«Ohne das Ausland würden wir verhungern» – Bauer schlägt Alarm
Der Schweiz gehen Ende Jahr die Biokartoffeln aus

Schweizer Kartoffeln aus Bio-Anbau werden knapp. Ein Biobauer erzählt, wie Pilzbefall und schlechtes Wetter die Ernte ruinieren. Ab Januar sind Importe nötig. Doch es gibt eine langfristige Lösung.
Publiziert: 02.11.2024 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2024 um 18:34 Uhr
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Bio-Bauer Heinz Höneisen hatte wegen Pilzbefalls und schlechtem Wetter grosse Ernteeinbussen.
Foto: Thomas Meier

Auf einen Blick

  • Schweiz gehen die Biokartoffeln aus, Wetter und Pilz schuld
  • Ernte dieses Jahr nur halb so gross wie 2023
  • Hoffnung gibt die resistente Sorte «Acoustic»
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Der Schweiz gehen die Kartoffeln aus. Schuld ist das schlechte Wetter im Frühling. Der Regen und die tiefen Temperaturen haben dazu geführt, dass der Kraut- und Knollenfäulepilz die Kartoffeln befallen und sich landesweit explosionsartig verbreitet hat. «Das haben wir seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt», sagte Ruedi Fischer (55), Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, schon im Juni gegenüber Blick.

Mehrfach hat der Bund das Importkontingent für Kartoffeln wegen den schlechten Ernten bereits erhöht – zuletzt Ende August. Bei den Biokartoffeln sieht die Lage so aus: Die Ernte hat sich laut Bio Suisse dieses Jahr gegenüber 2023 halbiert. Folglich hat die Schweiz nur noch bis Ende Jahr eigene Biokartoffeln, so die Schätzung des Verbands. Dann braucht es erste Importe. 

«Nur mit Bio könnten wir die Welt nicht ernähren»

Gegenüber der «Aargauer Zeitung» zieht Biobauer Heinz Höneisen (65) aus Andelfingen ZH ein Fazit, das aufhorchen lässt: «Ohne das Ausland würden wir verhungern.» Auch die konventionelle Landwirtschaft könne daran nichts ändern. Daraus folgert er: Man solle als Bauer lieber ertragsärmer, dafür umweltfreundlicher wirtschaften. Höneisen, der den Verein Bio Zürich und Schaffhausen präsidiert, ist also voller Überzeugung Bio-Bauer. Doch auch er gibt zu: «Nur mit Bio könnten wir die Welt nicht ernähren.»

Für ihn überwiegen aber die Vorteile seiner Anbaumethode – aus mehreren Gründen. Erstens wegen der Umwelt: Ab den 1960er-Jahren setzte man das einstige Wundermittel Chlorothalonil ein, vor sieben Jahren wies der Bund dann Rückstände im Boden nach. Der Wirkstoff ist seit 2020 verboten. Zweitens zugunsten der Gesundheit: «Saldo» fand in diesem Jahr in jeder zweiten getesteten Kartoffel Pestizidrückstände. Der Bund hatte im Juli den Einsatz des Pestizids Proxanil per Notfallzulassung erlaubt.

Zu hohe Ansprüche im Supermarkt

Und drittens, weil es Hoffnung gibt – etwa dank der resistenten Kartoffel-Sorte «Acoustic». Diese überlebte auf den Äckern von Höneisen das feuchte Frühjahr – auch ohne Pestizide. Allerdings erfüllt «Acoustic» nicht unbedingt das «Bijou-Bild» der Verbraucher, also die ästhetischen Anforderungen der Konsumenten an eine Kartoffel. Das Idealbild: länglich, gelb und festkochend.

Die Kaufentscheidungen im Supermarkt sind also mitentscheidend, ob wir künftig genügend eigene Biokartoffeln haben werden. Ansonsten sind wir auch in Zukunft auf Härdöpfel aus dem Ausland angewiesen.

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