Nur für reiche Bergsteiger
Geheimes Edelgas-Gemisch macht Turbo-Aufstieg zum Everest möglich

Ein österreichisches Unternehmen bietet den Aufstieg auf den höchsten Gipfel der Erde innert einer Woche an. Möglich soll dies durch den Einsatz des Edelgases Xenon sein. Die Bergsteiger-Community steht dem Vorhaben kritisch gegenüber.
Publiziert: 23.01.2025 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2025 um 11:43 Uhr
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Üblicherweise dauert eine vollständige Everest-Expedition zwei bis drei Monate.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Firma bietet einwöchige Everest-Expeditionen an, nutzt Xenon zur schnellen Akklimatisierung
  • Traditionelle Alpinisten kritisieren zunehmende Kommerzialisierung des Everest-Anstiegs
  • Preis für die Expedition beträgt 154'000 Dollar, Genehmigungskosten steigen um 35%
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Firma Furtenbach Adventures aus dem Innsbrucker Vorort Rum bietet neu Everest-Expeditionen an, die nur eine Woche dauern. Auf der Website des österreichischen Unternehmens findet sich diese Expedition noch nicht – aber die Ankündigung in der «Financial Times» vor knapp zwei Wochen schlug hohe Wellen.

Dies nicht nur wegen des stolzen Preises von 154'000 Dollar (140'000 Franken) für die Expedition. Und zwar noch bevor Nepal ankündigte, dass die Genehmigung für die Besteigung des mit 8849 Metern höchsten Berges der Welt ab September 2025 um 35 Prozent erhöht wird – von bisher 11'000 US-Dollar auf neu 15'000 Dollar, also rund 13'600 Franken.

Nein, für Wirbel sorgt das Angebot, weil eine Everest-Expedition üblicherweise zwei bis drei Monate in Anspruch nimmt. Dieser Zeitrahmen umfasst verschiedene Phasen der Akklimatisierung, der Vorbereitung und der eigentlichen Besteigung. Die Akklimatisierung ist wichtig, damit sich der Körper an den geringen Sauerstoffgehalt in höheren Lagen anpassen kann. Es minimiert das Risiko der Höhenkrankheit.

Riesiges Interesse am Höhentrip

Lukas Furtenbach (47), Gründer und Geschäftsführer von Furtenbach Adventures, kann die Zeit mit einem Trick wesentlich abkürzen, wie er der «Financial Times» erzählt. Das sei möglich dank der Verwendung des Edelgases Xenon, dem wichtigsten Bestandteil eines geheim gehaltenen Gasgemischs. Die erste Gruppe – vier Briten (ein Pilot, zwei Unternehmer und ein Politiker) wollen im Mai die einwöchige Tour wagen – werde in einer Klinik in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu eine Xenon-Behandlung erhalten und dann direkt zum Gipfel aufbrechen.

Xenon soll die körpereigene Epo-Produktion massiv erhöhen – Epo steht für Erythropoietin, ein Hormon, das die Menge roter Blutkörperchen reguliert. Die Verwendung von Xenon als Dopingmittel ist bekannt.

Natürlich werden die Bergsteiger während des Anstiegs beobachtet, versichert Furtenbach. Er selber habe sein Gasgemisch ausprobiert, allerdings am argentinischen Aconcagua, der 6962 Meter hoch ist. Das Interesse an der kurzen Expedition sei riesig, gibt der Österreicher zu Protokoll. Ebenso, dass er auf Kritik aus der Bergsteiger-Community vorbereitet sei.

Kritik an der Kommerzialisierung

Traditionelle Alpinisten kritisieren Furtenbachs Pläne scharf. Die Kritik richtet sich nicht direkt gegen die Technik, Xenon zu verwenden. Sondern setzt bei der zunehmenden Kommerzialisierung des Everest-Anstiegs an. Grundsätzlich spricht Furtenbach Kunden an, die mehr Geld als Zeit haben und sich deshalb für diese rasche Variante entscheiden.

Historisch betrachtet fehlte es aber schon vielen Everest-Besteigern an den nötigen Fähigkeiten oder der körperlichen Fitness, was zu gefährlichen Situationen am Berg führte – mitsamt Todesfällen. Schon das Auslassen der Akklimatisierungsbesteigung wird von traditionellen Bergsteigern nicht gern gesehen. Die Besteigung ab Basecamp innert drei Tagen, statt innert einer Woche, sorgt für weitere Sorgenfalten.

Furtenbach räumt ein, dass der Wochentrip «aggressiv» sei, wischt jedoch Bedenken wegen Unseriosität beiseite. Er würde das Angebot nicht machen, wenn er von dessen Sicherheit nicht überzeugt wäre. Bisher habe sein Unternehmen eine lupenreine Sicherheitsbilanz.

Im Mai wird klar sein, ob der radikale Ansatz ein Fortschritt ist oder nur Wahnsinn. Die sinkenden Hürden für die Everest-Besteigung haben jedenfalls schon das eine oder andere Opfer gefordert.

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