Blick zeigt, wie und wo der Alltag in Europa auch wieder zurückkehrt. Zum Beispiel heute Mittwoch in Stockholm. Ein denkwürdiger Tag für die schwedische Bevölkerung.
Schweden
Ab heutigem Mittwoch heben die Schweden die allermeisten Beschränkungen auf, auch die Empfehlung zu Homeoffice. Der Direktor der Gesundheitsbehörde, Johan Carlson (67), sagt, Geimpfte könnten nach dem 29. September im Prinzip ein normales Leben führen.
Schluss ist zum Beispiel auch mit Teilnehmerobergrenzen für allgemeine Zusammenkünfte und Veranstaltungen wie Fussballspiele und Konzerte. Auch grössere private Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage sind damit wieder ohne Beschränkung der Gästezahl möglich.
Bislang haben in Schweden mehr als 83 Prozent der Menschen im Alter von über 16 Jahren mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten, über 76 Prozent der rund 10 Millionen Schwedinnen und Schweden auch schon ihre zweite.
Norwegen
Ab diesem Zeitpunkt hebt Norwegen die allermeisten Corona-Beschränkungen auf. Das kündigte Erna Solberg (60), Ministerpräsidentin, tags zuvor ganz offiziell an. «Jetzt ist die Zeit gekommen. Jetzt werden wir zu einem normalen Alltag zurückkehren», sagt Solberg.
Grund für die Rückkehr zur Normalität in Norwegen: Fast 84 Prozent aller Erwachsenen – das Land hat 5,4 Millionen Einwohner – ist vollständig geimpft. Zum Vergleich: Bislang sind 54,57 Prozent der Schweizer Bevölkerung vollständig geimpft.
Über eineinhalb Jahre galten strikte Massnahmen in Norwegen. Die meisten davon fallen jetzt weg. Kein Ein-Meter-Abstand mehr, die Teilnehmerbeschränkungen bei Veranstaltungen und Zusammenkünften sind von nun an Geschichte und die Einreisebeschränkungen sind weitestgehend aufgehoben.
Einzig im Fall einer Corona-Erkrankung müssen sich Norwegerinnen und Norweger weiterhin in Isolation begeben. Klar, sagt auch Solberg mit Blick auf andere Länder, dass die Corona-Pandemie nicht vorbei sei.
Niederlande
Ebenfalls ab dem heutigen Samstag lassen die Niederlande den Pflicht-Sicherheitsabstand fallen. «Damit machen wir einen deutlichen Schritt in Richtung einer Gesellschaft ohne einschränkende Corona-Massnahmen», so die Regierung in Den Haag. Allerdings können die Niederländer noch keinen «Vrijheidsdag» (Freiheitstag) feiern. Denn für den Besuch von Restaurants oder Sportevents braucht es den Corona-Pass.
Volle Stadien und Kneipen sind aber wieder erlaubt und Restaurants, Geschäfte und Theater können wieder unbegrenzt Besucher zulassen. Die Behörden sprechen von aktuell rund 82 Prozent der Erwachsenen, die nun vollständig geimpft sind.
Dänemark
Das deutsche Nachbarland Dänemark beendete vor zwei Wochen alle Corona-Massnahmen. Nachdem rund 86 Prozent der über 12-Jährigen vollständig geimpft sind, sei die Epidemie unter Kontrolle und gelte nicht mehr als Bedrohung für die Gesellschaft, sagte Gesundheitsminister Magnus Heunicke (46). Besonders bei den über 60-Jährigen ist die Impfquote mit 95 Prozent sehr hoch.
Im Frühling hatte Dänemark eine Zertifikatspflicht eingeführt, die zum Besuch von Restaurants und auch des Coiffeurs berechtigte. Selbst dieses Zertifikat braucht es nun nicht mehr. In Dänemark wird Corona inzwischen fast wie eine normale saisonale Grippe betrachtet.
Irland
Am 22. Oktober sollen in Irland alle Einschränkungen aufgehoben werden, kündigte die Regierung schon vor Wochen an. Auch ein Zertifikat soll ab dann nicht mehr nötig sein. In Gesundheitseinrichtungen, Geschäften und im öffentlichen Verkehr gilt die Maskenpflicht aber über diesen Stichtag hinaus.
Vollständig geimpft sind in Irland derzeit 76 Prozent der etwa 5 Millionen Einwohner.
Grossbritannien
England war das erste europäische Land, das am 19. Juli mit dem «Tag der Freiheit» das Ende aller Massnahmen feierte. Masken werden nur noch empfohlen. In einigen Geschäften und Transportmitteln sind sie allerdings vom Unternehmer her vorgeschrieben. Wegen des Anstiegs der Fallzahlen braucht es ab Ende September für Nachtclubs und andere Indoor-Veranstaltungen ein Zertifikat.
Die Briten waren in Europa die Ersten, die im Dezember 2020 mit Impfen begonnen haben. Auch die anderen britischen Staaten leiten nun Lockerungen ein. In Grossbritannien sind aktuell über 71 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Und das sind die Impfvorbilder in Europa
Impfstatistiken, von denen die Schweiz nur träumen kann, liefern die Feriendestinationen Spanien und Portugal. Gemäss neusten Zahlen der Impfdatenbank Our World in Data sind 85 Prozent der Portugiesen und 78 Prozent der Spanier bereits vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
Dicht auf den Fersen sind die Nachbarländer Frankreich (65 Prozent) und Italien (67 Prozent) bei den vollständig geimpften Personen in der Bevölkerung. (uro/fel)