Die Nachwirkungen einer Corona-Erkrankung sind für einige Betroffene immens. Gemäss Einschätzung der Science Task Force leiden in der Schweiz mindestens 200'000 Personen an Long Covid. Konkret bedeutet das: Über drei Monate nach einer Corona-Infektion haben sich die Betroffenen nicht vollständig erholt. Ihr Alltag wird von Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und Kurzatmigkeit bestimmt.
In einer Umfrage des Vereins Long Covid Schweiz heisst es sogar, dass jeder fünfte Long-Covid-Patient arbeitsunfähig sei. Für die Betroffenen gibt es aber gute Nachrichten: In Deutschland gelingt einer Ärztin die Heilung von vier Personen. Das berichtet Focus Online.
Demnach wurden vier Personen dank eines Wirkstoffs, der ursprünglich als Herzmedikament entwickelt wurde, geheilt. «Es war wie ein Riesen-Wunder, als wir gemerkt haben, dass die Patienten dadurch beschwerdefrei wurden», erklärt die Fachärztin für Augenheilkunde Bettina Hohberger. Sie war eine der behandelnden Ärztinnen.
Lange Heilung
Die Heilung ging schrittweise und dauerte mehrere Wochen, doch eine Besserung spürten alle vier Patienten relativ schnell. «Teilweise schon wenige Stunden nach der Infusion liess beispielsweise der Brain Fog nach – so dass die Patienten wieder klar denken konnten», erläutert die Medizinerin.
Seit diesen Erfolgen werden Hohberger und ihre Kollegen von Anfragen überrannt. «Wir erhalten Hunderte von Zuschriften von Betroffenen, die Hilfe suchen und sich Heilung erhoffen», so die Ärztin. Doch momentan kann das Team keine weiteren Long-Covid-Patienten behandeln. «Das Medikament ist aufgebraucht, wir hatten nur wenige Dosen», sagt Hohberger.
Das Medikament mit dem Wirkstoff BC 007 befindet sich noch in der Zulassungsphase. Dass ausgerechnet ein Team von Augenärzten der medizinische Überraschungserfolg gelungen ist, hat übrigens einen Grund. Am Anfang des möglichen Durchbruchs steht nämlich ein 59-jähriger Glaukom-Patient, der auch an Long Covid erkrankte.
Verbesserte Durchblutung
«Wir verabreichten ihm BC 007 per einmaliger Infusion und beobachteten ihn drei Tage auf der Station», sagt Hohberger. Bereits innerhalb des stationären Aufenthaltes fühlte sich der Patient besser. In Folge der Behandlung kehrten auch seine Konzentrationsfähigkeit und sein Geschmackssinn zurück.
Hohberger und ihre Kollegen konnten ausserdem eine verbesserte Durchblutung im Auge sowie einen Rückgang der Autoantikörper feststellen. «Dass der Patient aber durch die verbesserte Durchblutung komplett beschwerdefrei wurde, hat uns selber erstaunt», so die Ärztin.
Ein zweiter Patient hörte von der Heilung und wandte sich an die Klinik, wo auch der erste behandelt wurde. Auch hier stellte sich eine schnelle Heilung ein. Der 51-Jährige war seit seiner Corona-Infektion, die zum Zeitpunkt der Behandlung Ende Juli über ein Jahr zurücklag, körperlich massiv eingeschränkt und nicht mehr arbeitsfähig.
Zittern innert Stunden weg
Durch das Medikament verschwand nicht nur sein Brain Fog innerhalb von 24 Stunden, auch das starke Zittern seiner rechten Hand hörte am zweiten Tag nach der Behandlung auf. Innerhalb der ersten Woche verbesserten sich Gleichgewichtssinn, Koordination und die Gedächtnisleistung – auch die Erschöpfungszustände wurden schwächer. Mittlerweile ist er symptomfrei und kann wieder arbeiten.
Dasselbe wiederholte sich zwischenzeitlich auch bei zwei weiteren Long-Covid-Patienten, darunter eine 39-jährige Grundschullehrerin, die unter Lähmungserscheinungen litt und teilweise auf den Rollstuhl angewiesen war. Auch ihr Zustand verbessert sich seit der Medikamentengabe kontinuierlich, so Focus Online.